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Allgemein Musik

Ein Heimspiel- Ansa Sauermann in der Scheune

Man muss schon sagen, dass er sich ganz schön Zeit gelassen hat, um auf die Bühne zu kommen. Aber es gab ja eine Bar und David Jonathan, der als Support die Band unterstützt hat. Alles in allem ist die Scheune auch mehr für die kleinen, gemütlichen und familiären Konzerte gedacht, denn nur circa 150 Menschen eskalierten dann gegen 22 Uhr völlig, als endlich Ansa und seine fantastische Band die Bühne betraten und mit „Der Teufel lebt“ begonnen haben.

Gleich beim ersten Lied fällt mir auf, dass ich die Vibration vom Bass durch mein Hosenbein hindurch spüren kann. Man muss auch dazu sagen, dass Ansa live wirklich genauso gut ist, wie in seinem neuen Album „Weiße Liebe“. Ich kann mir vorstellen, dass Ansa nach jedem Konzert erst mal heiser ist, sowie er sich die Seele aus dem Leib gesungen hat. Die Eskalation, als sie die Bühne betreten haben, war jedoch gar nichts gegen das, was dann abging, als sie „Reise“ zum 1. Mal gespielt haben. Alle haben zumindest beim Refrain mitgesungen. Mir persönlich gefällt ja „Reise“ auch am besten, wegen dem schnellen Rhythmus und der schönen Melodie. Passend dazu ist dann wenig später auch der Titel des Liedes Programm. Mit seinem Lied „Tanzt“  bringt er alle zum Tanzen. Dabei wurde es in der ganzen Halle ganz schön warm. Selbstverständlich haben auch alle bei meinem derzeitigen Dauerohrwurm „Geist“ mitgesungen. Der bleibt einfach im Kopf. Man muss vielleicht noch dazu sagen, dass während des eineinhalb stündigen Konzerts die Bühne in verschiedenen Farben beleuchtet wurde: Bei dem Lied „Weiße Liebe“ war beispielsweise die Bühne blau bestrahlt und bei dem Song „Julia“ rot.

Aber Ansa stellte nicht nur Lieder aus seinem neuen Album vor, sondern auch noch ein altes Lied: „Foto“. Dabei schwelgte natürlich dann das gesamte Publikum in Erinnerung und sang ganz versonnen mit. Manche Lieder waren mir unbekannt. Wie zum Beispiel „So weit“, was ich gestern zum ersten Mal gehört habe, obwohl die Single schon im Juli veröffentlicht wurde und das Lied auch auf dem Album „Weiße Liebe“ zu finden ist. Ich habe mich direkt in das Lied verliebt.  Am besten jedoch war, als die Band zum letzten Mal für ihre Dresdner Fans gespielt hat. Dabei haben sie wirklich nochmal alles bei ihrem Lied „Reise“ gegeben. Die Reaktion des Publikums darauf war natürlich berauschend.

Ihr werdet euch jetzt sicher vielleicht schon gefragt haben, was mich bewogen hat, auf Ansas Konzert zu gehen. Ganz einfach: Selbst in etwas rockigeren und fröhlicheren Liedern verpackt eine super tiefe Botschaft, über die man teilweise ganz schön nachdenken muss. Natürlich kommt das dann gerade erst bei seinen etwas ruhigeren Liedern am besten rüber. Diese Botschaften, die er in seinen Songs verpackt, betreffen meines Erachtens alle Altersgruppen und die Lieder auf seiner neuen CD können auch der passende Soundtrack für jede Lebenslage sein. Ansa bringt die Gefühle einfach super rüber. Mit seiner wirklich rauchigen Stimme, finde ich, macht er dann dieses Paket komplett. Es passt einfach alles zusammen. Und das schönste ist, er ist gebürtiger Dresdner, weswegen er sich natürlich in diesen Gefilden zu Hause fühlt, was man ihm Samstagabend auch wirklich angemerkt hat. Ein gelungenes Heimspiel für Ansa und seine Band und ein unvergesslicher Abend für das Publikum.

Ansa Sauermann ist noch bis Dezember auf Deutschlandtour. Hier erfahrt ihr wo ihr ihn noch sehen könnt.

Text und Fotos: Klara Grassl

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Musik

Marcus Miller bei den Jazztagen ‘17 im Erlwein Capitol

Die Jazztage rufen und auch einer Amerikas dienstältester E-Bassisten durfte am vergangenen Dienstag nicht fehlen: Marcus Miller.

Miller ist momentan auf Europa-Tour und ließ es sich dabei nicht nehmen, in Sachsens Landeshauptstadt Halt zu machen.

