Jeden Monat sammelt unsere Redaktionsgruppe Kulturhighlights, die dann in einem Favouriten Video auf YouTube vorgestellt werden. Für Mai haben unsere Autor*innen ein buntes Programm zusammengestellt. Von Märchen Lesungen, über Poetry Slam bis zum finnischen Humpa Konzert ist für jedem etwas dabei.
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Mehrere Gitarren stehen auf der Bühne im Jazzclub Tonne bereit, Kerzen schimmern und die Gäste warten gespannt auf den Auftritt. „Macht ihr ruhig Pläne, ich steh am Rand ich sehe euch und ich bin nicht allein Hinter mir stehen mehr und mehr Weltfremde. Die passen auch nicht hinein“ singt Sarah Lesch und spielt damit ihren wohl aktuell erfolgreichsten Song auf der Bühne.
Gerade so haben im Jazzclub Tonne alle Konzertgäste hineingepasst. Das Konzert ist seit Wochen ausverkauft und so staut sich schnell die Luft im beschaulichen Gewölbekeller. Sarah Lesch ist eine Liedermacherin mit anspruchsvollen Texten. Sie sind oft kritisch und besingen die großen und kleinen Probleme dieser Welt. Den Song Testament hat sie ihrem Sohn gewidmet und kritisiert darin die Konsumgesellschaft und den Wunsch der Menschen immer angepasst zu sein und alles mitzumachen. „Alle finden´s scheiße aber alle machen sie mit“, singt Sarah und im Publikum stimmt zustimmend ein. Nur wenige Zeilen von Sarah Lesch sind Mitsing geeignet es finden sich nicht viele eingängige Refrains. Das Publikum in Dresden hört lieber zu. Es ist super still im Zuschauerraum. Bis der letzte Akkord verklingt, denn dann gibt es lauten Applaus und jubelnde Rufe.
Flauschige Schafe und Sansibarsand
Die durfte auch bereits Lukas Meister entgegennehmen. Der Künstler eröffnete den Abend und singt über flauschige Schafe und Sansibarsand. Seine Texte sind sehr metaphorisch und mit Bildern geschmückt. Bis auf den vielleicht kürzesten Song der je auf dieser Bühne gespielt wurde. Er beginnt mit den Worten „Hast du das alles nur getan, um mich ins Bett zu kriegen?“ Damit sei dann auch alles gesagt, meint Lukas schmunzelnd.
Im weiteren Abend begleitet der Gitarrist Sarah Lesch im Background und begeistert dabei mit einigen Gitarren Solis und anspruchsvollen Zupftechniken. Er wechselt zwischen Gitarre, Mini Keyboard und Mundharmonika hin und her und schafft dabei eine super abwechslungsreichen Sound. Auch Benni Benson tritt als Background Gitarrist von Sarah Lesch mit auf und verleiht mit seinem Gitarrenspiel dem Sound einen sehr atmosphärischen Klang.
Songs schreiben auf dem Tankstellenklo
Die klare helle Stimme von Sarah führt durch den Abend, der viel mit persönlichen Geschichten aus Sarahs Leben ausgeschmückt wird. Sie erzählt, wie Songs auf den Standstreifen der Autobahn entstanden sind oder auf dem Tankstellenklo. Die kleinen Geschichten machen das Konzert auch zu einem sehr persönlichen Erlebnis. „Wenn man schon jeden Tag ein Mikro vor der Fresse hat, kann man auch mal was sagen“, findet Sarah und spricht über Mütter die in Kriegen ihre Kinder verlieren und ergänzt: „Manchmal komme ich mir ganz schön blöd vor, weil ich weiß bin und heterosexuell und eigentlich keine Ahnung habe, was es bedeutet von Terror betroffen zu sein.“ Trotzdem hat sie versucht einen Song darüber zu schreiben. Das macht sie immer so, wenn ein Thema sie nicht mehr los lässt. Genauso hat sie auch einen Song über Suchtprobleme geschrieben.
Schnaps und Liebe
Aber natürlich gibt es auch bei Sarah Schnaps und Liebe, so wie sie den zweiten Teil des Konzerts ankündigt. Es geht um Reisen und Strände und Träume. „Wir brauchen nichts grade außer ein bisschen weniger Luxus“ singt Sarah und ein bisschen mehr Stimmung wäre sicher auch nicht verkehrt. Denn so zauberhaft und ruhig der Abend auch ist, die Füße schmerzen, wenn man nicht tanzen kann.
Doch insgesamt ist Sarah Lesch eine großartige Künstlerin, die ihre Anliegen und Botschaften mit klugen Worten und Ratschlägen in die Welt trägt und Lieder für jede Lebenssituation geschrieben hat. Ihre lockere Art schafft spontane Momente auf der Bühne die jeden Konzertabend einzigartig machen.
