Kategorie: Allgemein
Männer vor Hintergründen. Bilder, Fotografien. Ein nackter Körper flimmert über alte Röhrenfernseher, formt Posen aus historischen Gemälden und wird in zahlreichen Spiegeln reflektiert. Es laufen Kurzfilme und Notizen und Zeichnungen aus den Planungsphasen verschiedener Aufführungen liegen zwischen Fotos und Einzelteilen einer Barbie. Ruhe. Es ist Freitag 18:30 Uhr, das Festspielhaus gähnt. Nur wenige Gäste durchstöbern die kleinen Ausstellungen der Assoziierten Künstler der go plastic company in den sonst selten frequentierten Räumlichkeiten des Ost und West Flügels. Es ist das Rahmenprogramm des Inarow Festivals, später am Abend wird es noch Performances und eine Hauptveranstaltung geben, doch noch obsiegt die Ruhe.
Assoziierte Künstler der go plastic company, das sind Freunde und Bekannte der freien Tanzszene aus dem Dunstkreis um Cindy Hammer und Susan Schubert welche seit 2012 gemeinsam die künstlerische Leitung der Company übernehmen. Seit dem Frühling 2016 zählen sie selbst zu den assoziierten Künstler*Innen in Hellerau und genossen so eine gewisse Narrenfreiheit für ihre Inszenierungen, was, wie Susan mir sagte: „großartig ist um den Dresdnern zu zeigen was alles so möglich ist“. Sie freut sich über die Ehre in diesem wunderbaren Haus und auf seiner riesigen Spielwiese agieren zu dürfen. Assoziierte Künstler – das klingt ein wenig nach Vettern Wirtschaft, doch so ist das in der freien Szene – Vernetzung ist wichtig, national und international. So kommen viele verschiedene Künstler aus den unterschiedlichsten Bereichen der darstellenden Künste zusammen und schaffen so den Facettenreichtum von dem go plastic lebt. Zeitgenössisch und urban wollen sie sein, sagen Cindy und Susan in einem Interview, sie seien geprägt von Architektur, Film und MTV.
Die Fühler weit über die Landesgrenzen zu verteilen, macht das gemeinsame Arbeiten zu einer Herausforderung. Manche der Künstler*Innen leben nicht einmal in Europa. Es mussten Methoden entwickelt werden weit voneinander entfernt gemeinsam an etwas zu arbeiten. Denn alle an einen Ort zu bringen ist ein enormer Verwaltungsaufwand und macht einen Großteil der Arbeit von Cindy und Susan aus. Trotz der kollektivartigen Strukturen obliegt ihnen noch die Leitung. Die Ideen entstehen zu meist in ihren Köpfen und werden dann recht bald an den engeren Kreis getragen. Die Ideen werfen Fragen auf und diese Fragen werden verarbeitet zu Interviews, zu Fragebögen. Meist existiert bereits eine Vorstellung der Wunsch Besetzung und so werden die Fragen verteilt, sowohl an die Darsteller*Innen, als auch an das Team und enge Freunde. Die gegebenen Antworten führen zum Diskurs und so wird erstes Material generiert. Was nun als Text, Assoziation, Gedankenfetzen oder Gespräch vorliegt wird zu ersten Improvisations-Aufgaben weiter verarbeitet und mit den Tänzern in Bewegungen verwandelt. Teils geben Susan und Cindy nur einen Rahmen vor, welchen die Tänzer*Innen frei füllen können, teils haben sie konkrete Vorstellungen und erst wenn diese übernommen sind vergeben die Tänzer*innen eine persönliche Note.
Am heutigen Abend werde ich eine Mixtur aus den drei bislang auf diese Weise entstandenen Stücken sehen. Doch zunächst schweife ich weiter durch die Ausstellungen des Rahmenprogramms. Die Wände der oberen Gänge in Ost und Westflügel zieren Portraits sämtlicher am Festival beteiligter Künstler, sowie Bilder von Aufführungen und aus dem Probenprozess. Da ich bald schon einen Blick in jeden Raum geworfen habe lasse ich mich draußen auf der Treppe des mächtigen Gebäudes nieder, wo die Projektoren auf Dunkelheit warten um die Fassade mit Zebrastreifen zu mustern. Ich schaue den Menschen beim Rauchen zu und habe das Gefühl fast ausschließlich von der Dresdner Tanz- und Theaterwelt umgeben zu sein. Und dann ist da noch dieser Typ. In Badeanzug samt Kappe und Taucherbrille steht er in einem Turm aus Autoreifen und vollführt Schwimmbewegungen. Hin und wieder taucht er ab. Über dem riesigen Strahler, welcher ihn durch eine gelbe Folie hindurch beleuchtet, sehe ich das Flimmern der Hitze.
