Jeden Monat stellen wir euch unsere Highlights in der Kulturlandschaft Dresden vor. Dieses Video ist auf dem Redaktionstreffen im Alaunpark entstanden.
Orchester – spielen nur Klassik, sind langweilig, brauchen keine Proben, haben Reibereien zwischen den einzelnen Instrumenten, Orchester sitzen immer im Graben vor der Bühne
Fakten oder nur Klischees? Dieser Frage gehe ich am Beispiel des Landesjugendzupforchesters Sachsen (LJZO) auf den Grund. Aber Orchester sind ja bekanntlich alle gleich, oder? Ein “normales“ Orchester besteht aber nicht nur aus Zupfinstrumenten, wie Gitarre, Mandoline, und Bass.
1993 gründete Erhard Fietz ein solches Jugendorchester und gab somit unserer jüngeren Generation eine weitere Möglichkeit, sich zu entfalten, sich auszutauschen und Neues zu erlernen. Trotz der geringen Anzahl von nur drei Probenphasen jährlich, hält sich das Niveau stets hoch, und es besteht keine Frage, dass hier die Besten der Besten spielen! Seit Herbst 2015 leitet Katja Wolf, selbst Gitarristin und Dozentin, das LJZO Sachsen mit dem Ziel, die Musiker weiterhin zu Höchstleistungen zu motivieren.
Einige stellen sich bestimmt die Frage: Was soll ich mir denn da anhören? Die spielen doch sowieso nur Klassik. Von wegen! Stücke wie „Fluch der Karibik“ oder Themen aus „Der Zauberer von Oz“, denen ich selbst bei einem Konzert mit voller Begeisterung gelauscht habe, waren bereits Teil des Programmes. Und auch Eigenkompositionen wie „Fahrrad fahren“ von Franziska Henke sind im LJZO Sachsen gern gesehen. Somit ist ein Orchesterbesuch nicht immer langweilig und einseitig und jeder Zuhörer kommt bei einem solchen Auftritt gewiss auf seine Kosten.
„Jede Stimme bildet eine Einheit – und doch kann keine ohne die anderen. Es ist ein „liebender Kampf“ um Melodien, Themen, Klänge, welcher doch nur funktioniert, wenn alle an einem Strang ziehen und ihr ganzes Herzblut der Musik widmen.“ (Katja Wolf, Dirigentin LJZO)
Das Zusammenwirken mit anderen im Orchester, entfacht die eigene Leidenschaft nur noch mehr , bestätigt mir auch Marleen Lorenz. Ihre Gitarrenlehrerin nahm sie eines Tages einfach mit zum LJZO und blieb bis heute. Gitarre spielt Marleen seit sie drei Jahre alt war. Damals zwar “nur“ Lieder wie „Alle meine Entchen“, aber ihr junges Alter zeigte schon damals, dass viel Leidenschaft dahintersteckt.
Dass es anfangs einige Anlaufschwierigkeiten gab, gesteht Marleen mir ohne große Umschweife. Verständlich, wenn man als “die Neue“ in eine bestehende Gruppe tritt und sich an bislang unbekannte Stücke herantrauen muss. Doch die vermeintlich bekannten “ständigen Reibereien“ zwischen den einzelnen Instrumentengruppen bleiben glücklicherweise weiterhin ein Klischee. Viele vergleichen das Orchester mit einer großen Familie, die einem sowohl in guten als auch in schlechten Zeiten stets zur Seite steht. Denn jeder kennt eine Situation, in der einem einfach nichts gelingen will. In einem Orchester bist du jedoch nicht allein, vor allem nicht im LJZO! Schließlich zählt das Gesamtergebnis. Du kannst diesen Takt nicht im gewünschten Tempo spielen? Kein Problem! Dir wird unter die Arme gegriffen, bis du es kannst, es ist Teamwork. Und wer hat nicht gern ein starkes Team an seiner Seite?
Wenn man sich der Musik verschrieben hat, möchte man jede freie Minute damit verbringen. Viele der LJZO-Mitglieder gehen nebenher zur Schule oder studieren, haben Einzelunterricht oder noch weitere Orchesterproben und dennoch finden alle Zeit, die anspruchsvollen Stücke des Landesjugendzupforchesters Sachsen zu üben. Denn für sie ist es genau die Zeit am Tag, in der sie sich entspannen können, wie mir Marleen verrät. Für Musiker ist das Üben weniger eine lästige Pflicht, wie Außenstehende meist vermuten. Vielmehr ist es ihre Chance, sich zu verbessern und voran zu kommen, genau wie im Leben.