Das Filmfest in Dresden ist ein jährlicher Höhepunkt der Kulturszene. Eine Woche lang sind die Kinoprogramme voll mit spannenden internationalen und nationalen Kurzfilmen. Natürlich gibt es auch einige Preise zu gewinnen. Einen Preis durfte die Jugendjury verleihen. Der goldene Reiter für den internationalen Wettbewerb wurde vom Medienkulturzentrum Dresden und dem Programmkino Ost gestiftet. Janek Wuigk war Mitglied in der Jugendjury und berichtet von seinen Erfahrungen.
Es war eine unheimlich vielseitige, spannende Woche, welche ich zusammen mit Raphael und Lisa erleben durfte. Einen Großteil davon verbrachten wir in der Schauburg. Da hieß es mehrere Tage hintereinander gucken, streiten, herausstreichen. Filme die nicht verschiedener sein könnten zu debattieren, ist wirklich nicht gerade einfach. Manchmal ist man aufgrund der Vielfalt auch selbst hier und da angeekelt oder abgestoßen, das gehört dazu. Manchmal ist es dafür umso überraschender, was die Filmemacher*innen sich so alles Tolles ausgedacht haben.
Als Jugendjury hatten wir eine super Betreuerin. Sie hat uns empfohlen, dass wir erstmal drei Filme pro Wettbewerb herausstreichen. Wir hatten aber vollkommene Freiheit, was den Entscheidungsvorgang anging. Vorher haben wir aber noch relativ neutral die Qualitäten und Schwachstellen der jeweiligen Filme genannt. Dann haben wir uns noch entschieden, den besten Film des jeweiligen Blocks ein Plus zu geben und eine Markierung für potenzielle lobenswerte Erwähnungen. Diese fallen meist aus der Kategorie für Preisanwärter, verdienen jedoch Anerkennung für ihre coolen Ideen.
Doch nicht nur das war schwierig. Irgendwie hatte ich ab und an ein kleines Problem aufzustehen und zu winken, als die Jugendjury anmoderiert wurde: Wenn mein Name kommt? Oder wenn sie klatschen? Überhaupt aufstehen? Einmal stand ich auch noch leicht gebückt da, weil ich mich nicht entscheiden konnte, das war etwas komisch.
Der goldene Reiter geht an…
Ein anderer toller Aspekt vom Jugendjurysein war der Zugang zu jeder Veranstaltung des Filmfests (und alkoholfreie Freigetränke in der Schauburg,). Außerhalb vom Internationalen Wettbewerb war der Besuch der mitteldeutschen Filmnacht, eine Veranstaltung mit vielen umwerfenden und wirklich charmanten Ideen, die einen zum Lachen, Staunen und Nachdenken brachten. Dort traf ich auf Gwan, ein syrischer Geflüchteter, dessen Film, bei dem er mitwirkte, gezeigt wurde. Zufällig kannte ich ihn schon über eine Freundin schon vorher und er hat mir schon bei der Eröffnungsveranstaltung gewunken. Ich sah tatsächlich so viele bekannte Gesichter und Freunde, dass ich nochmal ein Gefühl für die Größe und Verankerung vom Filmfest in Dresden bekam.
Auch die offenen Veranstaltungen des Open Air-Kinos hatten eine überraschend gute Bild und Ton Qualität und sind bei gutem Wetter nur weiter zu empfehlen!
Am Donnerstag, zwei Tage vor Preisverleihung, haben wir dann, da jeder Block einen Film besaß der auffiel, die Top 6 zusammengetragen und ab hier ergaben sich die verschiedensten Geschmacks- und Meinungskonstellationen. Raphael und ich gegen Lisa – Lisa und Raphael gegen mich und so weiter, es wurde erbittert verteidigt und oft tat es allen irgendwie leid, wenn ein weiterer Film gehen musste. Als wir uns dann zu den Top drei gekämpft haben, schliefen wir eine Nacht darüber und trafen dann nach erneuten Sichten der Top 3 bei Steffi die Entscheidung für unseren Gewinner. „Planemo“ von Veljko Popvić, da er durch starke Metaphern und einzigartige Animationen Qualitäten mehrerer potenzieller Gewinner vereinte. Ich selbst war anfangs nicht für ihn, da die Interpretation meiner Meinung nach doch etwas schwer ausfiel, doch bin ich sehr glücklich, dass er es doch geworden ist, unter anderem da Veljko uns selbst anschließend noch mal erklärte wie viel dieser Preis für ihn bedeutet. In Kroatien hat sich gerade eine nationalistische Regierung geformt, die Geldgeber und die Filmszenezene selbst unterdrückt, da die Filme nicht patriotisch genug seien und sonst nichts nützen. Die Aufmerksamkeit durch diesen Preis helfe dagegen etwas zu tun. Außerdem bekamen ein, zwei Filme unserer engeren Auswahl auch Preise, was ein gutes Gefühl gab. Die Preisverleihung brachte wirklich noch mal Herzklopfen und hatte durch die überrumpelten Preisträger eine charmante Atmosphäre. Ein toller Abschluss. So kann ich nur jedem Jugendlichen empfehlen, sich zu bewerben und mit dieser unheimlich dankbaren Arbeit selbst Teil dieses inspirierenden Festivals zu sein!
