Im Stadtteil Reick im Dresdner Südosten finden wir die Überreste einer alten Dresdner Gasanstalt. Zwei Gastanks stehen noch und in einem der beiden findet nun Kultur statt. Wo sich früher die Kubikmeter ausbreiteten, strömen nun Besucher in den Behälter welcher nun im halbjährigen Wechsel zwei 360 Grad Panoramen des Künstlers Yadegar Asisi beherbergt. „Dresden im Barock“ und „Dresden 1945“. Auf 27 Meter hohem bedrucktem Stoff sieht der Besucher ein immenses Wimmelbild mit vielen versteckten Details. Das Bild „Dresden 1945“ ist eine Moment Aufnahme nach der Bombennacht. Es ist überfüllt mit grauem Schutt. Ein tragischer Anblick. Die Augen sind überfordert von den vielen kleinen Teilchen und nur langsam gelingt es mittendrin einzelne Szenerien zu erspähen. Auf 3000 m² Bildfläche ein zerstörtes Dresden – sonst ein Museum, öffnet das Panometer seine Pforten heute Nacht für eine besondere Veranstaltung. Stühle stehen im Rund und Menschen sitzen gespannt und fein geputzt in froher Erwartung an das was heute Abend passieren soll. Poetry Slam. Ein Wettstreit der Dichter.
Vier der Besten Slammer*innen Deutschlands fassen die Februar Bombardements lyrisch in Worte. Der junge Moderator Christian Meyer schafft es trotz des schweren Themas für eine lockere Atmosphäre zu sorgen. Mit dabei sind Wahl-Dresdnerin Bonny Lycen, Carmen Wegge, Rudi W. Berger – mit 92 Jahren der älteste Slammer Deutschlands und Sven Hensel seinerseits PoetrySlam Meister von Nordrhein-Westfalen.
Der Slam zusammengefasst in einem Poetry:
Beim Eintritt, nach jedem Schritt, ein neuer Blick, immerzu verzwickt.
Rauchschwaden am Himmel, zerbombte Häuser – welch Wimmel
Bild umrundet die Betrachter, beträchtlich nach Details trachtend.
Zu Asisis Kunst gesellt sich Poesie, das ist audiovisuelle Magie.
Poetry Slam im Panometer, Dresden ’45 steht auf dem Tachometer.
Runde eins thematisch offen, es wird bunter Reim vergossen.
Sven Hensel outet sich als Wunderbärchen, erzählt ein Angst-Mut-Märchen.
Carmen Wegge lädt zum Männerabend ein, Held Marco Reus wird dabei sein.
Bonny Lycen torkelt an der Elbe entlang, zur Liebeserklärung einen Hang
und Rudi W. Berger ist auch von der Partie mit der Umweltaktivistin Franzi.
Runde zwei erfordert Dresden ’45 Bezug und somit auch viel mehr Mut.
Eintauchen in Bombenhagel und Tod, undankbare Gedanken – Blutrot.
Sven Hensel als Zeitreisender unterwegs, spricht dreisprachig stets.
Carmen Wegge im Hier und Jetzt, beobachtet Fremdenhass, der verletzt.
Bonny Lycen ist mittendrin, Fliegeralarm und tote Kinder – einfach nur schlimm.
und Rudi W. Berger mit seinen 93 Jahren, will den Zeitzeugenblick wahren.
Respect the poet, so Christian Mayer zu Moderationsbeginn.
Respect the homeless, the current refugee, so der schließende Aussagesinn.
Die Publikumsjury- sechs an der Zahl – hat bei der Wertung die Wahl:
Gewinnerin Bonny beendet die Show mit Luther, Goethe und Tim Bendzko.
Noch bis zum 11. Juni lässt sich das tragische Bild bewundern, dann wird gewechselt und ab dem 17. Juni bestaunt der Besucher wieder das prunkvolle Barocke Dresden.