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Wenn der Hellerauer Tanzteppich in Flammen steht: „Floor on Fire – Battle of Styles“

Ballet, Contemporary, Voguing und Breakdance: Tänzer*innen dieser Tanzstile trafen am Samstag in Hellerau aufeinander um bei „Floor on Fire – Battle of Styles“ gemeinsam gegeneinander anzutreten. In insgesamt sieben Battles ging die Tanzfläche im Großen Saal des Festspielhauses zum wiederholten Mal in Flammen auf. Es wurde kombiniert, improvisiert, gejubelt, geklatscht, gestampft, Musik gespielt, aber vor allem mit aller Leidenschaft getanzt.

Es ist 17:30 Uhr, zehn Tage vor dem Ende des Jahres 2019, der Parkplatz des Europäischen Zentrums der Künste Hellerau ist voll, vor und im Festspielhaus tummeln sich die Zuschauer. Hier treffen sich Alt und Jung, Tanzbegeisterte und jene, die sich zum ersten Mal eine solche Veranstaltung anschauen, alle hatten sie das Glück, schnell genug eine Karte für die Veranstaltung bekommen zu haben. 20 Minuten später öffnen sich endlich die Türen des Großen Saals und die Leute verteilen sich auf die zwei Tribünen, links und rechts der Tanzfläche. Neben dem Tanzteppich, der an den Ecken, in denen gleich die Teams ihre Positionen einnehmen werden, rot ist, steht DJ Kid Cut und bereitet sich auf den bevorstehenden Abend vor. Vorbereitung: eine Sache, die den Tänzer*innen bei Floor on Fire im Laufe des Abends fehlen wird…

18:00 Uhr ist es dann endlich soweit. Die beiden Moderatoren begrüßen das Publikum und stellen die vierköpfigen Teams der verschiedenen Tanzstile vor: Balletttänzer*innen der Staatsoperette, Vertreter*innen der zeitgenössischen Tanzszene in Dresden, die Contemporary tanzen, Voguing-Tänzer*innen des House of Saint Laurent (früher bekannt als House of Melody)  und Mitglieder der ostdeutschen Breakdance Crew „The Saxonz“. In vier kurzen Choreografien stellen sie ihre verschiedenen Tanzrichtungen vor und geben dem Publikum schon einen kleinen Vorgeschmack auf den Abend.

Während sich die Tänzer*innen nun kurz wieder zurückziehen, erklären die beiden Moderatoren das Prinzip von Floor on Fire: Bei dem Format, welches 2015 von Hellerau und „The Saxonz“ ins Leben gerufen wurde, geht es darum, die Individualität und Vielfalt des Tanzes zu zeigen. Es werden Tänzer*innen ganz verschiedener Stile und Ästhetiken zusammengewürfelt, um zu Musik, die sie vorher nicht kennen, gemeinsam zu improvisieren und in Battles gegen die anderen Teams anzutreten. Über Gewinner und Verlierer entscheidet eine Jury, in der Kathrin Kondaurow (Intendantin der Staatsoperette), die European Mother Leo of House Saint Laurent, Helge-Björn Meyer, Leiter der Servicestelle FREIE SZENE, und ein Tänzer der Crew „Söhne des Kreises“ sitzen. Das fünfte Jurymitglied, ein zufällig ausgewählter Zuschauer, erfährt jetzt erst von seinem Glück, auf einem der roten Stühle sitzen zu dürfen, von denen aus im Laufe des Abends die Entscheidungen gefällt und verkündet werden sollen.

Dann starten auch schon die ersten Battles. Paare mit Tänzer*innen unterschiedlicher Stilrichtungen, die zwei Stunden vor der Aufführung wahrscheinlich zum ersten Mal gemeinsam getanzt haben, präsentieren ihr Können. Ein Tänzer sorgt mit Weihnachtspullover und- Mütze für eine weihnachtliche Atmosphäre und sogar für den einen oder anderen Lacher im Publikum. Wenn man sich die Tanz-Kombinationen so anschaut, hätte man am liebsten alle behalten und zum gemeinsamen Tanz auf den Tanzteppich gelassen, aber nach den dreirundigen Battles muss leider immer ein*e Tänzer*in die Bühne verlassen. Viermal entscheidet die Jury, welches Team gewinnt und sich eine*n der gegnerischen Tänzer*innen aussuchen darf, um im Halbfinale wieder anzutreten.

