Zum zweiten Mal trafen sich wissbegierige Menschen in Dresden um den neusten Ideen und Gedanken unter dem Motto „Embrace the Future“ zu lauschen. Im Gegensatz zum letzten Jahr, als die Konferenz erstmalig in Dresden mit 100 Teilnehmern im Societätstheater stattfand, konnten dieses Jahr über 700 Teilnehmer dem Spektakel in der neuen Staatsoperette im Kraftwerk Mitte beiwohnen.
TED ist eine Non-Profit-Organisation ursprünglich aus den Staaten kommend, die sich zum Ziel genommen hat, Ideen die es wert sind, kostenlos der Weltgemeinschaft zur Verfügung zu stellen. Die Talks, die bei der Konferenz mit aufgezeichnet werden, sind danach auf Youtube für alle einsehbar. Bei TEDxDresden steht das x für ein unabhängig organisiertes TED Event. So darf das TEDxDresden-Team, das aus einer Hochschulgruppe 2015 hervorging den Namen und die Strukturen des Vorreiters übernehmen, auch werden die Videos über Youtube zugänglich gemacht, aber die Organisation und auch Finanzierung erfolgt unabhängig von dem Original TED.
Das charakteristische aller TED-Talks ist, dass die Ideen auf einen circa 20Minuten Umfang reduziert sind, frei vorgetragen werden und zum Teil mit digitalen Mitteln begleitet werden.
Die 14 Talks der TEDxDresden Konferenz 2017 zum Thema sinnvolle Zukunftsgestaltung waren in drei Sessions eingeteilt die sich auch thematisch etwas unterschieden. So war der erste Teil eher sozialgesellschaftlich, der zweite mehr technisch-naturwissenschaftlicher Art und der dritte eher kreativ organisiert.
So gab es Ideen, wie man die Angst vor der Zukunft reduzieren kann, sich auch auf unerwartete Situationen vorbereiten kann. Etwa durch Improvisationstheater, wie uns Stefan Scherbaum demonstrierte oder aber auch durch gemeinsames musizieren, wie die Jazzpianistin Ilka Kraske am großen Flügel zeigte.
Wir seien die erste Generation, der es möglich sei, absolute Armut weltweit abschaffen zu können, doch würden wir mit unserem aktuellen Finanzsystem daran scheitern, so Stefan Brunnhuber, ein Ökonom und Professor für Psychologie. Die marokkanische Eisenbahn-Ingenieurin Khadija Ihsane deutete anhand ihrer eigenen Geschichte und Erfahrung an, dass Integration und somit auch Zukunftsbildung nur mit sehr viel Motivation und Ehrgeiz funktioniert. Patricia Flor, Leiterin für Internationale Ordnung, Vereinte Nationen und Rüstungskontrolle beim Auswärtigen Amt, sprach zum Thema wozu es wir die UNO in Zukunft noch brauchen werden, dass ein paar Organe, wie der Sicherheitsrat dringend reformiert werden sollte und letztendlich darüber, wie toll und wichtig die UNO sei.
Von Reformation gewisser Strukturen sprach auch Thomas Galli, ein Rechtsanwalt, Autor und ehemaliger JVA-Direktor. Die Kriminalität der Zukunft, sollte nicht mehr mit Freiheitsentzug einhergehen. Dass wir hier in Deutschland auf einem sehr hohen ziviliatorischen Niveau leben, sollte besser genutzt werden, indem man eine wirkliche Resozialisierung der Straftäter erzielt. Dies funktioniere besser durch neue Technologien, wie beispielsweise der elektrisch überwachte Hausarrest, als durch Freiheitsentzug. Das Maß an Bestrafung, sollte der Straftat angepasst werden und auch für die Opfer solle mehr getan werden.
Der Professo für digitale Systeme Manfred Hill sprach über die Arbeit an und mit Robotern und brachte den humanoiden Roboter Myon mit. Zum Highlight winkte der Roboter mit beiden Armen und in der Pause konnten Selfies mit ihm gemacht werden. Ab nächstem Jahr wird ein spezieller BA-Studiengang mit dem Schwerpunkt Robotik in Berlin angeboten werden.
Hilfsbereitschaft sei auch in Zukunft ein wichtiger Aspekt gesellschaftlichen Zusammenlebens und auch die Form der Angebote solle digital vernetzt werden, so Johannes Bittner von der Bertelsmann Stiftung.
Andrea Horn und Saskia Rudolph, Vertreterinnen einer neuen positiven Psychologie sprachen darüber, was das Leben lebenswert macht und das feste Beziehungen auch in der Zukunft unser Wohlbefinden stark prägen werden.
Ein wirklich interessantes Projekt wurde von der jungen Architektin Marcella Hansch vorgestellt, die in ihrer Masterarbeit ein Modell ausdachte, mit dem man Plastikstrudel im Meer beruhigen kann, um somit auch die Mikroplastikteilchen entfernen zu können und die daraus das Startup Pacific Garbage Screening e.V. gründete.
Für Unterhaltung sorgten Alexander Leymann, der als Theoretischer Physiker und leidenschaftlicher Jongleur den mathematischen Part der Jonglage darstellte, Scott Aaronson, Informatiker aus Texas, der uns auf lustige Art und Weise erklärte was ein Quantumcomputer NICHT sei, Sebastian Linda, passionierter Skater und Filmmaker, der anhand seiner Geschichte und Filmausschnitten zeigte das man Fehler machen lernte und sich dessen nicht schämen muss und zum Abschluss Julius Fischer, Kabarettist aus Leipzig, der einen humorvollen Text über den Witz in 100 Jahren aus seinem Buch „Ich hasse Menschen“ vorlas.
Der Abend war schnell vorbei, dank der kurzen Zeiträume, die jedem Sprecher gegeben worden sind, doch leider konnte das Moderatorenduo aus Melissa Sikosana und Christian Kress nicht wirklich überzeugen, da die Übergänge zwischen den einzelnen Talks oft zu abrupt waren und auch die gewollte Lässigkeit a la „Whats was the next talk again?“ nicht glaubwürdig rüber kam.
Allgemein bin ich etwas von dem Thema enttäuscht. „Embrace the Future“ kann alles sein, aber auch nichts. Manchen der Redner viel es schwer, einen roten Faden zum Thema zu halten. Es waren alles interessante Talks, aber meiner Meinung nach manchmal nicht ganz so treffend zum Thema. Ich persönlich hatte andere Vorstellungen der Themen, dachte an konkretere Beispiele, wie Technologien in den Bereichen Elektroautos, Autonomes Fahren oder auch Energien der Zukunft, Kultur in der Zukunft, inwiefern sich unser Konsumverhalten ändern würde.
Trotzdem bleibe ich begeistert von TED- Konferenzen und speziell, dass es hier in Dresden so ein großes Interesse an Ideenaustausch und fortschrittlichem Denken gibt und freue mich auf das nächste Jahr in der Hoffnung, dass das Thema vielleicht etwas eingegrenzt wird und die einzelnen Talks passender ausgewählt werden.