Ein kaputter Kronleuchter. Weinflecken. Ein Mann ohne Hose. Eine Frau im Hochzeitskleid. Eine Bühne. Die Anfangszenerie von LIEBE OHNE LEIDEN zeichnet das Ende von vielleicht so manchen unüberlegten Hochzeiten und den Anfang einer musikalischen Hochzeitskomödie.
Gezeigt wird die Geschichte eines jungen Paares vor dem Altar, ihrer eher chaotischen und egozentrischen Hochzeitsgesellschaft, einem exzentrischen Pfarrer und dem Schicksal eines Oberkellners, der als Fadenspinner versucht alles im Zaum zu halten und jegliches unüberlegtes Handeln zu verhindern. Doch wie es natürlich kommen muss, eskalieren die Konflikte explosionsartig und hinterlassen eine verwüstete Szenerie.
Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass diese Komödie von seiner Musik lebt. Klassiker, von einer Live Band begleitet, wie „Über 7 Brücken musst du gehen“ von Karat, oder eben auch „Liebe ohne Leiden“ von Udo Jürgens sind manchmal mehr und manchmal weniger geschickt in die Geschichte eingearbeitet. Diese Form des Musiktheaters bietet dem Publikum nicht nur Einsicht in die Schauspielkunst der Darstellenden, sondern verwöhnt es mit kraftvollen und emotionalen Stimmen. Besonders eindrucksvoll war für mich in diesem Zusammenhang die Darbietung von Holger Hübner, der den Vater des Bräutigams spielte, sowie von der Mutter der Braut, Nadja Stübiger.
Trotzdem, das muss ich aus meiner Jugendperspektive sagen, ist das Stück nur witzig, wenn man alle oder zumindestens die meisten Lieder kennt, das können keine Momente der Situationskomik oder besonders lustige Lachen aus dem Publikum wettmachen. Ja natürlich wurden aktuelle Stücke hereingeschoben wie „Hello“ von Adele oder „Der Rest meines Lebens“ von Kummer und Max Raabe, aber sie blieben in der Unterzahl. So muss ich sagen, dass es nicht direkt ein Stück für den Teil der Jugend ist, die sich nicht mit dem Musikgeschmack der Elterngeneration identifizieren kann. Schade eigentlich.
Dennoch gibt es wirklich gut gelungene Aspekte dieser Komödie. Besonders bemerkenswert gestaltet ist dabei die meist unkommentierte Skurilität bestimmter Ereignisse, bei denen man sich immer wieder Fragen aufkommen wie: „Was macht Bigfoot hier?“ oder „Was kann denn nur in dieser Box sein!?“ Oder auch die Interaktion mit dem Publikum z.B. zum Übergang in die Pause. Auch die Botschaft am Ende „What the world needs now is love“, gemeinsam gesungen von allen Figuren, zählte zu meinen Highlights des Abends. Dadurch wurde ein gelungener Kontrast zum vorherigen Verhalten der Figuren geschafft und vermutlich gleichzeitig ein Appell an alle Zuschauenden versteckt.
Zusammenfassend lässt sich für mich sagen, dass LIEBE OHNE LEIDEN ein Stück voller Höhen und Tiefen war, manchen überraschenden Wendungen und dann doch auch wieder schon x-mal gesehenen Humortechniken. Aber wer weiß? Schaut es euch an und bildet euch eure eigene Meinung!