Die Redaktion Kulturgeflüster war Tag und Nacht auf dem Filmfest Dresden unterwegs und hat viele spannende Eindrücke gesammelt und neue Kontakte gesammelt. Vinzenz Buhl hat über seine Erlebnisse einen kreativen Film gedreht.
Es ist eine besondere Ausstellung für David Campesino. Nach langjähriger Arbeit als Fotograf und Filmemacher ist diese Ausstellung ein großer Schritt für ihn, da er nun spürt, wie er beginnt einen eigenen Stil zu finden. Untermalt wurde die Eröffnung am 12. April durch psychedelische live loop experimental Klänge am Rande der Wahrnehmung von ArYstan. Folgt dem Link für einen lohnenswerten Einblick.
Campesino lässt die Grenzen zwischen bewegtem Bild und Fotografie verschwimmen. Oder verglitchen. Bei einem Stipendium in Österreich legte er die Künstlerehre zusammen mit der Spiegelreflex bei Seite und rannte einen Monat lang mit einem Telefon herum um die Panorama Funktion an die Grenzen zu bringen. Wie ein wild gewordener Tourist habe er sich gefühlt. Heraus kamen interessante Darstellungen bewegter Abläufe im Standbild. Außerdem experimentierte der spanische Künstler mit der Zusammenstellung verschiedener Bilder, zu neuen Geschichten.
Bestaunt werden können die Kunstwerke noch bis zum 20. Mai in einer kleinen, aber feinen Galerie Raskolnikow die direkt über dem gleichnamigen Restaurant in der Böhmischen Straße 34 zu finden ist.
Unterstützt wurde die Ausstellung vom renommierten Fotografen Günter Starke der für seine Dokumentarischen Fotos der Dresdner Neustadt bekannt ist und den mit ihm verbundenen „Forum für zeitgenössische Fotografie“. Der Verein möchte außerdem im Herbst in einer Ausstellung junge Dresdner Fotografie vorstellen. Egal ob Selfie, Installation, Stopmotion Arbeit oder Analoges Werk. Noch bis zum 28. April können die Beiträge eingereicht werden. Also frisch ans Werk liebe Freunde starker Bilder!
In Dresden war am 1.April Theaternacht. Hierfür gab es in ganz verschiedenen Spielstätten kurze Einblicke in Programme und vielfältige Programmpunkte. Birte saß in unserem Hörfunkstudio und erzählt über ihre Erlebnisse:
6. Lange Nacht der Theater Dresden im Schnelldurchlauf
Hallo und herzlich willkommen bei Kulturgeflüster. Mein Name ist Birte Gemperlein und ich nehme euch nun mit auf eine rasante Fazitreise zum 1. April. Denn da war es wieder einmal soweit. Nein, es folgt jetzt kein Best-of vergangener Aprilscherze, sondern es geht um die 6. Lange Nacht der Dresdner Theater. Das Prinzip dieser Kulturveranstaltung: Man kauft sich für ein paar Thaler ein Eintrittsbändchen und hat dann den gesamten Abend über Theater. Oder Oper oder Kabarett oder Tanz. Insgesamt 20 Veranstalter hatten an diesem Abend ihre Pforten für jeweils ca. 30-minütige Programme geöffnet. Wer jetzt mitgerechnet hat, merkt schon, es ist mehr als kaum möglich, alle Bühnen zu erklimmen. Ich hab mir deswegen schon im Vorfeld ein paar Stücke rausgesucht, die ich unbedingt sehen wollte.
Los ging es für mich im Schauspielhaus, über dessen Presseabteilung mein Theaterbändchen auch gesponsert wurde.
Als Astrid Lindgren-Kind wollte ich mir Mio, mein Mio nicht entgehen lassen – Kindertheater nach dem gleichnamigen Buch der schwedischen Kinderbuchautorin. Junges Ensemble mit viel Spielfreude, das die Geschichte des Waisenjungen Mio erzählt, der nach der Bekanntschaft mit einem Flaschengeist ins Land der Ferne reist, um seinen unbekannten Vater zu treffen und mit ihm Abenteuer zu erleben. Die atmosphärische Dichte sowohl von der Erzählung her als auch auf musikalisch-akustischer Ebene machen ein aufwendiges Bühnenbild nicht notwendig bzw. kann das tiefe Schwarz die Unendlichkeit vom Land der Ferne super vermitteln. Fazit: Eierkuchenessende Schauspieler in einem träumerisch-fantasievollen Stück – genau nach meinem Geschmack.
