Kategorien
Allgemein

Mystic Braves im Ostpol

In thunder, lighning or in rain… Es riecht noch nach dem vorbeigezogenen Gewitter, da sammelt es sich auf dem Vorplatz des Ostpols. Die Mystic Braves aus California sind in der Stadt und ziehen junge Fans der elektrischen Gitarrenmusik aus dem Park oder eben aus den Gebäuden in denen man Schutz vor Blitz und Donner gesucht hat, Richtung Bogenschütze.

Langhaarige Menschen in Growlers-Shirts hören Monologen langhaariger Menschen über Thurston Moore und die Youths zu . Die Bandmitglieder stehen in der Gegend umherschauend auf der Empore und rauchen todesmutig Zigaretten, cool sehen sie aus in ihren 60er Jahre Uniformen. Wie hält man in einem Tourbus eine beige Stoffhose so rein und glattgebügelt? Mystisch!

Noch eine Mate, wieder nach draußen, sich in dunklen Gebäuden aufzuhalten fühlt sich im Sommer irgendwie falsch an, dennoch: the show is sold out! Wer zu langsam durch die Hitze geschlichen ist, bekommt keine Eintrittskarte mehr. Fünf Euro gespart, aber was bekommt man heutzutage noch für fünf Euro? Auf jeden Fall hat man heute Abend das Gefühl mit einem Mystic Braves Konzert am Besten gehaushaltet zu haben. Die Mystic Braves werden einem vorgeschlagen, wenn man mal wieder in den Tiefen der Youtubeempfehlungen abgedriftet ist. Full Album Tame Impala führt zu Full Album Temples führt zu führt zu Full Album Allah-Las führt zu (ha natürlich!) Full Album Mystic Braves. Jedes Plattencover möchte man sich als Poster ins Zimmer heften und die flimmernden Retromusikvideos bei Hauspartys auf die Wand projizieren.

Ein Mystic Braves Album hört sich eigentlich an wie ein einziger langer gitarrenwabernder Psychedelicpop-Song. Und ein Mystic Braves Konzert irgendwie auch. Man kann sich darin verlieren und am Ende wird man nassgeschwitzt wieder ausgespuckt.

Start ohne Vorband, genügend Support erfahren sie aber durchs Publikum, was spätestens beim zweiten Song die Zaghaftigkeit verliert und mit den wirklich schönen Gitarrenlinien, dem treibenden Tambourinerasseln und den psychedelischen Orgelsounds mitgeht und tanzt. „Sweat it out man!“, schreit Julian Ducatenzeiler und sein Wunsch wird Befehl. „One more Song“, schreit es aus der Menge und auch dieser Wunsch wird Befehl. Insgesamt drei Zugaben werden gespielt, zwar nicht mehr für alle, es wird zunehmend luftleerer und somit auch leerer im Raum, Band und Besucher haben es ausgeschwitzt. Nach meinem Geschmack könnten heiße Sommertage in Dresden öfter so enden.

Text: Matilda Nitzling

Fotos: Press Photo Mystic Braves

Kategorien
Allgemein Ausstellung Fotografie Kunst

Spaziergänge auf der documenta 14 in Kassel

Die „documenta 14“ ist eine bedeutende Kunstmesse in Europa. Sie hat den Anspruch eine Weltkunstausstellung zu sein. Seit über 60 Jahren ist Kassel der Standort. Dieses Jahr teilt sich die deutsche Stadt gemeinsam mit Athen in Griechenland den Standort.

Kassel verwandelt sich alle 5 Jahre für 100 Tage in ein riesiges Kunstmuseum. Das Museum Neue Galerie wurde komplett leergeräumt und auch in der Stadt finden sich zahlreiche Installationen. Einige stehen seit Jahren an ihren Platz und andere sind dieses Jahr neu hinzugekommen und verändern das Stadtbild. So wie die Arbeit von der argentinischen Künstlerin Marta Minujín. Auf dem Friedrichsplatz steht eine Stahlkonstruktion verkleidet mit Büchern die irgendwo auf der Welt einmal verboten wurden. Die Künstlerin wählte die Form des Parthenon nicht nur weil Athen die Partnerstadt der diesjährigen documenta ist. Der Tempel wurde als Ort des Denkens und Austausches gebaut. Außerdem komme „all unsere Kultur aus Griechenland“, so die Künstlerin. Alle Besucher*innen können ehemals verbotene Bücher mitbringen, die so die Installation bis Ende der documenta vervollständigen sollen.

Vor allen anderen da sein – Ein Spaziergang

Offiziell eröffnet die Ausstellung erst heute ihre Türen. Wir hatten die Gelegenheit mit Bloggern aus Dresden und Leipzig die Ausstellung zu besuchen und auch das Konzept der Spaziergänge kennen zu lernen. Mit dabei waren Sebastian und Maureen von We should run, Alexander Nast, Mister Mathew und Annabelle sagt. Gemeinsam mit Pressevertreter*innen und der Elite der Kunstszene laufen wir durch die Räume. Auch einige Künstler*innen sind vor Ort. „Das ist Marie Cool“, flüstert unsere Choristin Karina. Sie geht gerade in eine Performance rein. Marie Cool und ihr künstlerischer Partner Fabio Balducci arbeiten vor allem mit Büromaterialien; „alles was man eben so im Schreibtisch hat, wie Tesafilm“ erklärt Karina. Licht und Langsamkeit spielen eine große Rolle in ihrer Arbeit. Das Licht strahlt durch eine große Fensterfront und Marie Cool holt den Regen von draußen durch schnelle Fingerbewegungen auf dem gespannten Klebeband akustisch nach drinnen.