Der Abend begann mit Power vom 2001er Album .Entgegen des Namens war die Performance aber nicht wirklich energetisch. Einerseits waren die Instrumente schlecht gemixt, sodass ausgerechnet der Bass in den Boxen kratzte und andererseits wirkte die Band nicht wirklich warmgespielt.

Der sonst so zeitlos agile Miller schien am Bass und Mikrofon eher verhalten, was sich auch während der folgenden Stücke Highlife und B’s River nicht änderte.Erst nach Trip Trap platzte der Knoten: Der wuchtige Trip-Hop-Beat schien den Musikern die Verkrampftheit endlich auszutreiben. Die Ansagen am Mikro gingen nun auch über ein “Hello” und “The next song is … ” hinaus.

Was folgte, war ein souverän gegroovter Abend. Die Setlist setzte sich hauptsächlich aus Stücken der letzten beiden Alben Afrodeezia oder Renaissance zusammen. Bei diesen malträtierte Miller sein Instrument auf die verschiedensten Arten und Weisen –  unterstützt und begleitet von seiner Band. Trotz der Dominanz des Basses legte Miller Wert auf einen ausgeglichenen Sound und versuchte auch dem Rest der Band den Spielraum zu gewährleisten, der für eine gute Performance von Nöten war.

Denn im Gegensatz zu Victor Wooten ist Miller ein echter Teamplayer – auf der Bühne wie im Studio. Im Rahmen der Renaissance-Tour hatte Miller bereits erwähnt, dass er wieder Musik für eine gesamte Band schreiben wolle. Und diesen vollumfänglichen Blick kann man den neueren Miller-Kompositionen auch anhören. Natürlich drängt in diesen der Bass immer noch nach vorn und hat ausladende Soli, aber die anderen Instrumente sind nun gleichberechtigte Partner und nicht bloßes Beiwerk.

 

Es ist diese Homogenität im Sound, die einen Marcus-Miller-Abend immer wieder zum Vergnügen macht: Man sieht nicht nur einen der weltweit besten Jazzbassisten, sondern zugleich eine verdammt gute Band.

Ein Artikel von Robert Sittner

Fotos: Robert Sittner

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Tanz und Theater Theater

Aus dem Leben einer Appia-Bühne

Während des Festivals „Rekonstruktion der Zukunft“ (17.10.-11.11.2017) im Festspielhaus HELLERAU stand in den letzten Wochen eines im Mittelpunkt: die Bühne. Die Rekonstruktion der historischen Appia-Bühne zog tausende Besucher aus der ganzen Welt in die Gartenstadt.

In der Presse wurde sie oft als Protagonist des Festivals bezeichnet, doch was wäre, wenn sich diese Bühne äußern könnte? Welche Geschichten hätte sie zu erzählen?

Eine Personifikation auf die Spitze getrieben.
© Appias Bühnenbildentwurf  // Grafik: pleasantnet

Dies ist die Geschichte meiner Heimkehr.

Geboren wurde ich 1912 aus dem Zusammentreffen zweier Männer – Adolphe Appia und Emile-Jaques Dalcroze in der damaligen Rhytmiktanzschule in Hellerau, am Rande von Dresden.

Anfangs war ich nur ein Gedanke. Ein kleiner Funke im Kopfe meines Vaters. Der Wunsch das Theater zu einem realen Ereignis zu machen, das man erleben konnte, statt zu einer Illusion, der man sich hingab.

Zuerst kam ich als Zeichnung auf die Welt, Graphit auf großen schweren Papierbögen. 1912 dann wuchs ich zu meiner eigentlichen Größe heran und mein Vater nistete mich im großen Saal der Rhythmiktanzschule Hellerau ein und nannte mich „Rhythmischen Raum“. Ich war nicht wie all die anderen Bühnen damals, ich war nicht reich verziert, nicht vollgestellt mit Tischen, Stühlen, unechten Bäumen, pompös gekleideten Darstellern, war nicht umrahmt von Stuck oder von einem Vorhang verdeckt. Überhaupt war ich gar nicht von den Menschen getrennt, die kamen um mich zu betrachten. Sobald sie mich betraten und sich auf ihre Plätzen begaben, wurden sie ein Teil von mir und allen Geschehnissen auf mir.

