Im Rahmen der Workshopreihe #nextpress von HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste erhielten journalistisch interessierte Jugendliche Einblicke hinter die Kulissen von BANDSTAND im Februar 2021. Unter professioneller Anleitung des Journalisten Rico Stehfest wurden die Werkzeuge der Pressearbeit erprobt und eigene Artikel zum virtuellen Musikfestival verfasst.
„Mit der wär‘ ich gern befreundet und würd‘ in ihrem Schatten stehen“ – dieser Gedanke kann durchaus auftauchen, wenn man sich das Musikvideo der Leipziger Band „Kapa Tult“ zum Song „Priority Lane“ beim diesjährigen Bandstand Festival anschaut, was in verschiedenen Facetten besonders war. Das alljährliche Popmusikfestival aus HELLERAU stand in diesem Jahr unter dem Stern der Musik-TV-Show und fand am 12. und 13. Februar online statt. Eine Jury wählte 17 spannende Musikprojekte aus Sachsen und Berlin aus, die entweder ein Musikvideo produzierten oder ein kleines Konzert aufnahmen, was dann zusammengefügt und moderiert von Diana Ezerex und Joana Tischkau, als Show auf hellerau.live gestreamt wurde.
In der weiten Wüste der neuen Streamingformate überkommt mich gern die Müdigkeit, das Einschalten ins kulturelle Online-Event kostet häufig Überwindung, besonders bei der Flut an Angeboten. Doch als das bei Bandstand geschafft war, hat der musikalische Input, den ich sonst von guten Freund:innen bekomme, kleine Euphorie-Wellen bei mir ausgelöst. Bandstand ist für mich am Freitag zum Musikbuddy geworden, der einen etwas anderen Musikgeschmack hat als ich, durch den ich mich jedoch in neues Terrain begeben habe.
Bandstand wagte mit dem Motto „Return of the Musicvideo“ einen Schritt zurück in die 90er und machte für mich dabei gleichzeitig einen Schritt nach vorn mit ultra-zeitgenössischen Musikprojekten. Zwei Abende, an denen Vergangenheit und Zukunft in der Gegenwart verschmelzen. Vielleicht ist das ja ein neues Bandstand-Geheimrezept? Wenn ich mir was wünschen dürfte, dann vielleicht, dass Bandstand auch in den kommenden Jahren sowohl den Blick zurück als auch nach vorn richtet.
Meine Highlights des dreitägigen Bandstands waren kleine unauffällige „Brücken“ zwischen den einzelnen Musikprojekten, wie beispielsweise im Musikvideo von Kapa Tult, indem die Sängerin ein Feuilleton liest. Was wäre nahe liegender, als den Beitrag von „Das Feuilleton“ folgen zu lassen?
Getrübt wurde das Bandstand-Fieber für mich durch das zeitliche und emotionale Kollidieren mit dem Gedenktag am 13. Februar, der von Seiten HELLERAUs allerdings nicht unbetont blieb. Das Bündnis Dresdner Kulturhäuser WOD („Weltoffenes Dresden“), indem HELLERAU sich rege beteiligt, beging die Erinnerungswoche mit einer Plakataktion in der Stadt.
Dankbar, dass das Festival in diesem pandemischen Jahr einen Beitrag für den Erhalt von Kultur leistete und als musikalisches Kind der Achtziger (obwohl ich erst 20 Jahre später die Erde betrat), werde ich die Entwicklung von Bandstand weiterhin mit Spannung und Neugier beobachten.
Autorin: Eleanor Müller
Veröffentlichung: Elisa Kneisel und Eleanor Müller
entstanden im Rahmen von Bandstand 2021
Foto: Tine Jurtz (Band: Die Arbeit)