Und genau wie im Leben, lernen Orchestermitglieder viel voneinander: Auf sich und das eigene Instrument zu hören, genau auf die anderen Acht zu geben, sich Fehler einzugestehen, diese Erfahrungen hätte die Schülerin ohne ihren Beitritt in das Landesjugendzupforchester nicht gehabt.
Ein Sprungbrett für die Zukunft, ein Ort des Austausches und eine unvergessliche Zeit, das alles bringt es mit sich, wenn man auch mal in den Orchestergraben schaut.
Wie Marleen zum LJZO kam und was sie für Zukunftspläne hat, erfahrt ihr hier im Interview:
Kurz nach halb Sechs radelt Anna Mateur schwungvoll bis zur Bühne und schleppt plappernd das Fahrrad hinter den weißen Flügel, an dem bereits ihre Begleitung, der Pianist Andreas Gundlach sitzt und spielt. Selbstbewusst, tollpatschig und doch irgendwie liebenswert findet sich die Figur des Abends erst einmal auf der Bühne zurecht und wird warm mit den Zuschauern. Dank bauchfreier Bluse und grüner Schürze gelingt der Dirndl-look und es kann beginnen. „Geheimnisvoll, aber sexy“ haucht Anna das Motto des Abends ins Mikro und beginnt sofort mit dem ersten Lied. Mit sehr viel Energie, Humor und Gelächter reißt die gebürtige Dresdnerin die Zuschauer in ihren Bann. Von nichts lässt sie sich aus der Ruhe bringen. Das Gebimmel der Hofkirche und das regelmäßige Geräusch der vorbeifahrenden Bahnen auf der Carolabrücke wird einfach in die Performance mit eingebaut.
Späße werden auf Kosten aller gemacht: der Ordnungswahn der Deutschen, die Angst der Dresdner vor dem Fremden, Wessis, die denken Veronika Fischer mache Schlager und Blockflötenspielern. Ordnung das sei C-Dur, Heimat, Halleluja…Chaos, das sei Jazz. Dieses Wechselspiel von Chaos und Ordnung zieht sich durch den Abend, mal singen die beiden in perfekten Harmonien, dann wieder schnauft und jauchzt Anna in das Mikro, schlägt schiefe Töne an und erzeugt Dissonanzen.
Das Repertoire reicht von einem neckischen Lied über das Fremde im Erzgebirge, hin zu deutschem Hiphop samt köstlicher Tanzeinlage, weiter zu Covern von Manfred Krug und Veronika Fischer, gekrönt von dem Hits-Medley mit den Songs „Eye of the tiger“, „We are the champions“, „Simply the best“ und der Starwars-Titelmelodie.
Dass man in jedes noch so banale Lied geheime, politische Botschaften spicken kann, wird anhand des Kinderliedes „so geht es im Schnützelputzhäusel“ gezeigt, welches mutig und sehr unterhaltsam von einer Zuschauerin vorgesungen wird.
Auch Andreas Gundlach zeigt, dass er auch ohne Anna einiges drauf hat, indem er während dem Klavierspielen jongliert und einen Zauberwürfel löst oder aber auch weiter spielt, während Anna um und auf ihm tanzt.
Die eineinhalb Stunden Programm sind viel zu schnell vorbei, die Stimmung im Publikum ausgelassen und fröhlich und es bedankt sich mit Standing Ovations.