Vom Kindertheater ging’s dann weiter in die Comödie. Große Erwartungen meinerseits, weil ich in der Programmumschreibung von „Filmgeschichte“ las und sofort Bilder aus der Anfangszeit des Films um 1900 herum in meinem Kopf aufploppten. Es folgte ein unterhaltsamer Ausschnitt aus der Comedy-Revue „Ganz großes Kino“. Die 80er und 90er Filmhits Bodyguard, Pretty Woman und Dirty Dancing sowie die Liebeskomödie Schwer verliebt aus dem Jahr 2001, wurden auf ihre Kernszenen komprimiert und mit viel rotzigem Witz und Ironie parodiert. Musikalisch begleitet wurde von der Band The Firebirds, die mit viel Charme und Slapstickeinlagen die Originalhits performte. Fazit: Kurzweilig, schauspielerisch und musikalisch überzeugend, dennoch etwas clichébelastet, aber das mag auch daran liegen, dass die angespielten Filme für mich persönlich nicht gerade „ganz großes Kino“ sind und ich eben mit einer nostalgischen Zeitreise in schwarz-weiß Bilderwelten gerechnet hatte.
Nächstes Theater: Theater Junge Generation. Ich habe aus Versehen den Bühneneingang zur Staatsoperette genommen, der Pförtner zunächst erbost, verzeihte mir das Versehen und erläuterte mir am Fluchtplan meinen Standort und den Weg zu meinem eigentlichen Ziel. Ich flüchtete also nach Plan zum Haupteingang des TJG. Leider geriet meine Struktur da ins Straucheln, denn genau zu dieser vollen Stunde pausierte das TJG.
Gut, dass der Innenhof des Kraftwerks, der noch recht jungen gemeinsamen Produktionsstätte vom Gespann Staatsoperette und TJG, so heimelig eingerichtet war. Kleine Kraftfutterwerke konnten da erstanden und in lauer Sommernachtsatmosphäre verputzt werden.
Ich hab mir dann gedacht, weil der Pförtner von der Staatsoperette so nett war, sollte ich vielleicht einfach mal seinen Arbeitgeber besuchen. Etwas Revueshow – warum nicht. In der Staatsoperette wurde nämlich das Travestitendramusical „La Cage aux Folles“ gespielt. Ich hatte überhaupt keine Ahnung worauf ich mich einlasse und war dann positiv überrascht. Erzählt wird die Geschichte eines homosexuellen Travestiestars, der sich für ein Kennenlernen der erzkonservativen Eltern seiner zukünftigen Schwiegertochter seinem Sohn zuliebe in heterosexuelle Schale werfen will. Auch wenn Operette nicht unbedingt meins ist, war die Darbietung erfrischend, sehr komödiantisch und insgesamt eine runde Sache. Das Orchester klang mitreißend, der über den Orchestergraben wuschelnde Haarschopf des Dirigenten zeugte von dynamischer Leidenschaft.
Fazit: Kurzweilig, bunte Bühnenshow, tolles Bühnenbild und die schöne, starke, klare Aussage „Es hat keinen Sinn, wenn man nicht sagt, ich bin, was ich bin.“
Auf’s TJG hatte ich mich schon im Vorfeld gefreut. Denn im Stück „The Season“ trifft Puppenspiel auf Text von Käptn Peng, der als wortgewandter Rapper bekannt ist und in dem Fall aus dem englischen Original des kanadischen Hip-Hopers Socalled übersetzte. Ja, die Wortwahl war frisch und keck, aber meiner Meinung nach etwas zu aufgesetzt jugendslangig. Etwas mehr Struktur in der Handlung wäre außerdem ganz gut gewesen. Ohne den Programmflyer hätten mir inhaltliche Anhaltspunkte gefehlt und ich hätte nicht unbedingt gewusst, dass es hier um die zeitgemäße Frage geht, ob das Boot bzw. der Wald voll ist. Das Bühnenbild und die Schauspieler konnten unabhängig vom Inhalt aber überzeugen. Und die Klappmaulpuppen wurden wirklich leidenschaftlich bespielt. Der Band, die im erhöhten Bandgraben saß, fehlte es wiederum etwas an frecher Frische, zumindest wirkten die Musiker eher nüchtern auf mich. Fazit: Was nützt einer Inszenierung der spielfreudigste Schauspieler, wenn dieser durch luftigen Inhalt bedingt keinen Platz für Entfaltung hat. Viel aufgedrehter Sesamestreet-Lärm um nichts.
Zum Abschluss des Abends wollte ich mich nochmal aus dem Dresdner Zentrum rausbewegen, um auch den unbekannteren, kleineren Theatern eine Chance zu geben. Hoppes Hoftheater klingt unkompliziert, gemütlich und nach schauspielerischer Nähe. Das Stück „Das Herz eines Boxers“ könnte ein guter Abschluss werden, dachte ich mir. Außderdem wollte ich das bislang Gesehene etwas sacken lassen. Ich hätte theoretisch eine der Buslinien nehmen können, die extra für die Theaternachtgäste organisiert wurde und so wie das gesamte Netz der DVB auch gratis genutzt werden durfte. Doch „I want to ride my bicycle“. Meine Orientierung als noch nicht ganz sattelfeste Ortskundige versagte etwas…so rollte ich ohne Boxerdrama durch die laue Frühlingsnacht.