Die Besucher führen, die Chorist*innen erklären

Zwei Spaziergänge konnten wir auf der documenta 14 erleben. Gemeinsam mit Ann Kathrin Mogge entdecken wir die Ausstellung im  Fridericianum. Mit ihrer Hilfe fangen wir an uns über die Ausstellung auszutauschen und Assoziationen zu sammeln. Die Frage wer hat eigentlich Zugang zu Museen und Kunst beantworten. Die Chorist*innen bereiten sich auf die Künstler*innen vor und können für einen Spaziergang gebucht werden. Dabei bestimmen die Besucher*innen die Laufgeschwindigkeit und die Auswahl der Objekte zu denen sie etwas erfahren möchten. „Eigentlich hatte ich nur einen Tag Vorsprung“ verrät Ann Kathrin und freut sich über den Austausch zu den Werken.

Es brennt nicht – Ist nur Kunst

Aus einem Turm neben dem Fridericianum steigt Rauch auf. Dies ist eine Installation vom Künstler Daniel Knorr und soll zum einen ein Rauchzeichen nach Athen sein, aber auch die Idee der documenta in die Welt tragen. Die Zusammenarbeit mit Athen soll die Möglichkeit aufzeigen Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln zu sehen, so der künstlerische Leiter Adam Szymczyk. Fast alle Künstler*innen haben Kunst an beiden Orten ausgestellt. So auch Kross, denn in Athen hat er Müll auf den Straßen gesammelt und sie in Bücher gepresst.
Ein Künstlerduo hat an zwei Standorten eine Bühne aufgebaut. Aber in Kassel werden sie nicht performen, verrät uns unsere zweite Choristin Karina Chernenko. Hier bleibt die Bühne leer. Die Hauptspielstätte in Athen ist das zeitgenössische Museum EMST, welches erst durch die documenta wieder eröffnen konnte, da es vorher finanziell nicht möglich war.

Performance und Installationen auf der documenta

Performances machen Kunst erlebbar und dynamisch. Selbst am Preview Tag waren wir einige Male zufällig am richtigen Ort zur richtigen Zeit. In der documenta Halle sind 23 Meter Stoff bestickt. Die Künstlerin setzt sich darauf mit der Geschichte von norwegischen Ureinwohner*innen auseinander. Wir erleben dazu die Geschichte gesungen in der Original Sprache der Menschen die früher einmal in Norwegen gelebt haben. Bevor sie die Kirche vertrieben hat. Flucht und Vertreibung sind Schwerpunktthemen auf der diesjährigen documenta. Der irakische Künstler Hiwa K. hat an der Malertreppe vor der documenta Halle eine Installation aus Röhren aufgebaut und Bedürfnisse von Menschen in diese Röhren eingebaut. Es gibt Rückzugsorte, ein Badezimmer, Zugang zu Wissen, Unterhaltung und Sport. Allgemein repräsentieren die Röhren Lebensraum. Sie sind aber räumlich voneinander getrennt und so schmal, dass niemand darin längerfristig Leben möchte. Der Künstler hat dies auf seiner eigenen Flucht aus dem Irak aber getan und hat so eine ganz persönliche Verbindung zu seinem Werk.

Die Welt der Kunst in Kassel

Kassel möchte Weltausstellung sein. Wir sahen Kunst aus Senegal, Argentinien, Chile, USA und Lappland. In der Location Neue Hauptpost ist besonders viel indigene Kunst zu sehen. Spiegelt sich die internationale Ausrichtung auch bei den Besucher*innen der documenta wieder? Wir stehen wieder vor der Frage vom Anfang. Wer hat eigentlich die Möglichkeit Kunst zu sehen, zu erleben und zu verstehen? Die Spaziergänge bieten eine tolle Möglichkeit an Hintergrundinformationen zu kommen, bieten aber auch eine finanzielle Hürde. Ich würde mir wünschen, dass im Sinne des Audience Development Ansatzes auch Menschen Zugang zu den Werken bekommen, die sonst keinen Zugang zu Kunst und Kultur haben. Ist das von der documenta überhaupt gewollt? Reichen dafür Installationen in der Innenstadt aus? Ab heute wird die Schlange vor dem Eingang nicht mehr so kurz sein und die Besucher*innen müssen sich das Privileg des Kunstkonsums mit vielen anderen Menschen teilen. Die Dezentralisierung des Standortes nach Athen ist ein politisches Statement. Auch die überwiegende Ausstellung von nicht europäischen Künstler*innen und weniger etablierten auf den Kunstmarkt ist eine Öffnung der Kunst.

Text und Fotos: Meike Krauß

Vielen Dank an das Team vom Besucherservice Avantgarde, die den Besuch auf der documenta 14 möglich gemacht haben.

Hier geht es zum Beitrag von We Should Run.

Weiter zum Beitrag von Mister Mathew.

Annabelle sagt – hier lang zu ihrem Beitrag.

Video Blogger Alexander Nast hat über den Tag eine Instagram Story gedreht:

Kategorien
Allgemein Theater

Heute in zwanzig Jahren – Ibrahim Amirs Komödie Homohalal im Kleinen Haus

Dresden im Jahr 2037: In der tolerantesten Stadt Europas herrscht ein interkulturelles Miteinander – Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religionen leben friedlich zusammen, Rassisten versinken in Depressionen und Lutz Bachmann trifft sich wöchentlich im Hammām mit seinen muslimischen Freunden. Das Stück Homohalal  baut auf der Begegnung von fünf Freunden auf, die sich aufgrund eines unerwarteten Ereignisses wiedertreffen. Gemeinsam werfen sie einen Blick zurück aus der Zukunft auf ihren Weg der letzten 20 Jahre – auf Integration mit „Mensch ärgere Dich nicht“ und Nachhilfe im Kapitalismus mithilfe von Monopoly. Trotz der überspitzten Darstellung bleibt die Eindringlichkeit des Inhaltes und der Appell an das Publikum nicht aus. Etwa zur Hälfte des Stückes wird aus Humor und Sarkasmus Wut und Ernst. Eine Wendung, die Gänsehaut hinterlässt.