Viele Menschen damals fanden mich befremdlich, seltsam und ungewöhnlich – es gab die verschiedensten Reaktionen auf mich. Ich war zu weiß, zu rein, zu abstrakt, zu minimalistisch – all diese Vorwürfe musste ich mir anhören. Das alles hat mich aber wenig gestört, da ich die ganze Zeit wusste, dass ich ins richtige Licht gesetzt wurde. Alexander von Salzmann sorgte dafür, dass ich nicht einzelnen Scheinwerfern und Leuchten geblendet wurde. Durch sein Licht konnte man mich schattenfrei in meiner Gänze erkennen, ohne dunkle unbeleuchtete Ecken, in denen die Darsteller bei Bedarf verschwinden konnten.

Hinzu kommt noch, dass ich extrem wandelbar war. All meine Glieder und Elemente ließen sich neu anordnen.

© Stephan Floß

Nachdem meine Geburt solch ein Aufsehen erregt hatte, verschwand ich nach 1912 von der Bildfläche. Keiner weiß genau, was damals mit mir geschehen ist. Doch wer glaubt, dass meine Geschichte damit endet, der hat sich gewaltig geirrt.

Ich lebte weiter. Viele Spielstätten brachten Bühnen nach meinem Vorbild auf die Welt. Jahr für Jahr verstrich und ich lebte weiter. In den Universitäten wurde von mir und meinem Vater berichtet, die Schauspielhäuser inszenierten nach meinem Abbild, die moderne Theaterwelt sprach von mir und immer wieder von mir und von den Menschen, die damals kamen um mich zu sehen – Rilke, Kafka, Van de Velde, Mann.

Schließlich als alle tot waren, die mich jemals mit eigenen Augen erblickt hatten, als ich nur noch in den Köpfen der Menschen, in widersprüchlichen Berichten und auf schwammigen Fotos und natürlich den Zeichnungen meines Vater existierte, beschloss meine Geburtsstätte mir neues Leben einzuhauchen. Die alte Rhythmiktanzschule, in deren Laboratorium der Moderne ich erdacht und ausgeklügelt worden war, war nun nach hundert Jahren zu einem Zentrum der Künste geworden. Dort wurde ich 2017 zu neuem Leben erweckt. „Rekonstruktion der Zukunft“ nannten sie meine Wiedergeburt und die Menschen kamen aus der ganzen Welt um mich zu sehen.

Mein weiteres Schicksal ist ungewiss.

© Elisa Kneisel, 2017

 

Ein Artikel von Elisa Kneisel

Fotos: Stephan Floß, Elisa Kneisel

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Theater

Von träumenden Kollektiven und tastenden Schafen – Staatsschauspiel Dresden

Ein Theaterabend der etwas anderen Art im Staatsschauspielhaus Dresden

„Wir schreiben das Jahr 2047“ ertönt eine künstliche Stimme aus dem Off. Es ist Iris, eine künstliche Intelligenz, die in der Zukunft alles zu organisieren scheint. „Bitte legt euer Profil an“. Auf den Displays der Smartphones, die vor den ZuschauerInnen drapiert sind, erscheint die erste Frage. Jede Antwort, die ausgewählt wird, erzeugt einen eigenen Ton, ein Geräusch oder eine Melodie und lässt die Bildschirme in verschiedenen Farben aufleuchten. Die Antworten werden von Iris in der Cloud berechnet und die ZuschauerInnen dementsprechend durcheinandergewürfelt. Sie bilden Paare oder ganze Schwärme, bauen sich Nester aus den Kunststoffhockern oder beantworten gemeinsam Fragen auf den Smartphones, die sich an ihre Handgelenke befestigen lassen. Als Spielleiter fungieren neben Iris, die zwei einzigen „echten Performer“ Kostia Kallivretakis und Vassilis Koukalani.

Die ZuschauerInnen unterliegen einem permanenten Abstimmungsprozess, antworten sie nicht rechtzeitig, ermittelt Iris anhand der Daten die wahrscheinlichste Antwort. Sie sind also nicht bloß beobachtende TeilnehmerInnen, sondern aktive MitspielerInnen.

Foto: Sebastian Hoppe

Anstelle eines klassischen Bühnenbildes ist der Saal ähnlich einem Minecraftspiel aufgebaut, welches die ZuschauerInnen miteinbezieht. Zwischendurch fühlt man sich etwas in die Schulzeit zurück-, anstatt in die Zukunft voraus versetzt. Das liegt womöglich auch an den etwas chaotischen Umbauszenen und interaktiven Finde-deinen-Partner-Spielen.