Pailletten auf Rollschuhen geistern zwischen Friz- Limo und Apple Endgeräten herum durch das sich füllende Foyer. 20 Uhr. Eine kurze Ansprache samt Erinnerung an das erste Stück von Cindy in Hellerau. Damals vor immerhin 7 Jahren noch frische Palucca Absolventin besetzt sie heute das gesamte Haus. Applaus. Das Publikum wird zweigeteilt in eine grüne und eine gelbe Gruppe. Fehlende Aufkleber sorgen für Verwirrung, aber alles läuft zum Ende. „Ist das orange?“ Der Zwiespalt schlicht den Raumgrößen geschuldet. Nun beginnt der Versuch 3 Stücke zu verbinden. Inarow. Wie auf einem Flugfeld werden wir in Position gewiesen: „Stay close“
Die drei Stücke haben je ein Filmgenre zum Vorbild und setzen sich mit dessen Klischees und Machtbildern auseinander werde ich später erfahren. Für mich bestehen zunächst nur Körper, Licht Bewegung und Techno. Sowie sprachliche Wiederholungen und der Typ mit der Nazi Attitüde, der zwischen den beiden Räumen wechselt. Im Krimi ist er eine Art herrschender Zuhälter und im Western ein Feind den es zu vertreiben gilt. Nach blinkenden Stöckelschuhen und einigen Runden Skateboard fahren ist der Stamm noch nicht zerhackt als sich die Türen öffnen, die beiden Räume verbinden und Wasser verteilt wird. „share me“. Nun suchen wir uns Plätze im großen Saal. Der weite Bühnenraum gefüllt mit einigen geometrischen Figuren und Emporen. Sci-Fi.
Viele Darsteller vollführen eine präzise Choreographie so weit im Raum verteilt, dass sich das Auge entscheiden muss, welcher Geschichte es nun folgt. Dazu zahlreiche Projektionen in allen Bühnen Bereichen. Trotz klarer Strukturen eine visuelle Überforderung. Neon Röhren trennen einen schmalen vorderen Bereich vom Rest der Bühne. Hier befindet sich eine Art zweite Ebene in welcher an einem Schreibtisch eine Darstellerin und ein Darsteller eine Art Machtspiel vollführen, ihre Rollen tauschen und bis in alle Ewigkeit Zahlen in die Schreibmaschine tippen. Wieder Techno. Um was es hier geht das darf den Künstlern nach jeder selbst entscheiden. Nicht verstehen gibt es nicht. Der Gesamt Eindruck zählt und der ist ziemlich überwältigend. Am Ende ein Monolog mit dem Rat eine Entscheidung zu treffen zwischen Nehmen und Geben. Langer Applaus. Im Foyer warten zwei Musiker am Rücken verbunden. Der eine beugt sich nach vorn und hebt somit den Anderen, auf seinem Höhepunkt zupft dieser eine Seite der elektrischen Gitarre. Ich muss nach draußen. Zu viel Pathos steckte in diesem letzten Text und doch war er berührend. Besonders die Emotionen der vortragenden Tänzerin waren mitreißend – noch beim verbeugen rang sie mit den Tränen, war ergriffen und mitgenommen von dem selbst erschaffenen Zustand – beeindruckend.
Jetzt ist mehr los im Haus. Tanz und Performance. An allen Ecken ist etwas los. Menschen in regen Gesprächen. Ein historisches Tanzerbe wird gefeiert und durch die zwischenzeitliche Stille im Raum entsteht trotz einfacher Bewegungen eine gefasste Spannung. Anderswo: Zwei Männer, mal bekleidet, mal nackt, werfen, reiben, pressen ihre schwitzenden Körper an mit Kohlestaub überzogene weiße Wände. Schemenhaft verbleiben weiß, grau ihre Abdrücke und sie selbst werden immer schwärzer. Action Noir. Fotografieren erwünscht – sendet die entstandenen Bilder an…
Während dessen wird weiter unten getanzt, gespielt, gesungen und geschrien. Ein Liebespaar vollführt Kunststücke zwischen totaler Gelassenheit und intensiven Gefühlsausbrüchen. Artistisch, klangvoll, witzig, berührend.