Mit seiner bissigen Komödie greift der syrisch-kurdische Autor Ibrahim Amir Klischees und Vorurteile auf und hält der Gesellschaft einen Spiegel vors Gesicht: ironisch, durchdacht und unbequem.
Dass das Staatsschauspiel ein Stück mit dieser Problematik in eine so polarisierte Stadt wie Dresden holt ist gewagt, aber notwendig. Tatsächlich sollte Homohalal ursprünglich am Volkstheater in Wien uraufgeführt werden. Bedenken bezüglich politischer Korrektheit ließen die Aufführung des Stückes kurz vor der Premiere platzen. Zwei Jahre lang hat Ibrahim Amir den Inhalt gemeinsam mit Geflüchteten und Aktivisten erarbeitet. Fast ein weiteres Jahr arbeitete der Autor anschließend mit dem Staatsschauspiel Dresden zusammen, um das Stück in seiner jetzigen Form auf die Bühne zu bringen.

Homohalal beeindruckt in seinen knapp 90 Minuten vor allem mit der Reflektiertheit, mit der an komplexe Themen wie Familie und Sexualität  aus der Sicht unterschiedlicher Kulturen herangegangen wird.  Doch nicht nur inhaltlich stimmt es auf der Bühne: Mit viel Charme leitet Rouni Mustafa, der bereits in Morgenland und Romeo und Julia zu sehen war, das Stück ein und erzählt als Geflüchteter seine persönliche Geschichte. Seine Authentizität gibt dem Zuschauer das Gefühl, das es in Ordnung ist, sich mit ihm auf diese Reise durch das Stück zu begeben und trotz allen Ernstes auch mal darüber zu lachen zu können. Ebenfalls sehr gelungen sind die Darstellungen von Holger Bülow als Syrer Abdul mit sächsischem Dialekt und einer wie immer wunderbaren Anna-Katharina Muck als überengagierte Integrationshelferin.

Homohalal lässt den Zuschauer mit dem Wunsch zurück, dass ein kleines Stück der anfänglichen Utopie doch bleiben könnte. Dass man in zwanzig Jahren mit einem Kopfschütteln auf die Angst vor Fremden zurückschaut und die Toleranz gegenüber Religionen und fremden Kulturen in Deutschland genauso selbstverständlich ist, wie der Anblick von Socken in Sandalen im Sommer.

Die letzte Chance, das Stück zu sehen, gibt es am Sonntag, den 11.06.  Für beide Veranstaltungen um 16:00 und 20:00 Uhr gibt es noch Karten.

Text: Nicole Cruschwitz

Kategorien
Allgemein Tanz und Theater

Extinction of a Minor Species – Dresden Frankfurt Dance Company in Hellerau

Die Dresden Frankfurt Dance Company ist wieder zu Gast. Nach der Uraufführung in Frankfurt läuft das Stück „Extinction of a Minor Species“ nun im Europäischen Haus der Künste – Dresden Hellerau. Noch bis zum 5. Juni gibt es Aufführungen zu sehen. Wir waren da und erzählen von unseren Eindrücken (4 Minuten)

Der Hörbeitrag mit Pressefotos von Dominik Mentzos (DFDC):

Text und Produktion: Meike Krauß

Fotos: Dominik Mentzos (Press Photos DFDC)

Kategorien
Allgemein Theater

Gastbeitrag Theaternetz: Ein Gespräch mit Andreas Posthoff

Theaternetz ist ein junger Kulturjournalismus aus Stuttgart. Während wir die breite Kulturlandschaft in Dresden abbilden konzentriert sich Theaternetz ganz auf die Theaterlandschaft in und um Stuttgart. Auch unsere Artikel zum Thema Theater wurden bereits dort veröffentlicht. In ihrer Kategorie Coffe & Cigarettes treffen die Autor*innen von Theaternetz die Menschen hinter der Aufführung. Dieses Mal im Gespräch mit Andreas Posthoff.

Ein smarter Herr der alten Garde

Ihm schmeckt die Sprachästhetik Klabunds ebenso gut wie in Honig marinierte Geflügelleber. Seiner Ansicht nach ist die Menschlichkeit ein unantastbares Gut, bei weitem höher als die Selbstdarstellung. Fernab der Bühne huldigt er dem Müßiggang. Die Muse des Familienmenschen ist der Mensch in aller seiner Facetten.

Der im Jahr 1961 geborene Andreas Posthoff stammt ursprünglich aus Wanne-Eickel im Ruhrgebiet und entdeckte schon in frühen Jugendjahren seine Passion für das Figurieren von Rollen. Diesen Wunsch lehnte seine Mutter allerdings ab, war es doch gerade sein Vater, der dem Berufsbild der Schauspielerei nachging und Posthoffs Mutter nach der Geburt verließ. Vielleicht als Trotzreaktion sah sich Andreas Posthoff dennoch zu dieser Aufgabe prädestiniert und beschloss mit 17 Jahren, zumindest in beruflicher Hinsicht, auf den Spuren seines Vaters zu wandeln. Sein anschließendes Studium absolvierte er in Stuttgart und ist seitdem überwiegend im Württembergischen Raum tätig. So erlebte er in seiner nunmehr 40-jährigen Laufbahn sämtliche Höhen und Tiefen, die mit dem darstellenden Gewerbe verbunden sind.

Heute lebt er zusammen mit seinem Sohn in der Kätchenstadt Heilbronn und ist derzeit Ensemblemitglied auf dem Heilbronner Theaterschiff. Ferner unterrichtet er zudem an lokalen Bildungseinrichtungen und vermittelt schauspielerische Grundlagen.

Jeder Beruf ist eine Berufung

Andreas, du bist nun schon lange im Business – Beruf oder Berufung?

Ich glaube jeder Beruf ist eine Berufung. Ich habe Schreiner und Metaller kennengelernt, egal aus welchem Bereich, die haben ihren Beruf mit einer so großen Leidenschaft ausgeübt, als sie beispielsweise vor ihren Maschinen standen oder sich mit hunderten Holzsorten befassten. Meiner Meinung nach, sollte sich jeder der einen Beruf nachgeht, auch zu diesem berufen fühlen, sonst macht das alles keinen Sinn.

Welche Rollen waren für dich die Ergreifendsten in deiner Karriere?