ON THE 23th APRIL 2017 , A SUNDAY EVENING OR RATHER A SUNDAY NIGHT, WE SAW A MAN BEHIND SHADOWS AND A GIRL WITH A STRONG VOICE: FIL BO RIVA WITH LISA MITCHELL AT THE GROOVESTATION
The Grooves‘ Station
For the newcomers in the city of Dresden or for those who are not very active once the sun goes down, Fil Bo Riva’s concert was the perfect opportunity to discover the famous GrooveStation. From an almost empty bar around 8 o’clock – understandable as the days are getting longer and people less inclined to show up on time – it turned into a jam-packed, colourful nightclub by the time the singer appeared on stage. And he eventually appeared. In the meantime the growing audience could enjoy the soft but confident voice of Lisa Mitchell, the sadness, happiness and honesty of her songs, which allowed us to enter the privacy of her world. Alone on stage, guitar in the hands, she sang a few of her love stories, a mix of folk and indie pop, and a slight British touch. The lyrics are often very simple, sometimes even resembling lullabies, but the charm of her voice and the sincerity of her words appealed to us. The soothing and flowing atmosphere lingered on for a while after Mitchell left the stage, a good time to get one more drink and chat a little. Too bad it took so long for Fil Bo Riva’s concert to start. Full glasses in the hands, cigarettes smoked, the audience was starting to lose patience. It did not stop the crowd to get bigger and bigger and at some point I even wondered if the walls just moved and the room expended as it looked so different from the empty bar I entered less than two hours before.
The Appearance
And he appeared. Without even seeing him on stage, one understood that something was happening. Voices of obvious fans were getting louder, people started to wriggle, fog and smoke filled up the room and bright colours finally lit up the singer. With a laid-back attitude and a deep, raspy voice he immediately seduced his audience which started to dance and follow the beats of the drum and the sensuality of his voice. The 24-year-old ventured a few unintelligible jokes which only the fans facing him appeared to understand. He kept the excitement on the edge with abrupt song endings, mixing beats and dynamics with softer and melancholic rhythms.
The jam-packed room did not allow much dancing so for those who wanted to relieve themselves of the week’s stress and unleash their passions on the dance floor, the concert was a perfect way to start the night and get ready to dive into the next clubbing atmosphere.
Groove station: Good for chilling and having a drink at the bar, as well as for smaller „one person on the stage“ concerts or sweaty audience and band connections but too small for Fil Bo Riva, I guess it would have been better for his poetic performance to have a little distance with the audience.
Fil Bo Riva: A talented young guy from Rome, Dublin and now Berlin. My expectations were not met, live not so „blow me away“ like in stereo, a little bit disappointing in that way.
Lisa Mitchell: A girl from Down Under, nice voice and honest lyrics, once a participant of the show Australian Idol (by the way), I want to see her again!
Vor 190 Jahren wurden die Palmsonntags-Konzerte eingeführt. Ursprünglich waren sie als Benefizkonzert gedacht, um Hinterbliebenen von verstorbenen Musikern finanziell unter die Arme zu greifen. Reinhard Goebel leitet diese Konzerte jetzt seit 5 Jahren in der Semperoper. Dieses Mal wurde von der Sächsischen Staatskapelle Dresden und von dem Dresdner Kammerchor das Oratorium „Holder Friede, heilger Glaube“ und „Dettinger Te Deum“ aufgeführt. Vorher gab es vom Dirigenten eine ziemlich interessante Einführung zu den Stücken und Komponisten.
Georg Philipp Telemann
„Holder Friede, heil`ger Glaube“ ist ein Oratorium zum Andenken an den 200 jährigen Religionsfrieden und wurde von Telemann geschrieben. Dieses Jahr wurde es anlässlich seines 250. Todestages aufgeführt. Telemann hat über 3000 Musikstücke geschrieben, darunter 1600 Kantaten. Wenn man die Noten zählt, um so den Anspruch der Stücke mit denen von Johann Sebastian Bach zu vergleichen, wären es nur 208 Kantaten. Telemann schrieb viele Übungsstücke für Anfänger und für normale Bürger, um sie nach dem Krieg wieder an die Musik heran zu führen. Außerdem schrieb er Tafelmusiken, welche manchmal auch über 6 Stunden gehen konnten. So konnte man sich die Festmusik des Königshauses in die Bürgerliche Stube holen. Telemann schrieb auch Musik für Dresden, welche sehr virtuos war. Telemanns Werke sind unter den historischen Aspekten zu sehen und zu spielen, wegen musikalischer Besonderheiten würde man sie jetzt eher nicht aufführen.