Während die Türen am Haupteingang Stück für Stück verschlossen werden wird weiter hinten noch getanzt. Tanzende Tänzer ein fröhlicher Anblick, doch ich bin müde und fahre nach Haus. Der Weg mit dem Fahrrad ist noch weit und diese Zeilen wollen geschrieben werden. Morgen werde ich wieder kommen, gespannt was mich erwartet.
Text und Fotos: Vinzenz Buhl
Pressefotos Hellerau: Klaus Gigga
Tag der Sachsen 2017 in Löbau
Tag der Sachsen – Menschen, Musik und Shows
Konzerte von Max Giesinger – Alvaro Soler und Christina Stürmer in 1 Minute
Kamera: Nicole Cruschwitz, Klemens Geuther, Meike Krauß
Schnitt: Amalia Dittrich, Meike Krauß, Nicole Cruschwitz
Nach langem warten vor der Tür konnten wir endlich in der Saal. Dieser wirkt wie immer im Zuschauerraum sehr gemütlich, ist äußerst warm und auf der Bühne wirkt es eher wie eine alte Fabrik oder Lagerhalle aber es passt zu den roten Kinosesseln und dem Empfangsraum.
Die Bühne ist dunkel, alle suchen einen der wenigen Sitze und auf der Bühne stehen schon Notenständer. Hinter der Gaze sitzen die Schüler aus dem Künstlerischen Profil Klasse 8 und man merkt die Anspannung im Raum. Nachdem auch die Leute sich, mittlerweile nur noch auf der Treppe, platziert haben die keine Karten im VVK gekauft haben geht es los. Die Schüler aus dem Orchster kommen auf die Bühne und plazieren sich mit ihren Instrumenten auf ihren Plätzen. Frau Wicklein leitet das kleine Orchester, welches aus 5. und 6. Klasse-Schülern besteht. Sie spielen mit viel Mühe und viel Freude ihre Stücke. Diese hat Frau Wicklein extra für die Besetzung arrangiert. Nach den ersten 2-3 Stücken wird ein Kanon mit allen gesungen. Der Text wurde am Eingang an viele Besucher verteilt, hat aber lange nicht für alle gereicht. Aber diesen Kanon singen jetzt die Orchestermitglieder und das Publikum während zwei bis drei Musiker immer die musikalische Begleitung machen. Es war eine großartige Stimmung auf der Bühne und im Publikum. Diese wurde kein bisschen durch den ein oder anderen Tonfehler oder Rhythmusschwierigkeiten getrübt. Am Ende gab es einen sehr verdienten und großen Applaus. Die Schüler waren erleichtert und stolz.
Die HipHop-Ag hat, wie jedes Jahr, ihre erarbeitete Tanzperformance aufgeführt. Dieses Jahr haben sie sich in zwei Lager geteilt und „zum Battle aufgefordert“. Die Choreografie war sehr gut gelungen und den Fähigkeiten der Tänzer angepasst. Alle Schritte haben gesessen und der Spaß hat auch uns Zuschauer gepackt. Das einzige was mich gestört hat war, dass die Tänzerinnen lautlos aber mit Lippenbewegung zur Musik mitgezählt haben.
Das künstlerische-Profil hat eine Szenische Darstellung aufgeführt. Diese war zur Jahreszeit „Sommerferien“ passend. Der Titel ist TRAVEL. TRAFFIC. TROUBLE. Es wird der Gang und der Ablauf im Flughafen gespielt. Als Requisiten werden nur Koffer/Taschen, lange, weiße Papierbahnen und mit Werbeplakaten bespannte Holzrahmen verwendet. Die Schauspieler haben sie ganze Situation am Flughafen sehr gut getroffen. Sie haben die Verwirrung, den Stress und die unmotivierten Angestellten verkörpert. Es wurden witzig immer am Flughafen anzutreffende Personen dargestellt und auch sehr typische Orte angesprochen. Zum Beispiel wurde die Herrentoilette bespielt, wo dann die verschiedenen Männer aufeinander trafen sich unterhielten und doch mal einen neugierigen Blick zu dem anderen warfen. Im Ernstfall würden sogar Fotos gemacht, sich ohne Händewaschen selbige geschüttelt und gleich zusammen ein Bier trinken gegangen. Am Ticketschalter würde einfach eine halbe Stunde später auf und eine halbe Stunde früher zu gemacht. Die Rolltreppe dauerte eine gefühlte Ewigkeit, und im Bus war es Mal wieder viel zu eng. Wir haben viel gelacht und die Vorführung war echt super. Die Inszenierung wurde von den Schülern selbst entwickelt und bei dem Niveau bin ich jetzt schon sehr auf die nächste Vorstellung und das nächste Stück bei den Frühjahrskulturtagen gespannt.