Thematisch greift das Stück auf die Generation der „Digital Natives“ zurück und stellt aufkommende Fragen in den Mittelpunkt: Inwiefern funktioniert die vernetzte Welt, ist sie besser oder sicherer geworden und inwiefern sind wir durch Algorithmen beeinflusst? Gibt es einen freien Willen oder haben wir unseren Willen bereits an die Maschinen verloren? Sind unsere Freiheit und Selbstbestimmung vor dem Untergang bedroht? Sind wir irgendwann nur noch Marionetten komplexer Systeme? Und welche Bedeutung trägt die digitale Vernetzung für demokratische Prozesse? Würden wir beispielsweise anders wählen, wenn uns in regelmäßigen Abständen ein Algorithmus Parteien vorschlägt, die zu unserem digitalen Fingerabdruck passen?

Foto: Sebastian Hoppe

Mit dem Ausgangspunkt Athen als die Wiege der Demokratie und des Theaters, besteht ein permanenter thematischer Bezug zu Griechenland und es drängt sich die sehr akute Frage auf: Ist diese Demokratie, in der wir leben, noch eine Demokratie?

Im Griechischen ist das Einverständnis die Sinfonia. Das Zusammenspiel aller Antwortstöne und –farben geben am Ende einen Zusammenklang, ein „Orchester der Meinungen“.

Foto: Sebatian Hoppe

Träumende Kollektive. Tastende Schafe ist der dritte Teil von der Produktionsreihe Staat 1-4, welche eine Kooperation zwischen dem Haus der Kulturen Berlin, den Münchnern Kammerspielen, dem Schauspielhaus Düsseldorf, dem Schauspielhaus Zürich, dem Staatsschauspiel Dresden und dem Rimini Protokoll ist und wurde im Rahmen eines Langzeitprojekts der HKW „100 Jahre Gegenwart“ entwickelt.

Der Regisseure Daniel Wetzel bildet mit anderen das Autorenkollektiv Rimini Protokoll mit dem Mittelpunkt um die Weiterentwicklung des Theaters durch verschiedene Mittel. Alle Vier Teile werden im März 2018 in Berlin im Haus der Kulturen der Welt gezeigt,

In München zum Beispiel wurde sich mit dem deutschen Geheimdienst anhand einer Audioführung durch ein Museum auseinandergesetzt, in Düsseldorf mit dem Problem von Großbaustellen und in Zürich mit dem „Weltzustand“ an sich, und der Frage inwiefern sich ein Land von der internationalen Verantwortung entziehen kann.

Text: Barbara Staudenmaier

Fotos: Sebastian Hoppe

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Allgemein Tanz und Theater

„Kill your … !“ im Festspielhaus Hellerau

Um 20 Uhr ist die Empfangshalle des Festspielhaus Hellerau gefüllt mit Kunstinteressierten, allesamt gespannt auf die bevorstehende Performance „Kill your … !“ der Choreografen Cindy Hammer, Joseph Hernandez, Anna Till und Johanna Roggan, die in ihrem Stück auch tanzen werden. Schon der Titel regt zum Nachdenken an: Was soll gekillt werden? Weshalb? Und was hat diese Aufforderung mit dem Leitgedanken des Spielplans im Oktober 2017, „Rekonstruktion der Zukunft-Raum-Licht-Bewegung-Utopie“, zu tun?

Die Performance  beginnt mit einer Ansprache ans Publikum durch zwei der Choreographen. Nach kurzer Wartezeit betritt man dann von der Seite aus den großen Saal des Festspielhaus Hellerau, und landet inmitten der weißen Elemente der Rekonstruktion von Adolphe Appias Bühne. Die Besucher bekommen die Chance, diese Bühne zu erkunden, zwischen den einzelnen Teilen hindurchzulaufen und die Tänzer, die bereits erste Bewegungsabläufe vorführen, aus nächster Nähe zu betrachten. Dann plötzlich ein Lichtsignal und die damit verbundene Aufforderung an die Besucher, sich auf die Tribüne zu begeben, um den Performern die Bühne zu überlassen.

Bei dezenter musikalischer Begleitung beginnen die Tänzer nun, gemeinsam die gesamte Bühne mit in ihre Performance einzubeziehen. Den Zuschauern gleich erkunden sie die Ecken und Kanten der Appia-Bühne, verschwinden zwischen den einzelnen Elementen, tauchen an anderer Stelle wieder auf. Sie führen sowohl synchrone als auch individuelle Bewegungen auf, immer im Bezug aufeinander. Mehrfach fällt einer der vier zu Boden und wird von den anderen „geweckt“.  Dann plötzlich holt Anna Till ein Mikrofon hervor und beginnt auf ironische Art, mit dem Charme eines Touristenführers, den Zuschauern auf den Tribünen die Bühne vorzustellen, ihre Geschichte, ihre Maße. Nüchtern, frei von träumerischen Interpretationsansätzen stellt sie Appias Werk dem Publikum vor. Währenddessen führen Cindy Hammer und Joseph Hernandez eine Partnerperformance auf, Johanna Roggan verschwindet derweil  vollkommen hinter der Bühne. Zum Ende hin wird sogar eine Art Probe auf der Bühne dargestellt, die ihre Krönung darin findet, dass Anna Till und Joseph Hernandez auf einmal mitten in der Choreografie abbrechen und anfangen miteinander Bewegungsabläufe zu besprechen, so als würden sie das Stück noch üben.