Gesamtfazit: Einerseits eine tolle Veranstaltung und insbesonder für Menschen, die sich vom Eventcharakter angesprochen fühlen, eine tolle Aktion. Für die teilnehmenden Theater eine wunderbare Werbeplattform, denn unabhängig von Preiskategorien und Aufführungsterminen kann Theaterinteressierten das Reinschnuppern ermöglicht werden und Karten für die kompletten Stücke vermarktet werden. Was mich am Theater fasziniert, ist neben einer überzeugenden Darbietung auch die Auseinandersetzung danach. Ich interpretiere gerne rein in Requisiten, Bühnenbilder, Text, also ins Gesamtprodukt. Das ist ein Punkt, der bei der Theaternacht wahrscheinlich leider etwas zu kommt. Schön wäre es, wenn ich weniger hetzende, drängelnde Besucher und dafür mehr verweilende, diskutierende gesehen hätte.
Mein Motto zum Schluß: Lieber Treibenlassen mit bleibendem Entzücken, als hetzender Kulturkonsum mit Magendrücken.
Text und Produktion: Birte Gemperlein
Fotos: Klaus Gigga und Daniel Koch/ Pressefotos Theaternacht
Frei nach dem Zitat „Entschuldigung, ich nehme mir einfach mal die Zeit, mich ausschweifend kurz zu fassen.“ entsteht hier eine Review-Revue zu Kurzfilmen des 29. Filmfest Dresden. Nein, philosophischer Quatsch. Die Wortanzahl wurde zum 1.April gesetzlich-literarisch reglementiert. So stehen Kurzrezensionen nach neuster Definition nur noch 100 Worte zu. Und der Übrigkeit ist Folge zu leisten.
Zwölf Jungen, ein Walkadaver und ein mysteriöser, weißer Junge. Eine dystopische Kulisse aus Wasser, Schlamm, Gras und Pfahlhäusern. Bläulich-düstere Farbgebung. Nebel. Einstellungen konstruiert wie Gemälde. Nahaufnahmen ausdrucksstarker Gesichter. Verlorenheit erzeugt durch einsam positionierte Kinder und Landschaften am unteren Bildkader. Wenig Worte, viel Unbehagen. Flüstern. Raunen. Ängstliche Blicke in die Ferne, vorbei am Zuschauer. Ziehender Sound. Spärliche Requisiten. Keine Erwachsenen. Keine Mädchen. Marienverehrung und Glaube. Ist der weiße Junge tot oder lebendig? Kann er die Jungen zum geheimnsivollen, verwesenden Wal führen? Ein Film, der atmosphärisch fesselt und sowohl dramaturgisch, schauspielerisch als auch kamera- und soundtechnisch fasziniert. Für Fans mysthisch, bildgewaltiger Geschichten.
Ein zartes, blondes Mädchen, eine zarte, blonde Mutter. Liebevoll. Verspielt. Abrupt: „Hast du gekratzt?“ – „Das war nicht ich!“ Eine harte blonde Mutter. Unterbrochene Liebe. Ein Vertrauensbruch. Gegenseitig. Elisa soll es lassen. Elisa will die Mutter nicht lassen. Ab ins Bett. Schlafenszeit. Tür zu. Fesseln gegen den Kratzkampf. Gedanklich und physisch. Doch im Kratztraum taucht Elisas Gegenspielzwilling wieder auf, erstickt Elisas Ängste. Ein zartes, blondes, braves Mädchen und eine zarte, blonde, zufriedene Mutter verlassen die Wohnung am nächsten Morgen. Elisa bleibt zurück. Zurück mit ihren Problemen. Pastellfarbene, reine Kulissen treffen auf dunkle, psychische Belastungen. Kaum Worte. Viele Fragen. Gänsehaut pur.
Das Freibad. Filmsinfonie in einem Satz. Form: Parallelmontage. Tempo: entspannt. Tonart: klassisch-harmonisch bis modern-sprunghaft. In den Leitmotiven: Vater und Sohn als Festigung-der-Beziehung-durch-ein-mehr-oder-weniger-gemeinsames-Erlebnis. Mädelsclique und Jungsclique als Wirren-der-spontanen-Kurzzeitliebe-im-Smartphonezeitalter. Zwei studentische Freundinnen als notwendiger Tratsch. Eine neugierige Bankbekanntschaft als penetrante und doch charmante Störung. Und ein Stammkunde als unersetzlicher Kontrollfreak und Hassliebe des Bademeisters. Melodisch begleitet von Freibadsound (Juchzen, Schreien, Planschen, Glucksen). Das Gewitter in der Rolle des erfrischenden Endes. Momentaufnahmen des Freibadalltags, die zum Schmunzeln anregen. Gefilmt in nostalgisch-melancholischem Schwarz-Weiß-Kontrast. Geistreiche Dialoge und eine gute Portion Situationskomik.