Ja, da gibt es verschiedene Dinge. Wir haben einmal einen Rückblick auf das 20. Jahrhundert gemacht und da habe ich den Goebbels gesprochen. »Biedermann und die Brandstifter« war für mich eine ganz, ganz wunderbare Geschichte. Wobei ich es natürlich auch sehr gerne mag, wenn die Leute über mich lachen (schmunzelt). Sie müssen nicht immer im Herzen zutiefst gerührt sein, ich schätze die befreiende Geste des Lachens im Publikum ebenso wie die Ergriffenheit.

Wie bereitest du dich auf deine Rollen vor?

Als aller erstes sehe ich – sehen und hören. Wir sitzen gerade in einem Café und nun beobachte ich die Leute, wie sie miteinander kommunizieren und interagieren. Das ist dann für mich immer ein Beispiel, an das ich mich zu erinnern versuche, wenn ich eine Rolle bekomme. Das Gesehene versuche ich im Sprechen und Spielen unterzubekommen. Es heißt ja auch Schauspiel – Schauen und Spielen. Die Leute sind so grandios verschieden, ihre Mimik, ihre Gestik, ihre Bewegungen und die Töne, die sich von sich geben, werden durch Überhöhung auf der Bühne zur Kunstform. Das Tolle am Schauspielen ist ja, dass man nicht nur die Leute zum Vorbild nehmen kann, sondern man kann sich auch mit sämtlichen Thematiken beschäftigen: Kostümkunde, Kulturgeschichte, Furz und Feuerstein (lacht).

Gibt es Rollen die du noch unbedingt verkörpern möchtest?

Ach ja natürlich, also klar den Faust in »Faust«, den täte ich mal ganz gerne spielen, aber meinetwegen auch »Warten auf Godot« und solche Sachen, die interessieren mich brennend und wahnsinnig.

Emotionen auf der Bühne – reine Schimäre oder scheinbar reales Empfinden?

Deswegen nochmal, es heißt ja Schauspieler und nicht Schauseiner. Schau mal, das Leben ist ja auch so bunt. Manchmal ist es tragisch, manchmal ist es heiter. Abends aber da sitzen Leute, die haben einen Haufen Geld bezahlt, haben sich schick gemacht und haben sich verabredet. Die Kunst liegt in der Wiederholung, das heißt, in diesem Augenblick ist der Körper ein Instrument. Worauf es ankommt ist, dass ich unten, in den Zuschauerrängen, Emotionen wecken kann. Was ich oben, auf der Bühne, fühle interessiert keinen. Egal ob ich mich zuvor verliebt habe oder ein Angehöriger verstorben ist. Da sitzen 800 Leute, die interessiert mein innerer Gefühlzustand nicht, die wollen die Verkörperung meiner Rolle sehen und nichts Anderes. Das ist wie beim Musiker der eine Partitur bedient – mit etwas Glück kommt dabei Kunst heraus.

Vor dem Auftritt eine Currywurst

Hast du etwaige Bühnenrituale oder sich stetig wiederholende Abläufe vor einer Vorstellung?

Ich habe es vorher ganz gerne ruhig und gehe so anderthalb Stunden vor der Vorstellung auf die Bühne – schaue und schnuppere. Dann muss ich noch meine Requisiten richten, falls das nicht schon erledigt ist, Text anschauen – normal – und laufe mich ein. Alles im Allem habe ich keine großen Rituale. Zurzeit gönne ich mir vorher noch ganz gerne eine Currywurst (lacht).

Was ist deine Lieblingsanekdote aus deiner Laufbahn, hast du da eine?

Ja, ich habe mal den Peppone, bei »Don Camillo und Peppone« gespielt und beim Lernen des Textes habe ich mir schon gedacht, da musst du aufpassen. Da sagt der Peppone: »Der Pfaffe braucht eine Abreibung«. Was sagt der Posthoff: »Der Pfaffe braucht eine Abtreibung«. Dann dreht sich der Kollege ganz verlegen herum und du merkst in Sekundenbruchteilen: »Oh man was hast du da herausgehauen«… Ich weiß nicht wie viele Leute das gemerkt haben, doch das war einer der Momente, an denen ich mir überlegte, wie wäre es mit einer einsamen Insel und zwar sofort. Aber ich glaube, das kennt jeder Kollege, wenn man sich mal so richtig verhakt. Natürlich kann das passieren, sollte es jedoch nicht, aber später lacht man darüber, obgleich man im Moment am Liebsten im Boden versinken würde. Fehler sind eben menschlich.

Jetzt, da wir bei der Menschlichkeit gelandet sind, ist es interessant zu wissen, wie es mit diesem Werteideal am Theater aussieht?

Wenn wir doch auf der Bühne die Menschlichkeit in all ihrer Vielfalt verkörpern, dann sollten wir diese doch auch im privaten Leben und Berufsalltag beherzigen. Natürlich ist das Theater eine Kunstform mit sehr vielen schrägen und ausgeprägten Charakteren, von daher ist schon einmal eine große Rücksichtnahme erforderlich. Jeder sollte so sein wie er ist, ohne Schwierigkeiten zu bekommen, es sei denn er ermordet jemanden oder wird ansonsten irgendwie handgreiflich (augenzwinkernd). Ein Haus muss meiner Ansicht nach von der Putzfrau bis zum Intendanten auf der menschlichen Ebene funktionieren. Ich denke ihr wisst was ich meine.

Dies entspricht aber sicherlich nicht immer der Realität!?

Korrekt. Es gibt am Theater etliche unauserkorene und auserkorene Eitelkeiten. Manchmal erfordert es schon Langmut und ein großes Maß an Menschlichkeit, um diese Schrullen zu ertragen, wobei mir das meistens gelingt. Ab und an ist es aber auch erforderlich, dass man laut wird und die Hutschen hochziehen muss, aber das ist zum Glück die Ausnahme.

Du bist derzeit Ensemblemitglied auf dem Heilbronner Theaterschiff, was ist die Besonderheit an dieser Spielstätte?