Die Aufführung zeigt den Besuchern die Bühne auf die verschiedensten Weisen, mit blanken Zahlen, Farben, Licht. Mal sieht man eine Landschaft, mal ein futuristisches Bauwerk, mal Flächen, mal Körper. Der Betrachter wird mit einbezogen, wird dazu angeregt diese Bühne komplett, jedes einzelne Element, zu erkunden. Sogar die uns bekannten Dimensionen werden aufgebrochen, indem Johanna Roggan auf dem Boden liegt, auf den Seitenflächen der weißen Blöcke „entlangläuft“, wodurch auf einmal eine vollkommen neue Sichtweise der Bühne beim Zuschauer entsteht.

Das Besondere an allen Aufführungen auf dieser Bühne ist, dass man als Besucher von jedem Punkt der Tribüne aus ein anderes Stück sieht, andere geometrische Formen entstehen, man andere Anteile der Performance erblickt. Um „Kill your … !“ vollständig zu erleben, müsste man eigentlich mindestens dreimal in die Aufführung gehen und sich jedes Mal an unterschiedliche Stellen der Tribüne setzen. Da diese Performance aber auch nicht langweilig wird, würde man dies gerne tun – leider steht sie nur zweimal auf dem Spielplan.

Text von Paul und Titus Thiele

Foto: Stephan Floss

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Allgemein Musik Theater

Das Überraschungskonzert im Boulevardtheater – THE NEW MIXTAPE – Premiere

Der Kalender zeigte den 24.Oktober 2017! Das heißt, Tag der Premiere von ,,The new Mixtape“ im Boulevardtheater Dresden. Keiner wusste was beim Überraschungkonzert passieren wird.

Die Bühne wurde rot bestrahlt und hunderte Zuschauer warteten auf den Beginn. Als kurz nach 19:30 Uhr Philipp Richter die Bühne betrat, begann eine Mischung aus Konzert und Unterhaltungsshow! Ein Moderator (Philipp Richter), sechs Künstler und die Band Funkybeats standen nun vor der Aufgabe das Publikum zu unterhalten.

Philipp Richter sorgte schon ganz am Anfang für einen hohen Unterhaltungswert, dadurch dass er das Publikum aufforderte mitzusingen. Danach folgten die 6 Künstler, sie performten jeweils ein Lied, welches für sie eine besondere Geschichte mitbringt. Stefanie Bock, war die erste. Sie sang Geile Zeit von Juli. Danach stellte sie sich kurz vor und Philipp Richter stellte kurze Fragen. Es folgten Volker Zack, Manuel Krstanovic, Volkmar Leif Gilbert, Katharina Eirich und Andreas Köhler. Die allesamt ebenfalls ein Lied präsentierten und sich dann auf ein braunes Ledersofa setzen.

Kurz vor der Pause gab es einen Höhepunkt, als Andreas Köhler sich knall pinke High- Heels anzog ,dazu tanzte und sang, als wären es seine Lieblingsschuhe. Nach der Pause folgten weitere Hits. Unter anderem sang Manuel Krstanovic Let it go aus Disneys Eiskönigin und Volker Zack Ist das Liebe von Inka Bause. Am Ende gab es nochmal 2 richtige Powerhits, mit Dance with somebody (von Andreas Köhler) und Thank you for the music ( von Volker Zack), bei denen es dann auch die letzten Zuschauer von den Stühlen riss.

Insgesamt wurden 22 Lieder performt und jede Menge getanzt und gelacht. Wer sich jetzt vielleicht denkt wer der Regisseur ist, wird nicht so schnell darauf kommen, dass es gar keinen gibt. Das Ensemble vom Boulevardtheater kam selbst auf so eine Idee.

Eine unglaubliche Stimmung

Durch die Mischung aus Talkshow und Konzert entstand eine lustige und entspannte Atmosphäre. Die Künstler harmonierten gut zusammen, hatten auch sichtlich ihren Spaß, so dass nie schlechte Stimmung herrschte. Was auch zu der guten Stimmung beitrug, war das die Künstler die Zuschauer einbezogen haben und animiert haben zu tanzen, klatschen oder mit zu singen. Durch den Moderator entstand Abwechslung und die Zuschauer bekamen einen guten Überblick über das Geschehen.