Händel
Händel schrieb auch Staatsmusik. Die Instrumente und Musik symbolisieren den Krieg. Zum Beispiel Trompetenfanfaren als „Kommunikationsmittel aus der Handy-freien Vorzeit“. Er war musikalisch mit Bach verbunden und mit Telemann befreundet. Deshalb hat er auch Teile aus der Tafelmusik Telemanns verwendet, als er in einer Schaffenskrise steckte. In dem heutigen Werk werden die Arien vom Chor gesungen, da die Räumlichkeiten, in denen es damals gesungen wurde, für Solosänger zu groß gewesen wären. In den Chören wird ein winzig kleiner Textabschnitt immer wieder gesungen bis man meint, es müsse eigentlich jetzt gleich zu Ende sein – und dann dauert es aber noch sehr lang. Diese Stücke sollen die großen Engelschöre symbolisieren, welche sich singend vor Gott verbeugen. Holder Friede, heil`ger Glaube
Den vier Solosängern wurden verschiedene Rollen zugeteilt. Die Religion wurde von Daniel Ochoa (Bariton) gesungen, der Friede von Sophie Karthäuser (Sopran), die Geschichte von Martin-Jan Nijhof (Bass) und Lothar Odinius (Tenor) sang die Andacht. Im kompletten Stück war die Begleitung eher ruhig und erhaben. Außerdem konnte man die Texte auch in der Musik hören. Wenn von Donner, Blitz und Gewalt gesungen wurde, wurde die Musik auch sehr aggressiv und man hat diese förmlich herausgehört. Der Abschluss war sehr pompös und es ging mit unglaublich viel Applaus in die Pause.
Dettinger Te Deum
Was mir als erstes auffiel, als die Musiker nach der Pause den Saal betraten, war, dass es mehr Trompeten gab als vorher. Die Musik war sehr pompös und erinnerte an einen Marsch. Der Chor sang englisch und ich war positiv von der guten Textverständlichkeit überrascht, was an der guten Aussprache des Chores lag. Beim Schlussstück haben die Solisten im Chorgesang mitgesungen und das ganze Orchester hat gespielt. Es war ein sehr würdiger und schöner Schluss des Abends.
Das Ende eines jeden Konzertabends bildet natürlich der Applaus der Zuhörer. Dieser ist auch dieses mal nicht gering ausgefallen. Es wurden noch einmal alle Solisten auf die Bühne geholt. Das Orchester und der Chor mussten oft aufstehen und sich verbeugen. Dann wurde auch noch Michael Käppler auf die Bühne geholt. Er hat das Abendprogramm mit dem Kammerchor einstudiert. Ich habe den ganzen Abend genossen und fand die Veranstaltung wunderschön.
Text: Johanna Rößler
Fotos:
Matthias Creutziger //Pressefotos Staatskapelle.
netzwerk projektziel// Pressefotos Kammerchor.
Die Fotos sind nicht vom Veranstaltungsabend.
Mehrere Gitarren stehen auf der Bühne im Jazzclub Tonne bereit, Kerzen schimmern und die Gäste warten gespannt auf den Auftritt. „Macht ihr ruhig Pläne, ich steh am Rand ich sehe euch und ich bin nicht allein Hinter mir stehen mehr und mehr Weltfremde. Die passen auch nicht hinein“ singt Sarah Lesch und spielt damit ihren wohl aktuell erfolgreichsten Song auf der Bühne.
Gerade so haben im Jazzclub Tonne alle Konzertgäste hineingepasst. Das Konzert ist seit Wochen ausverkauft und so staut sich schnell die Luft im beschaulichen Gewölbekeller. Sarah Lesch ist eine Liedermacherin mit anspruchsvollen Texten. Sie sind oft kritisch und besingen die großen und kleinen Probleme dieser Welt. Den Song Testament hat sie ihrem Sohn gewidmet und kritisiert darin die Konsumgesellschaft und den Wunsch der Menschen immer angepasst zu sein und alles mitzumachen. „Alle finden´s scheiße aber alle machen sie mit“, singt Sarah und im Publikum stimmt zustimmend ein. Nur wenige Zeilen von Sarah Lesch sind Mitsing geeignet es finden sich nicht viele eingängige Refrains. Das Publikum in Dresden hört lieber zu. Es ist super still im Zuschauerraum. Bis der letzte Akkord verklingt, denn dann gibt es lauten Applaus und jubelnde Rufe.
Flauschige Schafe und Sansibarsand
Die durfte auch bereits Lukas Meister entgegennehmen. Der Künstler eröffnete den Abend und singt über flauschige Schafe und Sansibarsand. Seine Texte sind sehr metaphorisch und mit Bildern geschmückt. Bis auf den vielleicht kürzesten Song der je auf dieser Bühne gespielt wurde. Er beginnt mit den Worten „Hast du das alles nur getan, um mich ins Bett zu kriegen?“ Damit sei dann auch alles gesagt, meint Lukas schmunzelnd.