Die Menschlichkeit! (lacht). Es sind aber natürlich auch wunderbare Räumlichkeiten. Die Arbeit macht enorm viel Spaß, wir verstehen uns prima und ich freue mich auf jede Vorstellung. Mit Heinz Kipfer haben wir einen großartigen Intendanten, der seit 20 Jahren dies alles pflegt und erhält, da kann ich nur Chapeau sagen und meinen Hut vor ihm ziehen.

Theater ist immer politisch

Was hältst du von der Politisierung des Theaters?

Zurecht, Theater ist immer politisch.

Sollte dies auch offen gezeigt werden oder metaphorisch verpackt werden?

Solange die Metaphorik erkannt wird ist dies gut. Da ich doch den Eindruck habe, dass dies zu selten der Fall ist, muss man manche Inhalte sehr plakativ äußern um sie klarzustellen. Zu Zeiten des Eisernen Vorhangs verstanden es die Leute, die im Osten lebten, noch besser Botschaften zwischen den Zeilen zu lesen und zu hören – in Westeuropa war dies immer ein Defizit. Ich wünsche mir wieder mehr Verständnis für die Metaphorik, damit kann man mehr künstlerisch arbeiten und hat mehr Raum für die eigene Kreativität. Gerade die Filme »Danton« und »Nostalghia« stammen aus ebenjener Zeit und wurden trotzdem verstanden, obwohl sie nicht mit der Moralkeule drohen. Auch die Komödie ist politisch, die Leute wollen lachen und sich vom Alltag befreien.

Was ist dein Ausgleich zum Theater?

Mal einen Kaffee trinken, auf dem Sofa liegen, dann fotografiere ich ganz gerne, male, lese und schaue Filme, wenn es die Zeit hergibt. Außerdem habe ich noch meinen Sohn, der »bevatert« werden möchte. Zur Lebensentspannung koche ich, kaufe auf dem Markt ein und halte dort mein Schwätzchen. Was ich nicht so gerne mag sind Steuererklärungen (lacht).

Du arbeitest in vielerlei Hinsicht mit Schülern, was ist das Besondere an dieser Tätigkeit? Gibt es auch Schwierigkeiten Schülern Theater zu vermitteln?

In der Tat hat sich in den letzten 20 Jahren sehr viel verändert. Vor 15 Jahren hatten die Kinder noch mehr Eifer, Kreativität und haben für das gebrannt, was sie faszinierte. Heute erwarten sie bedauerlicherweise oft Befehle, man muss ihnen alles vorkauen – ich vermisse die Eigeninitiative. Die Ursache hierfür liegt auch an unserem Schulwesen – der Raum für eine Selbstentfaltung fehlt. Wir haben mittlerweile wieder Verhältnisse wie zu Zeiten des Kaisers Wilhelm I. Das Denken wird nicht geschult, worauf es ankommt ist letztendlich die gute Note im Endjahreszeugnis. Heutzutage sind wenige bereit zu kämpfen, Kopf und Kragen zu riskieren und sich für eine Sache begeistern zu lassen, auch wenn man mal die eine oder andere Grenzüberschreitung riskieren muss.

Mich freut vor allem, wenn sich der eine oder andere im Unterricht verwandelt und seine ungeahnten Fähigkeiten erkennt. Es sind zudem absolute Glücksmomente, wenn man dann mal einen ehemaligen Schüler als Kollegen wiedertrifft. Insgesamt ist die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aber sehr erfüllend.

Du engagierst dich auch ansonsten im sozialen Bereich. Was sind deine aktuellen Projekte?

Ich bin in einer Pfadfindergilde, obwohl ich eigentlich gar keiner bin. Wir unterstützen Hilfsprojekte in Burkina Faso, beispielsweise eine Krankenstation. Zudem finanziert unsere Organisation den Bau eines zweiten Regenauffangbeckens mit angegliederten Zellen, die dem Anbau von Obst und Gemüse dienen. Dies hilft insbesondere den Frauen und stärkt deren Eigenständigkeit. Weiterhin ermöglichen wir den Kindern den Schulbesuch. Das Besondere ist, dass das Projekt nur in den Bezirken unterstützt wird, in denen Christen und Muslime friedlich zusammenleben – das gibt es auch und es funktioniert blendend.

Gehst du auch privat ins Theater, wenn es die Zeit hergibt?

Relativ selten und nur auf ausdrückliche Empfehlung oder wenn ein befreundeter Kollege auf der Bühne steht.

Das Interview geht noch weiter. Hier bei Theaternetz weiterlesen

Interview und Fotos; Philipp Wolpert und Tobias Frühauf

Kategorien
Allgemein Kunst

Lichtdesign Workshop in HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste Dresden

Im April fand im Festspielhaus Hellerau der Lichtdesign Workshop von Katarína Ďuricová & Tomáš Morávek statt. Beide sind großartige und sehr gefragte Lichtdesigner/Techniker aus der Slowakei. Sie arbeiten mit bekannten Festivals zusammen und entwickeln große Projekte.

Ich habe viele Eindrücke und Informationen über Licht mitgenommen. Ich als Anfänger hatte erste Startschwierigkeiten in die „Materie“ einzutauchen, da ich den ersten (theoretischen) Tag  nicht da war, aber alle anderen haben sich sehr gut zurecht gefunden und die beiden Workshopleiter standen einem für jede Frage zur Verfügung und haben immer tolle Tipps gegeben. Beim Scheinwerfer ausprobieren haben sie nicht nur in der Ecke gestanden und gesagt: „Los probiert mal aus!“, sondern genauso interessiert das Licht entdeckt und uns gezeigt was man mit dem Licht noch machen kann und von wo es besonders schön aussieht.