Nun ist sie auch schon um, die erste Stunde beim Battle of Styles. Den Zuschauer*innen wird die Gelegenheit gegeben, sich etwas zu essen oder zu trinken zu holen oder den Tanzteppich zu betreten, während backstage das Halbfinale Thema ist. Nach der Pause geht es allerdings noch nicht direkt weiter. Zuerst gibt es einen kleinen Wettbewerb, bei dem jede*r Zuschauer*in einmal über die Bühne laufen, tanzen oder springen darf und die Chance hat, einen Workshop bei Mother Leo of House Saint Laurent in der TENZA-Schmiede zu gewinnen. Die kleinste der mutigen Zuschauer*innen hat, dem Beifall nach zu urteilen, klar die Sympathie des Publikums gewonnen.

Im nun anstehenden Halbfinale tanzen immer drei Tänzer*innen zusammen, die sich als Sieger am Ende zwei weitere Tänzer*innen des anderen Teams aussuchen, die sie im Finale unterstützen dürfen. In den fünf Runden der zwei Battles sieht das Publikum ein weiteres Mal, wie vielfältig Tanz sein kann und wie gut sich die verschiedenen Stile kombinieren lassen. Leider gab es eine kleine Meinungsdifferenz zwischen dem einen Gewinnerteam und dem Publikum bei der Auswahl der Tänzer für das Finale. Denn entgegen den Wünschen der meisten Zuschauer*innen entschieden sich die Tänzer*innen gegen Alexei C. Bernard von der Staatsoperette, der sich daraufhin mit einem wunderbaren Stepptanzsolo verabschiedete.

Nachdem nun auch noch einmal die Jury in einem kleinen Interview zu Wort gekommen war, war es endlich Zeit für das große Finale des letzten Floor on Fire 2019. In 5 Runden setzten die 10 Tänzer ein letztes Mal den Tanzboden in Flammen und es kristallisierte sich endgültig das Gewinnerteam heraus.

Doch eigentlich gab es bei Floor on Fire – Battle of Styles am 21.12.2019 nur Gewinner. Natürlich lebt ein Wettbewerb von der gegenseitigen Konkurrenz, dem Übertrumpfen, dem „noch eins draufsetzen“, aber dieser hier zeigt besser als viele andere, dass es nicht um die Spaltung in Gewinner*innen und Verlierer*innen geht. Wenn das Publikum, die Tänzer*innen und alle anderen Anwesenden am letzten Samstag eins gelernt haben, dann, dass die Verschiedenheit und Individualität den Tanz – aber das lässt sich auch auf viele andere Dinge im Leben übertragen – zu etwas ganz besonderem macht, vor allem, wenn es darum geht, zu kombinieren und zu vereinen. Das ist aber nicht alles, was die Tänzer*innen mit auf den Weg gaben. Sie und DJ Kid Cut sorgten für eine hervorragende Stimmung, die dann auch in der Aftershowparty viele Zuschauer*innen auf dem Tanzteppich teilen konnten.

Nach dem Ende des Wettbewerbs blieb glücklicherweise noch die Zeit für ein kurzes Gespräch mit Alexei, dem Zuschauerliebling im Weihnachtspullover. Er stammt aus Sydney, hat dort im Alter von vier Jahren mit dem Stepptanz begonnen und übt diese Leidenschaft nun mit Perfektion aus. Inzwischen arbeitet der 26-jährige an der Staatsoperette in Dresden als Balletttänzer. Auf die Frage, wie es sich anfühle, Zuschauerliebling zu sein reagierte er äußerst erfreut, da er seinen Beruf aus Liebe zur Kunst des Tanzes gewählt hat, was man ihm auch anmerkt.

Das Format von Floor on Fire, die scheinbar kuriose Zusammenstellung verschiedener Tanzstile, ist nicht ohne Grund jedes Mal schon in weniger als 30 Minuten nach der Ticket-Freischaltung restlos ausverkauft. Das etwas andere Tanzbattle ist auf jeden Fall einen Besuch wert und vielleicht ja auch ein gutes Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenk, denn was ist schöner als gemeinsam und mit Spaß verbrachte Zeit?

 

Text: Ingrid Hering und Gabriel Muck

Bilder: Stephan Floss