Im weiteren Abend begleitet der Gitarrist Sarah Lesch im Background und begeistert dabei mit einigen Gitarren Solis und anspruchsvollen Zupftechniken. Er wechselt zwischen Gitarre, Mini Keyboard und Mundharmonika hin und her und schafft dabei eine super abwechslungsreichen Sound. Auch Benni Benson tritt als Background Gitarrist von Sarah Lesch mit auf und verleiht mit seinem Gitarrenspiel dem Sound einen sehr atmosphärischen Klang.
Songs schreiben auf dem Tankstellenklo
Die klare helle Stimme von Sarah führt durch den Abend, der viel mit persönlichen Geschichten aus Sarahs Leben ausgeschmückt wird. Sie erzählt, wie Songs auf den Standstreifen der Autobahn entstanden sind oder auf dem Tankstellenklo. Die kleinen Geschichten machen das Konzert auch zu einem sehr persönlichen Erlebnis. „Wenn man schon jeden Tag ein Mikro vor der Fresse hat, kann man auch mal was sagen“, findet Sarah und spricht über Mütter die in Kriegen ihre Kinder verlieren und ergänzt: „Manchmal komme ich mir ganz schön blöd vor, weil ich weiß bin und heterosexuell und eigentlich keine Ahnung habe, was es bedeutet von Terror betroffen zu sein.“ Trotzdem hat sie versucht einen Song darüber zu schreiben. Das macht sie immer so, wenn ein Thema sie nicht mehr los lässt. Genauso hat sie auch einen Song über Suchtprobleme geschrieben.
Schnaps und Liebe
Aber natürlich gibt es auch bei Sarah Schnaps und Liebe, so wie sie den zweiten Teil des Konzerts ankündigt. Es geht um Reisen und Strände und Träume. „Wir brauchen nichts grade außer ein bisschen weniger Luxus“ singt Sarah und ein bisschen mehr Stimmung wäre sicher auch nicht verkehrt. Denn so zauberhaft und ruhig der Abend auch ist, die Füße schmerzen, wenn man nicht tanzen kann.
Doch insgesamt ist Sarah Lesch eine großartige Künstlerin, die ihre Anliegen und Botschaften mit klugen Worten und Ratschlägen in die Welt trägt und Lieder für jede Lebenssituation geschrieben hat. Ihre lockere Art schafft spontane Momente auf der Bühne die jeden Konzertabend einzigartig machen.
AM 21. MÄRZ WAREN BLOND ZU GAST BEI MAX RADEMANN IM DIENSTAGSSALON. EINE JUNGE BAND AUS CHEMNITZ , DIE GAR NICHTS MIT KRAFTKLUB ZUTUN HAT: ZWISCHEN SOFTPUNK UND KARAOKE HIPHOP, GESPRÄCHE ÜBER LÜGEN UND ZAHNSCHMERZEN: WIR WAREN DABEI.
Drei Runden fährt der weiße Van auf dem Vorplatz von HELLERAU, bevor er sich eine Richtung aussucht, um dann wieder umzukehren und wieder umzukehren, bevor er stehen bleibt. Das passt doch, sage ich mir, sehr gut zu BLOND. Und tatsächlich: ein Chemnitzer Kennzeichen lächelt mich am 21.März, 16:30 durch die Fensterscheiben meines Büros an wie ein alter Bekannter aus den wilden Jahren meiner Jugend; mir wird warm ums Herz.
Voll Lek
Geschwister, die kann man sich nicht aussuchen, aber Johann(Guitar, Keyboard, Gesang), Nina (Gesang, Guitar, Keyboard, Tanz) und Lotta (Rap, Schlagzeug, Tanz), die mehr Geschwister sind als Geschwister, hätten sich bestimmt auch ohne Papa oder Mama ganz gut verstanden: im Kinderzimmer auf Pappgitarren und Pappschlagzeugen, so erzählen sie es Max Rademann, haben sie schon immer Musik gemacht, bis sie sich 2011 endlich entschlossen, es in die Welt zu gebären. Und sie nannten es BLOND. Das klingt dann ungefähr mal nach Softpunk, Indierock oder auch mal HipHop, oder wie sie sagen würden: voll lek*. Denn auch das machen sie: die Altersgenossen mit ihren Wortneuschöpfungen beglücken, wir drücken die Daumen, dass es für das Jugendwort 2017 reicht: voll lek [foll leck] ugs. für sehr gut (spread it!).