Import – Regie: Ena Sendijarevic. Niederlande. 2016.
Eine bosnische Familie in einem niederländischen Dorf. Der Vater richtet die Satellitenschüssel ein. Er versucht es. Dem hilfsbereiten Nachbarn gelingt es. Die Mutter putzt im Krankenhaus. Kümmert sich nebenbei um Patienten. Belebt einen wieder. Die Eltern: verhalten, unsicher. Die Kinder: ausgelassen, neugierig. Bis sie dem Zigeunerjungen auf dem Spielplatz keinen Keks geben wollen. Gerangel. Böse Blicke der anderen Kinder: „Verpisst euch in euer eigenes Land.“ Im Fernsehen: Bilder vom Krieg und Zeichentrick. Abends eine aufbauende Umarmung. Ein Film vom mühsamen Ankommen in einer fremden Umgebung. Ausdrucksstarke, überlange Einstellungen im 4:3 Format mit viel Luftraum – atmosphärische Unsicherheit, Zweifel. Kunstfilmcharakter. Beeindruckend.
Painting with History in a Room Filled with People with Funny Names 3 – Regie: Korakrit Arunanondchai. Thailand. 2015.
Goldener Reiter Kurzspielfilm – Internationaler Wettbewerb. Die Jury ist beeindruckt. Ich auch. Allerdings eher von den unterschiedlichen ästhetischen Wahrnehmungen. Rekonstruktion meiner Erinnerungen: Farbbekleckste Körper. Rap. Bangkok. Jeansjacken. Naturaufnahmen wie aus Reisewerbespots für spirituelle Kurzreisen. Direkte Kamerablicke. Weiche Slowmotion. Rap. Chaos. Suche den roten Faden. Finde ihn nicht. Asiatische Sprecherstimmen. Skylines. Jeeps. Wie ein Dokutrailer. Exotische Landschaften. Jeansjacken. Ich sehne das Filmende herbei. Klangspiritualität. Jeansjacken. Ungeduld. Denimrap. Ende. Ich: erleichtert. Meine Sitznachbarn: begeistert. Fazit: 1. Expanded cinema ist wohl nicht so meins. 2. Ich war vielleicht nicht in der richtigen mood für dieses Kunstwerk? 3. Die Programmzusammenstellung ist künstlerisch sehr ausgewogen.
Noch bis Sonntag können im Rahmen des 29. Filmfest Dresden an verschiedenen Kinoorten aktuelle internationale Kurzfilme angeschaut werden. Von animiert-absurd bis fiktiv-tiefgründig ist im diesjährigen Programm alles enthalten.
„Ja, das war sehr lustig!“
Auch für die jüngsten Besucher wurde wieder einmal ein buntes, kurzweiliges Kids-Programm zusammengestellt. Wer live dabei ist, bekommt nicht nur hochwertige bewegte Bilder serviert, sondern auch noch eine Schippe Authentizität. Die unmittelbaren Reaktionen der jungen Besucher, insbesondere der 5- bis 8-Jährigen, verleihen den Filmen nochmals eine ehrwürdige Extraprise an ehrlichem Esprit. Seien es geflüsterte Fragen („Hat der Junge keine Mama?“), laute Kommentare („Ja, das war sehr lustig!“) oder selbstbewusste Antworten auf Publikumsfragen („Wer von euch war denn schonmal beim Filmfest in den letzten Jahren?“ Die ersten Hände schnellen hoch. Ein Kind schreit vollkommen überzeugt: „Niemand!“)
Kleinste Neugier trifft größten Ansporn
Das Programm Kids 1 richtet sich an Kindergartenendspurtler sowie Erst- und Zweitklässler, Kids 2 soll die älteren Grundschulhasen sowie -absolventen ansprechen und Kids 3 ist für die großen Vorteenies gedacht. Thematisch orientieren sich die Filme an den Herausforderungen und Lebensumständen dieser Altersgruppen. So werden im Kids 1-Programm Neugier, Mitgefühl und Freundschaft spielerisch behandelt. Kids 2 erzählt von Mut, Tatendrang und Einfallsreichtum. Kids 3 geht mehr in die Tiefe und vermittelt Durchhaltevermögen und Selbstbewusstsein für die Umsetzung seiner Ziele und Träume.
Schere, Stein…Äh, – Fiktional, Animation, Papier
Während sich im Kids 1-Programm alles ausschließlich um animierte Tierbegegnungen dreht (Legetrick, digitale Animation sowie Mischform), liegt im Kids 2-Programm der Fokus auf fiktiven Geschichten abseits der hierzulande bekannten Lebenswelten. Auch im Kids 3-Programm werden fiktive Filmtechniken den computeranimierten vorgezogen, um sowohl ferne als auch hautnahe Situationen wiederzugeben.