Einen großen Respekt an die Lehrer, die die Schüler immer wieder mit vollem Einsatz in ihrer Kreativität und bei der Umsetzung ihrer Ideen unterstützen. Mir hat der Abend sehr gut gefallen und ich komme das nächste Mal auf jeden Fall wieder.
Text: Johanna Rößler
Fotos: Schulhomepage
Jeden Monat stellen wir euch unsere Highlights in der Kulturlandschaft Dresden vor. Dieses Video ist auf dem Redaktionstreffen im Alaunpark entstanden.
Klick dich durch zu unseren Kultur Tipps
2. September: Floor on fire in Hellerau
6. September: Lesung Firas Alshater im Kulturpalast
8. und 9. September: Festival in a row im Festspielhaus Hellerau
9. September Power Flower und Radiophon im Sachsenkeller Meissen
10. September: Balkan Beats – Musik aus Osteuropa in der Martin Luther Kirche
21. – 24. September: Theaterfestival Wildwechsel im theater junge generation
27. September: Voodoo Jürgen im Beatpol
29. September: Chuckamuck im Ostpol
TEDx Dresden
Zum zweiten Mal trafen sich wissbegierige Menschen in Dresden um den neusten Ideen und Gedanken unter dem Motto „Embrace the Future“ zu lauschen. Im Gegensatz zum letzten Jahr, als die Konferenz erstmalig in Dresden mit 100 Teilnehmern im Societätstheater stattfand, konnten dieses Jahr über 700 Teilnehmer dem Spektakel in der neuen Staatsoperette im Kraftwerk Mitte beiwohnen.
TED ist eine Non-Profit-Organisation ursprünglich aus den Staaten kommend, die sich zum Ziel genommen hat, Ideen die es wert sind, kostenlos der Weltgemeinschaft zur Verfügung zu stellen. Die Talks, die bei der Konferenz mit aufgezeichnet werden, sind danach auf Youtube für alle einsehbar. Bei TEDxDresden steht das x für ein unabhängig organisiertes TED Event. So darf das TEDxDresden-Team, das aus einer Hochschulgruppe 2015 hervorging den Namen und die Strukturen des Vorreiters übernehmen, auch werden die Videos über Youtube zugänglich gemacht, aber die Organisation und auch Finanzierung erfolgt unabhängig von dem Original TED.
Das charakteristische aller TED-Talks ist, dass die Ideen auf einen circa 20Minuten Umfang reduziert sind, frei vorgetragen werden und zum Teil mit digitalen Mitteln begleitet werden.
Die 14 Talks der TEDxDresden Konferenz 2017 zum Thema sinnvolle Zukunftsgestaltung waren in drei Sessions eingeteilt die sich auch thematisch etwas unterschieden. So war der erste Teil eher sozialgesellschaftlich, der zweite mehr technisch-naturwissenschaftlicher Art und der dritte eher kreativ organisiert.
So gab es Ideen, wie man die Angst vor der Zukunft reduzieren kann, sich auch auf unerwartete Situationen vorbereiten kann. Etwa durch Improvisationstheater, wie uns Stefan Scherbaum demonstrierte oder aber auch durch gemeinsames musizieren, wie die Jazzpianistin Ilka Kraske am großen Flügel zeigte.
Wir seien die erste Generation, der es möglich sei, absolute Armut weltweit abschaffen zu können, doch würden wir mit unserem aktuellen Finanzsystem daran scheitern, so Stefan Brunnhuber, ein Ökonom und Professor für Psychologie. Die marokkanische Eisenbahn-Ingenieurin Khadija Ihsane deutete anhand ihrer eigenen Geschichte und Erfahrung an, dass Integration und somit auch Zukunftsbildung nur mit sehr viel Motivation und Ehrgeiz funktioniert. Patricia Flor, Leiterin für Internationale Ordnung, Vereinte Nationen und Rüstungskontrolle beim Auswärtigen Amt, sprach zum Thema wozu es wir die UNO in Zukunft noch brauchen werden, dass ein paar Organe, wie der Sicherheitsrat dringend reformiert werden sollte und letztendlich darüber, wie toll und wichtig die UNO sei.