Romantischer Regen
Max Rademann moderiert und inszeniert schon seit 6 Jahren den Dienstagssalon im EZK HELLERAU, zu dem er monatlich Musiker zu sich auf die Bühne einlädt um zu plauschen und ein wenig Musik zu machen. Meistens bekommt er Vorschläge, wer denn als nächstes bei ihm zu Gast sein könnte, doch manchmal, wie bei der jungen Band aus Chemnitz, lädt er auch selbst ein: etwas ganz besonderes also, öfter als einmal bedankt er sich bei den drei hübschen Blonden, dass sie gekommen sind. An diesem Abend wirkt Herr Rademann etwas neben der Spur, redet oft um den heißen Brei herum: ist er aufgeregt, immerhin der erste Salon 2017, dann noch drei charmante Gäste, ein voller Saal. Oder doch die Zahnschmerzen, die ihn plagen, wie er dem Publikum verrät? Es bleibt offen, manchmal gelingt ihm auch der ein oder andere hübsche Satz, wie als er den Applaus mit dem Regen vergleicht- „…aber kein melancholischer, sondern so romantisch.“.
Heißer Merchandise
Und so kann man auch den Abend beschreiben: das Licht und die Einrichtung, das gemischte Publikum, sowie die lockere Art der Band zaubert einen gemütlichen Abend, der einen erfüllt Nachhause gehen lässt: und wenn einem die Band gefällt, dann konnte man auch ihre EP erwerben, mit hübschen Kinderfoto vorne drauf und Bonustrack, auf dem die Nummer des BLOND- Sorgentelefons vorgesungen wird. Kritik, das sei ihnen wichtig: sie wünschen sich mehr davon und bemängeln die Aussagekraft von Hasskommentaren der Fans der Rapper, die sie manchmal covern. Wer es jedoch etwas erwachsener und bodenständiger mag, kauft sich ein Feuerzeug mit aufreizendem Aufdruck: zur Auswahl stehen drei Motive: Nina, Lotta und Johann oberkörperfrei – so, das sagt Nina, wollen sie auch herausfinden wer am beliebtesten beim Publikum ist: bisher war das ja Johann- aber kein Wunder: seine selbstbewusste Stimme und die coole Brille in Kombination mit einem Groupieschmelzendem Lächeln verzaubert jeden.
Ernst seien sie schon sehr früh geworden, sie würden schnell altern: wer jedoch ihre Facebook und Instagram Accounts kennt, sieht eher das Gegenteil, und auch das sympathische drei Fragezeichen Tattoo auf Ninas Arm deutet auf ihr inneres (und äußeres) Kind. Was sehr schön zum Kontrast mit ihren doch teilweise ernsten Texten steht. In einem Interview sagt Nina: „Die Songs handeln meistens über Liebe und die traurigen Seiten, die ein Mädchen so hat.“, fünf selbstgeschriebene Songs haben sie bis jetzt, vorher haben sie nur Cover gespielt.
Eine junge Band, die sich entwickelt: zum Positiven. Durch meinen Herkunftsvorteil Chemnitz hatte ich die Chance, ihre Anfänge mit zu erleben. Am Anfang noch mit kritischen Auge und „das hält sich nicht lange“ -Gerede, überzeugte mich der Abend vor allem durch ihre bunte Performance und ihr Umgang mit den Instrumenten. Lotta rappt besser als Nicki Minaj und Nina hat eine Stimme, die man wiedererkennt, das Schlagzeug rockt, Johann spielt nice Riffs. Was ich mir ein bisschen gefehlt hat: coole Solos, Schlagzeug, Bass, da geht noch was. Sehr schön auch die Abwechslung auf der Bühne: Mal spielt Johann, der blinde Beethoven, Keyboard, dann Bass, Nina kann auch mal am Keyboard stehen, oder Lotta kommt hinter dem Schlagzeug hervor und rappt Eminem, während Nina versucht mit dem Publikum ABBA zu singen. Man kann sich die drei auch gut bei SingStar vorstellen. Ganz schön wird es mit den sweeten Tanzperformances oder Ninas „in die Musik kommen“, individuell und lek.