Fazit
Altersgerechte Thematiken, abwechslungsreiche Techniken, atmosphärische Präsentationen. Schnell noch hingehen. Auch ohne Kinder. Altersempfehlungen sind schließlich nur Empfehlungen. Und außerdem regnet’s.
Wir haben uns ein neues Format ausgedacht. Im Favouritenvideo möchten wir unter dem Motto: „Kulturgeflüster kuratiert“ euch monatlich unsere Lieblingsveranstaltungen vorstellen. Hier unsere Ideen für den April
Ja, jeder kennt sie: Die Faszination des Grauens. Vielleicht ist deswegen die Besucherschlange an der Abendkasse so lang? Einst ein erfolgloser, US-amerikanischer Musiker, hat Charles Manson letztendlich Kultstatus erlangt. Künstler tragen seinen Namen und singen über ihn. Filme stellen das Leben und die mörderischen Taten von Manson und seiner (hauptsächlich weiblichen) Anhänger dar. Ebenso die Oper „The Manson Family”, deren Neufassung im Festspielhaus Hellerau gezeigt wurde.
Die Beatles als apokalyptische Reiter
Im August 1969 tötete die Manson Family sieben Menschen der High Society auf brutale Weise, unter anderem Roman Polanskis Frau Sharon Tate. Anlass dazu gab Mansons eigensinnige, auf Rassismus beruhende Interpretation des Beatles-Songs „Helter Skelter” – zu Deutsch Holterdipolter. Seine apokalyptische Vorstellung: Der Beginn eines Rassenkrieges zwischen Afroamerikanern und Weißen im Jahr 1969 und der Genozid an Schwarzen sowie Weißen der reichen Oberschicht. Unfreiwillig symbolisierten die Beatles so die apokalyptischen Reiter der rassistischen Mordserie der Sekte.
Massenmedien treffen auf Massenmorde
Noch nicht mal am Platz angekommen, sticht dieser riesige, überdimensionale Röhrenfernseher ins Auge. Treppen führen links und rechts an ihm empor, so dass auf dem Apparat eine weitere Bühne entsteht. Direkt hinter dieser Bühne hängt eine weiße Leinwand. Ein Stuhl, wie er auch in einem Gerichtssaal stehen könnte, befindet sich rechts vor dem Fernsehgerät. Massenmedien treffen auf Massenmorde.
Im Switchmodus durch den Theaterabend
Die Oper beginnt und nimmt die Zuschauer mit auf eine kurzweilige Reise durch Fragmente der Populärkultur der 1960er Jahre. Ein Theaterbesuch wie ein Fernsehabend im Switchmodus. Über die Leinwand sind wir auf einem Highway unterwegs, auf der TV-Bühne spielt Manson-Mitglied Leslie Van Houten auf ihrer Violine einstimmig zum Hintergrundsound, Sirenen flackern über die Leinwand und durch die Zuschauerränge, im TV wird durch das Programm gezappt – von einer Rede Martin Luther Kings zu einer Musikshow zu Knetfiguren, zurück zu Martin Luther King, weiter zu einem Western, dann ein bisschen Zeichentrick, zurück zur Musikshow, wieder zu Martin Luther King. Staatsanwalt Vincent Bugliosi führt in direkter Publikumsansprache beinahe ausnahmslos auf Englisch (so wie der Prozess auch im Original war) durch’s Programm – Moment, natürlich durch die Anklage. „ I just opened the cases and look what I release.“ Es folgt die Veröffentlichung begangener Morde der Manson Family und deren Hintergründe (Akt 1), Einblick in die labilen Persönlichkeiten der Mitglieder Susan Atkins, Lynette Alice Fromme sowie Charles Manson (Akt 2) und Ausschnitte aus den abschließenden Gerichtsverhandlungen (Akt 3).
Psychedelischer Wahnwitz
In den Kostümen und der schauspielerischen Leistung spiegelt sich der Wahnwitz wieder. Ein Kontrast zwischen tanzenden Menschen in Hippie-Klamotten und rasenden Gestalten in Gefängniskluft. Die fanatischen Sektenmitglieder werden dargestellt durch John Moran (Charles Manson), der das Stück zugleich inszeniert hat, Inez Schaefer (Lynette Alice Fromme), Constanze Friedel (Leslie Van Houten), Jule Oeft (Susan Atkins). Tobias Herzz Hallbauer spielt den Anwalt Vincent Bugliosi. Zusammen verkörpern sie mit Bass, Leadgitarre, Zweitgitarre sowie imaginärem Schlagzeug zudem die Beatles.