Von Reformation gewisser Strukturen sprach auch Thomas Galli, ein Rechtsanwalt, Autor und ehemaliger JVA-Direktor. Die Kriminalität der Zukunft, sollte nicht mehr mit Freiheitsentzug einhergehen. Dass wir hier in Deutschland auf einem sehr hohen ziviliatorischen Niveau leben, sollte besser genutzt werden, indem man eine wirkliche Resozialisierung der Straftäter erzielt. Dies funktioniere besser durch neue Technologien, wie beispielsweise der elektrisch überwachte Hausarrest, als durch Freiheitsentzug. Das Maß an Bestrafung, sollte der Straftat angepasst werden und auch für die Opfer solle mehr getan werden.
Der Professo für digitale Systeme Manfred Hill sprach über die Arbeit an und mit Robotern und brachte den humanoiden Roboter Myon mit. Zum Highlight winkte der Roboter mit beiden Armen und in der Pause konnten Selfies mit ihm gemacht werden. Ab nächstem Jahr wird ein spezieller BA-Studiengang mit dem Schwerpunkt Robotik in Berlin angeboten werden.
Hilfsbereitschaft sei auch in Zukunft ein wichtiger Aspekt gesellschaftlichen Zusammenlebens und auch die Form der Angebote solle digital vernetzt werden, so Johannes Bittner von der Bertelsmann Stiftung.
Andrea Horn und Saskia Rudolph, Vertreterinnen einer neuen positiven Psychologie sprachen darüber, was das Leben lebenswert macht und das feste Beziehungen auch in der Zukunft unser Wohlbefinden stark prägen werden.
Ein wirklich interessantes Projekt wurde von der jungen Architektin Marcella Hansch vorgestellt, die in ihrer Masterarbeit ein Modell ausdachte, mit dem man Plastikstrudel im Meer beruhigen kann, um somit auch die Mikroplastikteilchen entfernen zu können und die daraus das Startup Pacific Garbage Screening e.V. gründete.
Für Unterhaltung sorgten Alexander Leymann, der als Theoretischer Physiker und leidenschaftlicher Jongleur den mathematischen Part der Jonglage darstellte, Scott Aaronson, Informatiker aus Texas, der uns auf lustige Art und Weise erklärte was ein Quantumcomputer NICHT sei, Sebastian Linda, passionierter Skater und Filmmaker, der anhand seiner Geschichte und Filmausschnitten zeigte das man Fehler machen lernte und sich dessen nicht schämen muss und zum Abschluss Julius Fischer, Kabarettist aus Leipzig, der einen humorvollen Text über den Witz in 100 Jahren aus seinem Buch „Ich hasse Menschen“ vorlas.
Der Abend war schnell vorbei, dank der kurzen Zeiträume, die jedem Sprecher gegeben worden sind, doch leider konnte das Moderatorenduo aus Melissa Sikosana und Christian Kress nicht wirklich überzeugen, da die Übergänge zwischen den einzelnen Talks oft zu abrupt waren und auch die gewollte Lässigkeit a la „Whats was the next talk again?“ nicht glaubwürdig rüber kam.
Allgemein bin ich etwas von dem Thema enttäuscht. „Embrace the Future“ kann alles sein, aber auch nichts. Manchen der Redner viel es schwer, einen roten Faden zum Thema zu halten. Es waren alles interessante Talks, aber meiner Meinung nach manchmal nicht ganz so treffend zum Thema. Ich persönlich hatte andere Vorstellungen der Themen, dachte an konkretere Beispiele, wie Technologien in den Bereichen Elektroautos, Autonomes Fahren oder auch Energien der Zukunft, Kultur in der Zukunft, inwiefern sich unser Konsumverhalten ändern würde.
Trotzdem bleibe ich begeistert von TED- Konferenzen und speziell, dass es hier in Dresden so ein großes Interesse an Ideenaustausch und fortschrittlichem Denken gibt und freue mich auf das nächste Jahr in der Hoffnung, dass das Thema vielleicht etwas eingegrenzt wird und die einzelnen Talks passender ausgewählt werden.