Alle Künstler, sowie die Band sind keine Unbekannten im Boulevardtheater Dresden, so dass man über manch einen staunte und auch andere, persönliche Eindrücke bekam, die man nicht kennt wenn ein Künstler in einer festen Rolle steckt.

Der Spannungsfaktor wurde durch persönliche Anekdoten der Darsteller hochgehalten und auch der Spaßfaktor befand sich auf einem angemessenen Level, nicht zu viel und nicht zu wenig denn es war ja schließlich keine Komödie.

Das Bühnenbild verbirgt Überraschungen

Am Anfang sah man nur eine Band bestehend aus einem Schlagzeuger, einem Keyboarder und zwei Gitarristen. Ein altes braunes Sofa und ein brauner Ledersessel, ein paar Hocker und ein kleiner Tisch mit Mikrofonen.

Dank des Moderators fiel einem dann ein alter brauner Koffer auf, mit vielen kleinen Utensilien die im späterem Verlauf, den Künstlern bei der Performance halfen (z.B.die Pinken High- Heels oder eine Platte von Inka Bause).

Die Darsteller bei einer „Talkrunde“

Als dann die ersten Künstler auf dem Sofa Platz nahmen , wollten sie nach ihren Auftritten etwas trinken. Der Moderator holte darauf hin aus einem kleinen Kühlschrank hinter dem Sofa gekühlte Getränke. Dieser Kühlschrank wurde oft benutzt und wirkte für uns als Publikum als festes Mittel um den Spaßfaktor hochzuhalten.

Was bleibt ist ein unvergesslicher Abend

Am Ende bleibt einfach ein WOW- Moment. Kritikpunkte gibt es keine, außer dass die Zeit nicht eingehalten wurden ist ;), es dauerte 180 Minuten anstatt 110 Minuten, aber das nimmt man wohl keinem übel! Für manche war der Abend sogar zu kurz! In allen Faktoren, egal ob Spaß oder Spannung, lag das Level über den Erwartungsfaktor!

Sogar einen romantischen Punkt gab es, als Andreas Köhler seinen ersten Song präsentierte. Mit Piu bella cosa gab er nicht nur einen ersten Hit aus dem kommenden Theaterstück Azzurro im Boulevardtheater Dresden zuhören, sondern küsste auch Katharina Eirich mit einer Rose in der Hand.

Eins steht fest, in dieser Konstellation und Hitkombination wird es The new Mixtape nicht nochmal geben. Aber der nächste Termin steht schon. Am 13. März 2018 können andere Schauspieler aus dem Theater ihre Lieblingssongs und die damit verbundenen Geschichten präsentieren.

Wir empfehlen das Konzert definitiv weiter! Egal ob du 15 bist oder 60 Jahre alt bist, für jeden ist etwas dabei. Der Spaßfaktor, Spannungsfaktor und die Musik sind grandios.

Das nächste Mal steht The New Mixtape am 13.03.2018 auf dem Spielplan.

Die Band und Künstler bei Philipp Richters Auftritt

Text und Fotos: Lisanne Richter und Melina Israel

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Theater

Interview mit Manuel Krstanovic vom Boulevardtheater – THE NEW MIXTAPE – Premiere

Am 24. Oktober ist es so weit – Die Premiere von THE NEW MIXTAPE im Boulevardtheater Dresden. Dann präsentieren die sechs beliebtesten Schauspieler aus dem aktuellen Bühnenprogramm ihre persönlichen Lieblingssongs. Die Zuschauer erwartet ein Überraschungskonzert, bei dem nicht mal die Darsteller genau wissen, was passieren wird. Das Publikum darf sich bei der Premiere auf Andreas Köhler, Katharina Eirich, Volkmar Leif Gilbert, Stefanie Bock, Manuel Krstanovic und Volker Zack als Spezial-Gast freuen. Unterstützt werden sie von de Dresdner Band „Funky Beats“. Manuel Krstanovic gab uns mit einem kleinen Interview einen Vorgeschmack auf das Stück.