Thematischer Licht Aufbau

Bei der freien Arbeitszeit waren Tomáš und Katarína sehr interessiert und überrascht/begeistert von unseren Ergebnissen. Wir haben das Licht mit und ohne Nebel beobachtet und als abschließende Aufgabe sollten wir selber mit dem Licht arbeiten. Uns wurde komplett freie Hand gelassen außer die Anzahl der Lampen und die Vorbereitungszeit. Wir haben dann aus einem von uns gewählten Thema selber spannende Lichtinstallationen aufgebaut. Diese waren sehr unterschiedlich und hatten trotzdem einige Gemeinsamkeiten. In dem einen wurde das Thema Stadt umgesetzt indem ein weißer Vorhang in den Raum gehängt wurde und dieser von beiden Seiten mit verschiedenen Mustern, Lichtern, Farben,… bestrahlt wurde. Wenn jemand auf der einen Seite des Vorhangs stand hat man den Schatten von ihm gesehen aber andersherum nicht aber die Lichter auch einfach nur auf dem Vorhang zu beobachten und zu sehen, wie die anderen auf die Installation reagieren war sehr spannend. In der anderen Installation wurde das Thema Natur und Wald aufgegriffen dafür haben wir mit grünen, blauen und gelben Lichtern gespielt und sie einfach in den Raum leuchten lassen. Die Lichter wurden heller und dunkler, sie haben sich abgewechselt und so gab es immer etwas neues zu entdecken. Es waren aber beides Installationen, welche zum betreten und entdecken, zum staunen und ausprobieren entwickelt wurden.

 

Hier meine Gedanken und Eindrücke und ein paar Bilder.

Mysthisch

Lampen                                    Nebel

 

Licht zum Anfassen – Licht zum Fühlen

Stadt                                                                        Natur

  Installation

Wasser – Wand – Vorhang

Atmosphäre

Lichtstrahlen – Grell          Heiß

Text und Fotos: Johanna Rößler

Kategorien
Allgemein Film

Filmpremiere WEIT in der Schauburg

 

Mittwochabend in der Schauburg, der große Leone-Saal ist sehr gut gefüllt. Um mich herum Menschen, die von ihrer letzten Reise erzählen oder ihre Pläne für die nächste offenbaren. Zur Einstimmung auf die weite Reise zeigt die Schauburg das Musikvideo von Ezé Wendtoin „Daheeme“Reisen und Heimat sind ja irgendwie immer sehr eng miteinander verbunden. Jeder Mensch ist auf der Suche und Reise seine Heimat zu finden, doch oft hilft es erst einmal loszuziehen, fort von allem Vertrautem und Gewohnten, ab in das Ungewisse und Neue.

 

Patrick und Gwen aus Freiburg machen es auf ihre eigene Art und Weise vor und lassen uns in diesem Film an ihren Erfahrungen teilhaben. Von Deutschland nach Indien, ohne die Erde zu verlassen, im ständigen Kontakt zum Land oder Wasser, nie fliegend, bepackt nur mit dem Nötigsten in zwei großen Rucksäcken, viel Zeit und dem Versuch, am Tag mit 5€ auszukommen, geht es 2013 los. Von Freiburg aus, wollen sie so weit in den Osten gehen, dass sie vom Westen wieder nach Hause zurückkehren. Per Anhalter reisen sie los, über den Balkan nach Moskau. Dann weiter durch Zentralasien und den Kaukasus. Permanent im unmittelbaren Kontakt zu den Menschen, eingetaucht in die Kultur. Durch Pakistan, Indien, Nepal, das Karakorum- Gebirge und die Mongolei. Sie reisen per Anhalter und schlafen in ihrem kleinen Zelt, arbeiten in Projekten, schlafen auf den Sofas von Couchsurfern.

Dann in Sibirien die Überraschung: Gwen ist schwanger. Kurzerhand werden neue Pläne geschmiedet, eine Kajüte auf einem Containerschiff von Japan nach Mexiko gebucht und ab dem Frühjahr 2015  geht die Reise zu dritt weiter. Die Art der Reiseform ändert sich somit im Vergleich zum ersten Jahr. Die junge Familie legt sich einen alten Bus an, mit dem sie ein Jahr lang durch Mittelamerika reisen, um sich als Familie kennenzulernen

Die 1200 Kilometer von Barcelona nach Freiburg werden zur letzten Reiseetappe. Ein letztes Mal ändert sich ihre Art des Reisens, sie schnallen sich wieder die Kraxen auf die Rücken und laufen dreieinhalb Monate durch Europa und stetig heimatlichere Landschaften

Die Reise ist eine Geschichte über Vertrauen, über Loslassen und sich „Darauf-einlassen“. Ein Geben und Nehmen. Über Grenzen, die meist nicht bei Begegnungen mit Menschen und in deren Köpfen, sondern vor allem an den Landesgrenzen und bei Behörden auftauchen oder dem eigenen Durchhaltevermögen und über Heimat. Der Film strahlt Lebensfreude und Neugier aus, er ist ein traumhafter Beweis für Freundschaft, die über jeglichen Differenzen, seien es Länder, Sprachen oder Kulturunterschiede hinwegsieht.

Die Bilder rasen nur so an dem Zuschauer vorbei, das erste halbe Jahr der Reise ist in einer halben Stunde des Films erzählt. Es ist anstrengend, die lauten, bunten, ja schrillen Farben Indiens zu sehen, doch es kommt ein Schnitt und in der nächsten Sequenz sitzen die beiden wieder im Wald vor ihrem Zelt und es herrscht absolute Stille. Es sind auch diese extremen Gegensätze, die den Film sehr kurzweilig machen.

Der Film zeigt, dass nicht immer alles so klappt, wie man es sich vorgestellt hat und das manchmal gar keine konkrete Planung die Beste ist.

Am Ende des Films fühlt man sich den beiden Filmemachern unglaublich nahe. Man hat das Gefühl, die beiden in den letzten 2 Stunden gut kennengelernt zu haben. Nachdem der Applaus verklungen ist, beantworten Gwen und Patrick  den Zuschauern in der Schauburg selbst die neugierigsten Fragen zur Hausgeburt in Mexiko mit einem Lachen und sympathischem Humor.

Für alle Reiselustigen, Weltenbummler,  Aussteiger und alle die von Abenteuerreisen träumen: der Film läuft ab nächster Woche täglich in der Schauburg.Weitere Termine

Für alle, denen der Film zu schnell durch die einzelnen Länder rannte, der kann sich danach auf der Website den Rest des Filmmaterials ansehen und genauere Eindrücke der Länder bekommen.