Text: Barbara Staudenmaier
Fotos: Amac Garbe (außer Selfie mit Myon), Pressefotos TEDx Dresden
Canaletto Stadtfest 2017
Am Wochenende war das 19. Dresdner Stadtfest Canaletto. Bei gutem Wetter, super Stimmung und einer tollen Atmosphäre wurde wieder ordentlich gefeiert. Im Programm waren unter anderem ein Auftritt von Max Giesinger, der „Entencup“ oder Auszüge aus Stücken vom Boulevardtheater. Eine der Schauspielerinnen des Theaters hat sich zwischen den Auftritten Zeit für ein Interview genommen.
Produktion: Melina Israel
Sprecher: Moritz Pedak und David Roßmej
Interview: Melina Israel mit Katharina Eirich
Foto: Lisanne R.
Unsere Kulturhighlights im August
Unsere Highlights im August
Film: Rauschen im Tal bei den Elbfilmnächten
TEDx Dresden
Conor Oberst (Folk Rock) Beatpol
Der Palaisommer
Routine + XXY Voguing im objekt klein a
urban art Festival: LackStreicheKleber
Vor der Kamera: Matilda Nitzling und Barbara Staudenmaier
Hinter der Kamera: Elias Amler
Schnitt: Meike Krauß
Das Sommermuscial Eis Eis Baby in der Comödie Dresden verspricht einen gute Laune Abend mit musikalischen Einlagen aus den 90ern zum Mitsingen. Autorin Meike Krauß war vor Ort und hat sich das Stück für euch angesehen.
Drei Weisheiten habe ich aus dem Stück mitgenommen:
Bei einer Cola Rum Diät kann man in wenigen Stunden ganze Tage verlieren.
Wenn man betrunken Flirtet nimmt man Sachen mit nach Hause, die man eigenlich gar nicht wollte.
Zu viel Sangria sorgt für einen spanischen Akzent.
Alles Sprüche von der deutschen Partytouristin Lucy (Anne Römeth) , die auf Ibiza ihren Rausch ausschläft. Dabei trifft sie auf Jessica (Nina Bülles) aus Bautzen. Sie erfüllt sich gerade ihren großen Traum mit einer eigenen Eisdiele. Die Story ist sehr schnell erzählt und ich glaube ich spoiler nicht zu viel wenn ich euch erzähle: Ja, am Ende klappt es mit der Eisdiele. Aber nicht ohne ein paar Komplikationen. Dafür sorgt Mr. Wehn (Ramón Hopmann), der anstelle von Jessicas liebevollen Neukreationen lieber sein „Crazy Dick“ Eis verkaufen möchte.
Eis am Stil kämpft gegen Limette + Chilli Kombis. Doch nicht nur im Eisparadies gibt es Probleme, sondern auch die Technik spielt nicht ganz mit. Das Mikrofon hat einige Aussetzer und die Hintergrundmusik harmoniert nicht immer perfekt mit den Live Gesang der Schauspieler*innen. Der Veranstaltungsort ist eben doch keine perfekt ausgestattete Theaterbühne. Dafür bietet die Kulisse im Innenhof des Hotel Elbflorenz eine einzigartige Atmosphäre. Der ganze Platz wurde ausgenutzt. Die Schauspielerinnen bewegten sich auch im Wasser und in den Zuschauerreihen. Die Ausstattung von Marlis Knoblauch hat mit Luftmatratzen und Girlanden eine sommerliche Stimmung gemacht.
Doch die Auszeichnung „tolles Musical“ bekommt diese Stück leider nicht. Das Ensemble aus nur vie Personen bekommt keine Tiefe, die Stimmen sind zu dünn. Lediglich Ramón Hopmann sticht hier heraus und zeigt eine tolle Bassstimme. Die Choreographien wirken albern, weil sie nur von zwei bis drei Personen getanzt werden. Hier hätte ich eher inhaltlich gearbeitet anstatt Boy/Girl Band Choreografien nachzutanzen. Gelungen ist das aber bei der ersten Begegnung von Jessica, Lucy und Joe, einem Würstchenverkäufer auf Ibiza. Beim Streit kommen Breakdance Einlagen und das Klettern über die Ausstattung gut zur Geltung. Auch die Songs „Ich wär so gern so blöd wie du“ und „Mr. Wichtig“ von Tic Tac Toe haben hier richtig gut in die Story gepasst. Das war nicht bei jedem Song so. Einige wirkten einfach aufgesetzt, weil doch jetzt mal wieder ein Song kommen müsste.