1. Wie sind Sie zum Boulevardtheater gekommen?

Das Team vom Boulevardtheater Dresden und ich waren schon einige Jahre vor der Entstehung dieses Theaters in der Maternistraße im ehemaligen „Wechselbad der Gefühle“ in Kontakt. Es gab immer wieder Anfragen, die ich aufgrund anderer Engagements nie wahrnehmen konnte. Als das Theater dann offiziell eröffnete, ergab sich zufällig ein Zeitfenster. Ich sah nach, was in der Zeit geplant war, und rief dort an. Nach einem kurzen Vorsprechen vor dem Regisseur Jürgen Mai – es war für seine Inszenierung „Herr Doktor, die Kanüle klemmt“ – stand schnell fest, dass wir zusammenarbeiten werden. Drei Jahre später gehöre ich selbst zum festen Team des Boulevardtheaters.

2. Was gefällt Ihnen am meisten, wenn Sie auf der Bühne sind?

Dass es trotz harter Arbeit immer wieder aufs Neue Spaß macht. Teamgeist, tolle Kollegen, eine große Nähe zum Publikum und das Ziel, den Zuschauern gemeinsam einen tollen Abend zu bereiten mit Geschichten, die sie zum Lachen, Nachdenken und Mitfeiern bewegen, machen aus dem Beruf etwas Größeres als schlicht die Arbeit. Es macht auf beiden Seiten gleich viel Spaß. Und das macht mich glücklich, wenn ich abends nach der Vorstellung nach Hause gehe.

3. Haben Sie neben dem Job auch noch genug Zeit für Familie, Freunde und Hobbys?

Zeit ist ein relativer Begriff. Das Schöne an der Familie ist, wenn man sich sieht, knüpft man genau da an, wo man aufgehört hat, als man sich das letzte Mal gesehen hat. So verhält es sich auch mit wahren Freunden. Und ebenso mit den Hobbys. Die Liebe zu Personen und zu Dingen, die man gerne sieht und tut, wird doch nicht weniger, nur weil mir manchmal etwas weniger Zeit dafür bleibt. Entscheidend ist die Art des Umgangs miteinander.

4. Was ist Ihr persönliches Lieblingsstück am Boulevardtheater &und warum?

Am liebsten spiele ich immer noch die Zwillinge Axel und Alex Löchler in „Herr Doktor, die Kanüle klemmt“. Vielleicht gerade, weil es das erste Stück war, dass ich dort geprobt habe. Also sind es wohl sentimentale Gründe, die mich diese Wahl treffen lassen.

5. Haben Sie vor jedem Auftritt Lampenfieber?

Ja und Nein. Eine gewisse Aufgeregtheit ist immer da. Auch wenn man vielleicht oft hintereinander ein- und dasselbe Stück spielt, ist jede Vorstellung anders, die Zuschauer sind anders, die eigene Verfassung ist anders. Das macht jeden Abend spannend. Richtiges Lampenfieber habe ich manchmal vor Premieren, bei denen ich noch nicht weiß, wie es den meisten Zuschauern gefällt.

6. Am 24.10. ist die Premiere von ,,The New Mixtape“. Wie ist es für Sie, unter den sechs beliebtesten Schauspielern des Boulevardtheaters zu stehen?

Ich freue mich auf das Format. Ich sehe es weniger als ein Präsentieren der beliebtesten Schauspieler des Boulevardtheaters, als ein „Schauspieler des Boulevardtheaters singen für Ihre Zuschauer“ in lockerer Atmosphäre.

7. Was können die Zuschauer von „The New Mixtape“ erwarten?

Vielleicht hat man als Zuschauer die Chance, den einen oder anderen Darsteller mal etwas anders kennen zu lernen, ohne eine Rolle, die meist nur einen Teil des Wesens ausmacht.

 

 

Beitrag von Lisanne Richter und Melina Israel

Beitragsbild: Boulevardtheater

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Allgemein

Von Logik zu Dystopie – Die Dresden Frankfurt Dance Company in Hellerau

„Workwithinwork // High Breed“ im Festspielhaushaus HELLERAU – zwei Inszenierungen der Dresden Frankfurt Dance Company an einem Abend, ein auffallender Kontrast

Präzise ausgeführte Bewegungen. Der Körper bis zum Äußersten gespannt, weiter lässt er sich nicht dehnen. Aber es geht doch.
Die Dresden Frankfurt Dance Company (DFDC) ist erneut auf der Bühne HELLERAUs zu sehen – so hat das Publikum des Festspielhauses die Company in Residence noch nie erlebt.
Mit „Workwithinwork“ zeigt die DFDC unter der Leitung von Jacopo Godani eine Forsythe-Choreographie, die nicht so ganz mit der Atmosphäre des Festspielhauses verschmelzen will. „Workwithinwork“ gestaltet sich zu klassisch, nicht kurios oder aufrüttelnd genug für ein Haus, das den Anspruch erhebt, ein Labor der Moderne zu sein. Das Stück ist geprägt durch eine gewollt minimalistische Atmosphäre: keine Lichteffekte, eine musikalische Begleitung durch zwei Geigen und schlichten scheinbar farblich willkürlichen Kostümen.