Text: Barbara Staudenmaier

Fotos: Gwendolin Weisser und Patrick Allgaier

 

 

Kategorien
Allgemein Musik

Fil Bo Riva – A mad man in the Groove

ON THE 23th APRIL 2017 , A SUNDAY EVENING OR RATHER A SUNDAY NIGHT, WE SAW A MAN BEHIND SHADOWS AND A GIRL WITH A STRONG VOICE: FIL BO RIVA WITH LISA MITCHELL AT THE GROOVESTATION

Behind the Band

The Grooves‘ Station

For the newcomers in the city of Dresden or for those who are not very active once the sun goes down, Fil Bo Riva’s concert was the perfect opportunity to discover the famous GrooveStation. From an almost empty bar around 8 o’clock – understandable as the days are getting longer and people less inclined to show up on time – it turned into a jam-packed, colourful nightclub by the time the singer appeared on stage. And he eventually appeared. In the meantime the growing audience could enjoy the soft but confident voice of Lisa Mitchell, the sadness, happiness and honesty of her songs, which allowed us to enter the privacy of her world. Alone on stage, guitar in the hands, she sang a few of her love stories, a mix of folk and indie pop, and a slight British touch. The lyrics are often very simple, sometimes even resembling lullabies, but the charm of her voice and the sincerity of her words appealed to us. The soothing and flowing atmosphere lingered on for a while after Mitchell left the stage, a good time to get one more drink and chat a little. Too bad it took so long for Fil Bo Riva’s concert to start. Full glasses in the hands, cigarettes smoked, the audience was starting to lose patience. It did not stop the crowd to get bigger and bigger and at some point I even wondered if the walls just moved and the room expended as it looked so different from the empty bar I entered less than two hours before.

Lisa Mitchell

 The Appearance

And he appeared. Without even seeing him on stage, one understood that something was happening. Voices of obvious fans were getting louder, people started to wriggle, fog and smoke filled up the room and bright colours finally lit up the singer. With a laid-back attitude and a deep, raspy voice he immediately seduced his audience which started to dance and follow the beats of the drum and the sensuality of his voice. The 24-year-old ventured a few unintelligible jokes which only the fans facing him appeared to understand. He kept the excitement on the edge with abrupt song endings, mixing beats and dynamics with softer and melancholic rhythms.

Fil Bo Riva in groove

The jam-packed room did not allow much dancing so for those who wanted to relieve themselves of the week’s stress and unleash their passions on the dance floor, the concert was a perfect way to start the night and get ready to dive into the next clubbing atmosphere.

____________________________________________________

SUMMARY

Groove station: Good for chilling and having a drink at the bar, as well as for smaller „one person on the stage“ concerts or sweaty audience and band connections but too small for Fil Bo Riva, I guess it would have been better for his poetic performance to have a little distance with the audience.

Fil Bo Riva: A talented young guy from Rome, Dublin and now Berlin. My expectations were not met, live not so „blow me away“ like in stereo, a little bit disappointing in that way.

Lisa Mitchell: A girl from Down Under, nice voice and honest lyrics, once a participant of the show Australian Idol (by the way), I want to see her again!


Text: Louise Demelas

Summary: Bianca Kloß

Fotos: Susann Schmidt

Kategorien
Allgemein

Poetry Slam zum Asisi Panorama „Dresden 1945“

Im Stadtteil Reick im Dresdner Südosten finden wir die Überreste einer alten Dresdner Gasanstalt. Zwei Gastanks stehen noch und in einem der beiden findet nun Kultur statt. Wo sich früher die Kubikmeter  ausbreiteten, strömen nun Besucher in den Behälter welcher nun im halbjährigen Wechsel zwei 360 Grad Panoramen des Künstlers Yadegar Asisi beherbergt. „Dresden im Barock“ und „Dresden 1945“. Auf 27 Meter hohem bedrucktem Stoff sieht der Besucher ein immenses Wimmelbild mit vielen versteckten Details. Das Bild „Dresden 1945“ ist eine Moment Aufnahme nach der Bombennacht. Es ist überfüllt mit grauem Schutt. Ein tragischer Anblick. Die Augen sind überfordert von den vielen kleinen Teilchen und nur langsam gelingt es mittendrin einzelne Szenerien zu erspähen. Auf 3000 m² Bildfläche ein zerstörtes Dresden – sonst ein Museum, öffnet das Panometer seine Pforten heute Nacht für eine besondere Veranstaltung. Stühle stehen im Rund und Menschen sitzen gespannt und fein geputzt in froher Erwartung an das was heute Abend passieren soll. Poetry Slam. Ein Wettstreit der Dichter.

Vier der Besten Slammer*innen Deutschlands fassen die Februar Bombardements lyrisch in Worte. Der junge Moderator Christian Meyer schafft es trotz des schweren Themas für eine lockere Atmosphäre zu sorgen. Mit dabei sind Wahl-Dresdnerin Bonny Lycen, Carmen Wegge, Rudi W. Berger – mit 92 Jahren der älteste Slammer Deutschlands und Sven Hensel seinerseits PoetrySlam Meister von Nordrhein-Westfalen.

Der Slam zusammengefasst in einem Poetry:

Beim Eintritt, nach jedem Schritt, ein neuer Blick, immerzu verzwickt.

Rauchschwaden am Himmel, zerbombte Häuser – welch Wimmel

Bild umrundet die Betrachter, beträchtlich nach Details trachtend.

Zu Asisis Kunst gesellt sich Poesie, das ist audiovisuelle Magie.

Poetry Slam im Panometer, Dresden ’45 steht auf dem Tachometer.

Runde eins thematisch offen, es wird bunter Reim vergossen.

Sven Hensel outet sich als Wunderbärchen, erzählt ein Angst-Mut-Märchen.

Carmen Wegge lädt zum Männerabend ein, Held Marco Reus wird dabei sein.

Bonny Lycen torkelt an der Elbe entlang, zur Liebeserklärung einen Hang

und Rudi W. Berger ist auch von der Partie mit der Umweltaktivistin Franzi.