Schauspielerisch hat Anne Römeth eine tolle Leistung gezeigt, die lebensfrohe Partytouristin hat sich durch das ganze Stück gezogen und ist nie aus der Reihe gefallen. Die Entwicklung von Joe hat sich für mich zu schnell vom Macho zum verliebten Mann gewandelt. Aber er hat sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, als einige Damen im Publikum kreischend seinen Körper kommentierten. Gesanglich wirkte er vor allem in seinem Solo Song gut. Die Figur Mr. Wehn ist vor allem durch seine Tollpatschigkeit aufgefallen, die war manchmal aber doch zu lange ausgespielt, z.B. als er sich in seine Tasche verheddert hat.
Trotzdem bot das Stück viele Lacher mit Bezug auf die 90er. Ach ja damals, als SMS nicht länger als 160 Zeichen sein konnten und das Internet sich noch nicht durchgesetzt hatte. Daher das Fazit: als leichte Gute – Laune Unterhaltung top! Als Musical eher ein Flop.
So richtige Musical Stimmung kam bei mir nämlich erst auf als das Stück schon vorbei war und das Ensemble noch einmal auf die Bühne kam, um eine bunte Mischung aus 90er Songs zum Besten zu geben. Hier möchte ich auch noch die Kostüme von Susanne Weigelt, Sirid Schafranka und Valeria Krieghoff loben, die waren wirklich großartig. Mit Schlaghosen, Crop Tops und Bauchtaschen war wirklich jeder Modetrend auf der Bühne zu finden.
Das Muscial Eis Eis Baby läuft noch bis zum 19. August in der Comöde Dresden.
Text: Meike Krauß
Fotos: Robert Jentzsch (Pressefotos Comödie Dresden)
Schaubudensommer in der Scheune
So blau zeigte sich der Himmel am ersten Wochenende des Schaubudensommers.
Weniger Glück mit dem Wetter hatten die Besucher am zweiten Wochenende des Schaubudensommers. Dafür war jedoch der Kuschelfaktor in den Zelten und Containern definitiv höher. Trotz Regenschauern bildeten sich lange Schlangen vor dem Eingang und den jeweiligen Zelten und Containern.
Das Schöne ist, das trotz all dem ich-will-so-viel-wie-möglich-sehen, oder gerade wegen der langen Schlangen die kribbelnde Aufregung Hand in Hand mit einer gewissen Gelassenheit auftaucht. Gut möglich, das dies auch an der Länge des Schaubudensommers liegt. Schließlich hat man ja 10 Tage Zeit sich alles anzuschauen.
A là Was du heute nicht kannst erleben, morgen geht’s weiter- was ein Segen…
Kulturbeitrag für das Gelände
Bereits der Eintritt aufs Gelände für 3€ Kulturbeitrag lohnt sich sehr. Die Buden, Zelte und Container sind nicht nur von Innen sehr aufregend, sondern auch von außen sehr hübsch anzusehen. Der Duft von Rindenmulch, Geräusche aus den Zelten und neugierige Blicke durch die Vorhänge verbreiten diese Freude, die jedes Kind früher im Zirkus oder auch vor Weihnachten verspürt hat. Die Gestaltung des Platzes teilten dieses Jahr vier KünstlerInnen: Das Künstlerduo Muriel Cornejo und César Olhagaray aus Chile konstruierten fliegende Figuren, Marionetten, die im Winde tanzten und neue Formen annahmen, KETE installierte Feinripphemden als Lampen, Regenschirme als Leuchtballons und Gummipuppen in den Bäumen. Für die Veranstaltungshinweise kreierte Spacke künstlerische Botschaften und Schriftzüge.