Oft bewegen sich die TänzerInnen in Zweier- oder Dreiergrüppchen auf der kargen Bühne, entlocken dem Zuschauer kaum starke Emotionen.  „Workwithinwork“ spielt nicht mit den Sehgewohnheiten der Zuschauer, wie HELLERAU es sonst gerne tut, bricht etablierte Bewegungsmuster nicht auf, fordert nicht, schockiert nicht, provoziert nicht. Alles in allem eine sehr eintönige, seichte Inszenierung, bei der der Tanz zwar stark im Vordergrund steht, neben eindruckvollen Bewegungen und imposanten Duetten jedoch kaum etwas in Erinnerung bleibt.

Nach der Pause: mehr Show, mehr Licht, mehr Musik. Tänzer, die wie aus dem Nichts aus dem Schwarz der unbeleuchteten Bühne auftauchen und wieder darin verschwinden. Die Stimmung wird düsterer. In dieser Choreografie des künstlerischen Leiters Jacopo Godani wird die ganze Bühne von seinen TänzerInnen in Beschlag genommen. Hier ist alles schrill, bizarr und ungemütlich. Das Stück vermittelt dem Zuschauer eine Zukunftsvision, die alles nur nicht angenehm ist. Die Musik von 48nord ist verstörend, wirkt verzerrt und erinnert mehr an einen Computervirus als an Tanzmusik. Die Stimmen der TänzerInnen werden nun auch zum gestalterischen Mittel und unterstreichen durch akustische Signale und lautes Mitzählen die Atmosphäre.
Wie Abkömmlinge einer außerirdischen Rasse nehmen die TänzerInnen der Company den Bühnenraum in Anspruch – nebeneinander und übereinander. Die Körper in den rötlichen Anzügen wirken wie die Glieder eines fremden Wesens. Die Company gibt alles – die Bewegungen sind nun größer, werden mit mehr Nachdruck ausgeführt und kreieren so eine abstrakte intensive Welt, die den Zuschauer sofort in ihren Bann zieht.

In Kombination wirken die Stücke fast schon wie ein Arbeitsprozess. „Workwithinwork“ ist der Vorgänger, wie auch Forsythe der Vorgänger von Godani ist, während „High Breed“ die neue Identität der Company zu verkörpern scheint.

Insgesamt eine gelungene Doppelvorstellung, die sich den Höhepunkt für den Schluss aufhebt, aber davor schon überzeugt.

Ein Artikel von:

Paul und Titus Thiele, Leah Strobel, Elli Kneisel, Gina Kauffeldt, Barbara Staudenmaier und Meike Krauß

Enstanden im Rahmen des Medienworkshops „Kulturgeflüster“ im Festspielhaus HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste Dresden 6.10.-8.10.2017

Fotos: Paolo Porto und Gregory Batardon

 

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Theater

Von fremder Nachbarschaft und fremder Nähe. Eröffnung des „Kinder- und Jugend-Theaterfestival Wildwechsel“ im Theater Junge Generation

Nachbarschaft. Das klingt nach Gemeinschaft. Nach Nähe. Nach Hilfsbereitschaft. Aber meistens kennen wir unsere Nachbarn nicht. Eigentlich denken wir auch nicht groß über sie nach. Nur eben dann, wenn sie akustisch auffallen. Oder merkwürdig auffallen. Weil sie etwas tun, was uns fremd ist. Etwas wozu uns der Bezug fehlt. Dann werden wir misstrauisch, schätzen die Anonymität und gehen – ob bewusst oder unbewusst – womöglich sogar auf Distanz.

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Kulturgeflüster kuratiert im Oktober

Jeden Monat stellen wir euch als Redaktion unsere Kulturhighlights für den Monat vor. Das Video ist ein bisschen dunkler geworden auf Youtube schon lange online. Hier bisher versäumt zu veröffentlichen. Wir üben noch… Willst du auch mitmachen? Klick hier

Unsere Tipps zum Reinklicken:

17. Oktober Käptn Peng in der Groove Station (leider ausverkauft)

28. Oktober Liedfett in der Scheune

21. und 22. Oktober Charlie Chaplin City Lights in der Philharmonie

21. Oktober Radio Moscow im Beatpol

noch bis 15. Oktober KINOLINO

20. – 29.Oktober DAVE Festival