Runde zwei erfordert Dresden ’45 Bezug und somit auch viel mehr Mut.

Eintauchen in Bombenhagel und Tod, undankbare Gedanken – Blutrot.

Sven Hensel als Zeitreisender unterwegs, spricht dreisprachig stets.

Carmen Wegge im Hier und Jetzt, beobachtet Fremdenhass, der verletzt.

Bonny Lycen ist mittendrin, Fliegeralarm und tote Kinder – einfach nur schlimm.

und Rudi W. Berger mit seinen 93 Jahren, will den Zeitzeugenblick wahren.

Respect the poet, so Christian Mayer zu Moderationsbeginn.

Respect the homeless, the current refugee, so der schließende Aussagesinn.

Die Publikumsjury- sechs an der Zahl – hat bei der Wertung die Wahl:

Gewinnerin Bonny beendet die Show mit Luther, Goethe und Tim Bendzko.

Noch bis zum 11. Juni lässt sich das tragische Bild bewundern, dann wird gewechselt und ab dem 17. Juni bestaunt der Besucher wieder das prunkvolle Barocke Dresden.

Text: Vinzenz Buhl, Poetry: Birte Gemperlein

Fotos: Kiss & Tell Communication

Kategorien
Allgemein Musik

9. Sinfoniekonzert in der Semperoper

Vor 190 Jahren wurden die Palmsonntags-Konzerte eingeführt. Ursprünglich waren sie als Benefizkonzert gedacht, um Hinterbliebenen von verstorbenen Musikern finanziell unter die Arme zu greifen. Reinhard Goebel leitet diese Konzerte jetzt seit 5 Jahren in der Semperoper. Dieses Mal wurde von der Sächsischen Staatskapelle Dresden und von dem Dresdner Kammerchor das Oratorium „Holder Friede, heilger Glaube“ und „Dettinger Te Deum“ aufgeführt. Vorher gab es vom Dirigenten eine ziemlich interessante Einführung zu den Stücken und Komponisten. 

Georg Philipp Telemann

„Holder Friede, heil`ger Glaube“ ist ein Oratorium zum Andenken an den 200 jährigen Religionsfrieden und wurde von Telemann geschrieben. Dieses Jahr wurde es anlässlich seines 250. Todestages aufgeführt. Telemann hat über 3000 Musikstücke geschrieben, darunter 1600 Kantaten. Wenn man die Noten zählt, um so den Anspruch der Stücke mit denen von Johann Sebastian Bach zu vergleichen, wären es nur 208 Kantaten. Telemann schrieb viele Übungsstücke für Anfänger und für normale Bürger, um sie nach dem Krieg wieder an die Musik heran zu führen. Außerdem schrieb er Tafelmusiken, welche manchmal auch über 6 Stunden gehen konnten. So konnte man sich die Festmusik des Königshauses in die Bürgerliche Stube holen. Telemann schrieb auch Musik für Dresden, welche sehr virtuos war. Telemanns Werke sind unter den historischen Aspekten zu sehen und zu spielen, wegen musikalischer Besonderheiten würde man sie jetzt eher nicht aufführen.

Händel

Händel schrieb auch Staatsmusik. Die Instrumente und Musik symbolisieren den Krieg. Zum Beispiel Trompetenfanfaren als „Kommunikationsmittel aus der Handy-freien Vorzeit“. Er war musikalisch mit Bach verbunden und mit Telemann befreundet. Deshalb hat er auch Teile aus der Tafelmusik Telemanns verwendet, als er in einer Schaffenskrise steckte. In dem heutigen Werk werden die Arien vom Chor gesungen, da die Räumlichkeiten, in denen es damals gesungen wurde, für Solosänger zu groß gewesen wären. In den Chören wird ein winzig kleiner Textabschnitt immer wieder gesungen bis man meint, es müsse eigentlich jetzt gleich zu Ende sein – und dann dauert es aber noch sehr lang. Diese Stücke sollen die großen Engelschöre symbolisieren, welche sich singend vor Gott verbeugen.
Holder Friede, heil`ger Glaube

Den vier Solosängern wurden verschiedene Rollen zugeteilt. Die Religion wurde von Daniel Ochoa (Bariton) gesungen, der Friede von Sophie Karthäuser (Sopran), die Geschichte von Martin-Jan Nijhof (Bass) und Lothar Odinius (Tenor) sang die Andacht. Im kompletten Stück war die Begleitung eher ruhig und erhaben. Außerdem konnte man die Texte auch in der Musik hören. Wenn von Donner, Blitz und Gewalt gesungen wurde, wurde die Musik auch sehr aggressiv und man hat diese förmlich herausgehört. Der Abschluss war sehr pompös und es ging mit unglaublich viel Applaus in die Pause.

Dettinger Te Deum

Was mir als erstes auffiel, als die Musiker nach der Pause den Saal betraten, war, dass es mehr Trompeten gab als vorher. Die Musik war sehr pompös und erinnerte an einen Marsch. Der Chor sang englisch und ich war positiv von der guten Textverständlichkeit überrascht, was an der guten Aussprache des Chores lag. Beim Schlussstück haben die Solisten im Chorgesang mitgesungen und das ganze Orchester hat gespielt. Es war ein sehr würdiger und schöner Schluss des Abends.
Das Ende eines jeden Konzertabends bildet natürlich der Applaus der Zuhörer. Dieser ist auch dieses mal nicht gering ausgefallen. Es wurden noch einmal alle Solisten auf die Bühne geholt. Das Orchester und der Chor mussten oft aufstehen und sich verbeugen. Dann wurde auch noch Michael Käppler auf die Bühne geholt. Er hat das Abendprogramm mit dem Kammerchor einstudiert. Ich habe den ganzen Abend genossen und fand die Veranstaltung wunderschön.

Text: Johanna Rößler

Fotos:
Matthias Creutziger //Pressefotos Staatskapelle.
netzwerk projektziel// Pressefotos Kammerchor.
Die Fotos sind nicht vom Veranstaltungsabend.