Beim Dienstagssalon ist es üblich, wie der Name schon andeutet, dass das Publikum sitzt. Es gab also eine hübsche Bestuhlung mit den „bunten Sesselchen“ HELLERAUs, die jedoch nicht ausreichte, weshalb mit gewöhnlichen Stühlen, die bei Veranstaltungen im großen Saal genutzt werden, nachgeholfen wurde. Das hat die Atmosphäre nicht gestört; Nina schlägt vor, während der Lieder Reise nach Jerusalem zu spielen: leider ist es dazu nicht gekommen, dennoch wippte jeder mit dem Fuß oder mit dem Kopf im Takt der Songs, man konnte sich vorstellen, wie bei ihnen die Tanztürchen im Kopf aufgingen.
Tanztürchen, so kann man es nennen, wenn man sich vorstellt zu tanzen: zu der Musik von BLOND male ich mir aus, wie ich mein Leben umkrempele und die Sachen meines Ex-Freundes aus dem Fenster schmeiße oder Zigaretten rauchend mit dem Fahrrad durch die Stadt fahre. Und dabei habe ich weder einen Ex Freund noch rauche ich.
Drei Mal verbeugen sich die geladenen Gäste auf der Bühne, bevor sie sie mit einem Danke an alle diese verlassen. Max Rademann verabschiedet sich und seine Zahnschmerzen wurden hoffentlich durch die Musik etwas gelindert. Freunde und auch ein Familienmitglied reisen mit den jungen Musikern. Das Familienmitglied ist übrigens NICHT von der Band Kraftwerk. Und sowieso, wer hat behauptet, Kraftklub sei mit ihnen verwandt?!
*Lek ist übrigens auch die albanische Währungseinheit : 135,3 Lek sind zur Zeit 1€
Musik: Geschmackssache, zwischen ernsten Indie-Rock und Karaoke HipHop und etwas Humor jedenfalls eine gute Show
Format: Dienstagssalon ist eine gemütliche und gebende Veranstaltung, sehr gut geeignet für den wöchentlichen Kulturritualkatalog
Am 16. März 2017 waren Schnipo Schranke mit ihrem neuen Album „Rare“ im Beatpol. Wir waren dabei: Zwischen Indie-Pop und Liedermacher, zwischen Feministin und Punk.
Daniela Reis und Fritzi Ernst lernten sich beim Musikstudium in Frankfurt kennen, was jedoch für beide zu unkreativ und perfektionistisch war. Um diesem Perfektionismus zu entkommen, gründeten sie 2012 die Band „Schnipo Schranke“ (Schnitzel mit Pommes und Mayonnaise/Ketschup).
Ihren ersten Hit landeten die beiden dann im Internet mit dem Lied „Pisse“, welches – wie viele ihrer Lieder – von der Liebe handelt. Nicht verschnörkelt oder schnulzig, nicht mainstream oder weichgespült, sondern mit Wortwitz und Pipi-Kaka-Humor. Schnipo Schranke treten nicht mit dem Anspruch an, perfekt sein zu wollen. Und gerade das ist das Schöne. Sie singen über Fehler, über Missgeschicke und über intensiv schmeckendes Sperma. Als die Beiden kurz ein paar Worte an das Dresdner Publikum richten wollten, sagten sie, dass sie in der „Scham“-Ausstellung im Hygienemuseum waren, jedoch keine Scham empfunden hätten – und genau so sind ihre Texte.
Mit zwei E-Pianos, Synthesizer und Schlagzeug basteln die Beiden einfache Melodien, die nur schwach erkennen lassen, dass die Beiden ursprünglich mit klassischer Musik ihre Brötchen verdienen wollten. Wenn man gerade nicht über einen Wortwitz lachen muss, kann man die Lieder deshalb auch nach relativ kurzer Zeit mitsingen.
Schnipo Schranke mischen die deutsche Popkultur mit ihrer lockeren Art, ihren Texten und Meoldien zweifelsohne auf – und das ist gut so.