Cia. Zero em Conducta
Im Trollhaus überzeugte das spanische Duo Cia. Zero em Conducta mit der Premiere ihrer extra langen Version der Performance um und mit Poubelle. „Poubelle, das kleine Miststück.“
Im Zelt ist es dunkel, auf der Bühne steht ein unordentlicher Tisch: hier zwei Kaffee-to-go-Becher, dort eine Klopapierrolle, eine zerflatterte Broschüre, eine Plastikflasche und bunte Plastiktüten. Das Duo beginnt mit einem Tanz, perfekt synchron bewegen sie sich mit marionettenmäßigen Bewegungen. Dazu wenige Geräusche aus den Lautsprechern, den Rest der Musik übernimmt der Regen der auf das Zeltdach prasselt und die Donnerschläge aus der Ferne. Der Marionettentanz endet mit dem Verheddern der Hände der beiden in einer Plastiktüte. Und langsam formt sich daraus Teil zwei der Performance: Vorsichtig werden diverse Müllgegenstände des Tisches aufgehoben und begutachtet und auf einmal lacht das Publikum los: aus den zwei Kaffeebechern, die über zwei Finger gestülpt wurden, entsteht aus zunächst belanglos gewählten Alltagsobjekten eine Figur, dank der Pappaugen große Ähnlichkeit mit ET. Und los geht das lustige und herzzerreißende Hand- und Fingerpuppenspiel.
Mit Julieta Gascón und José Antonio Puchades (Putxa)
PUNTMOC
Doch schnell rein in das nächste Zelt. In Le Grando Rouge – Zelt beginnt die nächste Vorstellung in wenigen Minuten.
Wieder kommen die Künstler aus Spanien, doch diesmal sind es drei junge Brüder in weißen Hemden: PUNTMOC legen direkt mit geballter Energie los. Ihre Performance funktioniert ohne Drehbuch, ohne Requisiten und ohne Worte. Aus ihren Körpern bilden sie Alltagsgegenstände, verkörpern Persönlichkeiten und covern Bands verschiedener Musikgenres. Hinter mir sitzt ein neugieriges Kind, das bei jeder neuen Pose der Jungs laut in die Runde fragt: „Was soll das denn jetzt sein?“ Doch genau mit dieser Vorstellungskraft der Zuschauer spielt Puntmoc. Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit, Energie und auch Lautstärke verwandeln sich die Figuren und überlassen es dem Publikum, was man sehen möchte.
Mit Héctor, Juli und Guillem Boada
Mauro Paganini
Dann ab zu Mauro Paganini. Der Argentinier erzählt eine Geschichte über Krieg, Liebe, Verzweiflung und Hoffnung mit dem Namen „Lonely Room“, umrahmt von seinen Bewegungen und seiner Musik. Auf der Bühne gibt es mehrere Requisiten, vorrangig Möbelstücke, doch im Laufe der Performance stellen sie sich als Musikinstrumente heraus. So spielt er mal mit einer aus Dosen, Holzleisten und Seiten zusammengebastelten Gitarre und singt sein trauriges Liebeslied in den Lampenschirm an der Decke, oder aber er zupft an einer Art Cello, bestehend aus einem kleinen Schränkchen. Im Programmheft steht, der Protagonist begebe sich “in einem traumähnlichen Zustand außerhalb der linearen Zeit […]auf eine wundersam schaurige Reise“. Mir persönlich jedoch kam es wie eine zusammenhaftende Erzählung, eine Liebesgeschichte vor. Doch sehr real und menschlich und lange nicht so mysteriös wie im Programm angekündigt. Das richtig überraschende und auch verwunderliche bleiben aber die wundersamen Instrumente und der schöne Klang, den sie hervorbringen.
Eins der schönsten Dinge des Schaubudensommers ist, neben und nach all dem Trubel in der Scheune, der Auszug der Band um Mitternacht. Angeleitet vom Direktor, gefolgt von dem Publikums; raus aus der Scheune, rein in die Straßen der Neustadt. Jeden Tag ein anderes Ziel, jeden Tag eine andere Überraschung die dann auf einen wartet.
Auch die Konzerte danach um Mitternacht sind nicht zu vergessen und waren auch dieses Jahr wieder gut besucht und rundeten den bunten Abend perfekt ab.
Rund um, einem Sommer in Dresden ohne den Schaubudensommer in der Scheune, würde etwas fehlen. Alle, die nicht weit weg in den Urlaub fahren, können hier in eine verzauberte Welt eintreten und somit auch Urlaub von der Realität und dem Alltag machen. Es ist wie Urlaub in der eigenen Stadt, machen:
Liebes Schaubudensommerteam, wir freuen uns schon auf nächstes Jahr!
Text: Barbara Staudenmaier
Fotos: André Wirsing – Pressefotos Schaubudensommer