nach Manja Präkels ~ in einer Fassung von Nils Zapfe
Die Protagonistin Mimi wächst, getragen von einer vermeintlich idyllischen Kindheit, in der DDR auf. Ihre systemtreue Mutter prägt ihre jungen Jahre sehr, sodass Mimis Jugend von sozialistischer Pflichterfüllung getrieben ist, wobei die Frage nach dem Warum lange nicht gestellt wird. Während sie die Geschichte Ernst Thälmanns im Unterricht frei wiedergibt, unterbricht sie ein Mitschüler und versucht sie zu korrigieren. Die, durch das Gefühl ertappt worden zu sein, ausgelöste Scham, lässt sie mit Gewalt antworten. Anders als erwartet, wartet keine Bestrafung auf sie, sie wird für ihr Verhalten belohnt und ausgezeichnet, was Mimi ungewöhnlich erscheint, in ihr aber nicht den Wunsch nach Aufklärung aufkommen lässt. Kritische bis spöttische Kommentare das sozialistische System betreffend, spricht ihr Freund Oliver des Öfteren aus. Trotz dieser Reibereien entsteht zwischen den beiden eine Freundschaft, die besonders beim heimlich gemeinschaftlichen Essen von Schnapskirschen auf Familienfeiern zelebriert wird. Erste Brüche erfährt die Beziehung der beiden, als Oliver bereitwillig zusieht, wie Mimi von einer Gruppe älterer Jungs gemobbt wird. Dies hört erst auf, als Mimi selbst zur Mobberin wird und jahrelange Freunde nun mit den Schulhof-Tyrannen über Felder jagt. Auch sie, die Musterschülerin, wird wie alle anderen von dem Gefühl getrieben, nicht die Aussätzige sein zu wollen. Mit dem Alter kommt die Reflektion und sie distanziert sich von diesem Verhalten. Die Mauer fällt und alles scheint sich zu wandeln, so auch die Jugend. Mimis Umfeld scheint nur noch aus Punks und Skins zu bestehen, die sich unentwegt bekriegen, wobei die zweiteren klar die Oberhand behalten. Oliver, durch sein Umfeld beeinflusst, wird führender Teil dieser Gruppe und bekommt den Spitznamen Hitler. So stirbt Oliver für Mimi, von nun an ist er Hitler. Die Streitigkeiten der beiden Konfliktparteien schaukeln sich nach und nach so hoch, dass eine Person ihr Leben verlieren wird.
Das Stück erzählt sehr fein und authentisch die Geschichte eines Kindes, das zwischen BRD und DDR aufwächst. Mimi versteht teilweise das Verhalten ihrer Umgebung nicht, was in der Erzählung zu einer sehr neutralen Sicht der Dinge fernab von Ideologiekämpfen führt. Sie verteidigt Ernst Thälmann mit ihren Fäusten, jedoch keinesfalls aus sozialistischer Pflichterfüllung. Zudem geht das Stück auf die Macht der Gruppendynamik ein. Wie aus Freunden Feinde und aus Feinden Freunde werden und Ideologien sich, ohne zu hinterfragen, ausbreiten. Mimi ist ein Kind, das Halt in einer eigenen, selbst gesponnenen Geschichte sucht – rechtsextreme Tendenzen ihres Umfeldes bleiben Mimi dabei lange verborgen. Erst als ihr Jugendfreund Oliver zu „Hitler“ mutiert, fallen die Schleier der Geschichte. Nichts ist wie es vorher war. Skins gegen Punks und Ost trifft auf West.