Und so lockten sie auch in Dresden zahlreiche Gäste ins Beatpol unter die Stuckdecke des alten Ballsaals. Von der Tour schon etwas ausgelaugt waren die Musiker umso überwältigter von den Jubelstürmen, die nach jedem Lied ertönten. Sie bedankten sich immer höflich, liebevoll und fast sogar ein bisschen schüchtern bei den Zuschauern. Man merkt also: Die Themen, die besungen werden kommen an!
Der Jubel wurde dem Auditorium mit immerhin drei (!) Zugaben gedankt und selbst nach endgültigem Ende des Konzerts, schallte der Applaus noch einige Zeit nach.
Ausgelassen und fröhlich machten sich die Zuhörer dann auf dem Heimweg, was die Öffentlichen Verkehrsmittel vor eine kleine Herausforderung stellt. Denn: Wer nicht mit dem Taxi oder eigenen Auto nach Hause fährt, fährt mit dem Bus. Mit einem Bus um genau zu sein. Das heißt dann, dass der Bus der um diese Uhrzeit fährt, mindestens bis zum Postplatz fast nur mit Beatpol-Besuchern gefüllt ist. Nach einem guten Konzert ist dies definitiv ein vergnüglicher Abschluss.
Wir waren im Ostpol und haben der Dresdner Band TACHO und der Indie-Rock Band Gringo Star aus den US gelauscht. Eine Radio – Konzertkritik mit Foto Slideshow.
Begeisterter Applaus bricht los. Die Türen gehen zu. Ich schleiche mich in letzter Minute noch in den dunklen Raum voller ungeduldig wartender Zuschauer. Lounge-Atmosphäre in gedämpftem Licht. Die Musiker beginnen zu spielen, von der Sängerin jedoch noch keine Spur. Nur ihre Stimme erklingt. Nach einem kurzem Intro des RING TRIOS mit Eren Solak (am Klavier, Synthesizer und Elektronik), Felix-Otto Jacobi (am Kontrabass und elektronischem Bass) und Demian Kappenstein (an Schlagzeug und Elektronik), tritt Mine entspannt und fröhlich auf die Bühne.
Rap Pop und Jazz
Da ich ihren Musikstil nicht kenne, lasse ich mich überraschen und durch die Mischung aus Rap, Pop und Jazz mitreißen. Ihre tiefe, sanfte aber sicherer Stimme spielt mit den Genres und Wörtern. Wie eine Rapperin sagt sie ihre Texte auf und bringt durch rhythmische und präzise Gesten einer echten Dirigentin das Konzert in Stimmung.
Nach einer kurzen Trink- und Tratschpause stellt Demian Kappenstein Fragen an Mine. Ungezwungen unterhalten sie sich, wobei hier das Lob an den Interviewer geht. Denn seine Art und Weise, wie er die Sängerin und die Band, aber auch das Publikum, durch den Abend geleitet, verwandelt die gesamte Stimmung des Raumes in ein Wohnzimmer. Man fühlt sich wohl, es ist lustig und Langeweile gibt es nicht.
Tanz und Technik
Anschließend geht es musikalisch weiter. Mine wird nun vom Dresdner Gnadenchor, der aus einigen Männern besteht, in verschiedenen Stimmlagen begleitet und ihrer Musik eine leichte folkloristische Note gibt. Selbst kleine Probleme mit dem Sampler, die sie auf lockerer und amüsanter Weise überspielt, scheinen wie ein Teil ihres Auftritts oder sogar absichtlich geplant zu sein. Sie tanzt und hat sehr viel Spaß auf der Bühne. Nur wenige Mutige folgen ihr und bewegen sich inmitten des sonst so ruhig sitzenden Publikums. Stehplätze hätten, meiner Meinung nach, besser zu dieser Veranstaltung gepasst, denn Mine einfach nur beim singen zuzuschauen ist eigentlich schade.
Überschäumende Energie
Zum Ende hin spürt man es: das Publikum hat sich von ihrer guten Laune, ihrer überschäumenden Energie und ihrem Humor mitreißen lassen und ihren groovigen Elektro-Rap Stil mit allen Zügen genossen.
Den Knüller des Abends verkündete sie jedoch im Interview mit Demian Kappenstein. Ein neues Album ist im Anmarsch. Dabei hat sie mit einem deutschen Rapper zusammengearbeitet, wer das ist bleibt allerdings noch ein Geheimnis. Grund zur Freude für die Fans, und für uns auch!