Auch wenn alle Schauspieler mit ihren Darbietungen überzeugen können, ist in diesem Zusammenhang insbesondere Jule Oeft hervorzuheben. Ihre Darstellung im blutigen Kleid lässt keinen Zweifel an einer psychischen Störung von Susan Atkins. Durch die immergleiche Wiederholung von einzelnen Szenen intensiviert sich dieser Eindruck. Es ist wie das Zurückspulen und Abspielen einer Filmszene, an der sich der sensationsgierige Zuschauer nicht sattsehen kann. Die Schauspieler verschmelzen mit ihren Rollen. Sie passen ihre Bewegungen und Kostüme sogar an die Originale der Manson Family an, welche zeitgleich in den Dokumentationsausschnitten zu sehen sind. Die Trennlinie zwischen Realität und Fiktion verwischt. Schade ist, dass Leslie Van Houten-Darstellerin Constanze Friedel etwas untergeht, da sie nur am Rande erscheint. Welche Rolle spielt sie? Manson Family-Mitglied Leslie oder Livemusikerin Constanze?
Treibende Stimmung
Passend zu diesem ganzen Wahnsinn, gibt die Kombination aus Licht, Musik und Sound ein gutes Zusammenspiel ab. Die Live-Geigenmusik ist gut auf die Hintergrundmusik abgestimmt. Die Bässe sind voll und einnehmend, dazu Stroboskoplicht und klarer, engelsgleicher Gesang. Irrsinn trifft auf Schönheit. Eine unheimliche, agressive und treibende Stimmung entsteht. Auf der Leinwand bunte Muster und Farben – ein Zustand der Trance und des Drogenrausches.
Popkultur der 1960er
Geschickt wurden Elemente der Popkultur der 1960er Jahre sowohl intertextuell als auch transmedial in die Inszenierung aufgenommen. Zum einen wurden musikalische Referenzen zu den Beatles integriert, was sich inhaltlich zweifellos auf Mansons Verehrung der Band bezieht, jedoch ebenfalls als transmediale Verknüpfung zu neuartigen Phänomenen wie der Beatlemania, Boygroups, Massenkonzerten, Liveübertragungen, Starrummel, allgemeiner Sensationslust, aber auch der damals gegenwärtigen rebellischen Jugendkultur verstanden werden kann. Andere Medienkanäle der Zeit (TV, Radio, Zeitung) sind somit indirekt präsent.
Weitaus offensichtlichere Transmedialität spiegelt sich im Originalfilmmaterial wider, das über den Röhrenfernseher flackert. Löste das Fernsehen in den 1960ern, als TV-Geräte für jedermann erschwinglich wurden, doch das Radio als führendes Unterhaltungsmedium ab. Auch wenn Gleichzeitigkeit im Zeitalter des Internets eine andere Bedeutung zuzuordnen ist, so wurden soziokulturelle Ereignisse durch das Fernsehen erstmals bildlich erlebbar – eine neue Form des Dabeiseins, Miterlebens, Mitfieberns war geboren.
Zum anderen wurde eher unterschwellig der Bezug zur High Society hergestellt, gegenüber welcher Manson Wut empfand. Ausschnitte aus „The Jet Set“, einer TV-Doku über den Alltag an Bord eines Jets sowie Jule Oeft als Sicherheitsanweisungen gebende Stewardess sollen den glamourösen Lifestyle der Schönen und Reichen präsentieren. Flugreisen galten in den 1960ern als Inbegriff für kosmopolite Freiheit sowie Unbeschwertheit – ein Konsumgut, welches insbesondere von Starlets sowie Industrieerben genutzt wurde, welche wiederum die Massenmedien als Bühne ihrer Selbstinszenierung in Beschlag nahmen.
Fazit
Insgesamt kann „The Manson Family” als anspruchsvoll aufgebaute Darbietung mit einem hohen Maß an kreativer Experimentierfreude bezeichnet werden. Hintergrundinformationen zum Manson-Prozess sind auf jeden Fall hilfreich, wenn man mit der Thematik nicht vertraut ist.
Die Macht der Medien, reale und fiktive Elemente miteinander zu kreuzen, und die Sensationsgier der Zuschauer nach Extremen zu stillen, wird vielschichtig inszeniert. Es lohnt sich auf jeden Fall, die Aufführung nicht einfach so zur Seite zu legen, sondern diese Trennlinien zwischen Fakt und Fiktion rückwirkend zu hinterfragen.
So fällt auch die Verbeugung der Schauspieler ungewöhnlich verhalten aus. Stecken sie noch in ihren Rollen, sind sie sich der Schwelle bewusst, haben sie gerade nur gespielt oder ist Moran der neue Manson, der Züchter einer neuen Sekte? Einer Theatersekte, die gerade noch auf der Hellerauer Bühne probt und im nächsten Augenblick schon mitten in unserem Alltag agiert?
Text von Birte Gemperlein und Gina Kauffeldt
Fotos von André Wirsing