Vor 190 Jahren wurden die Palmsonntags-Konzerte eingeführt. Ursprünglich waren sie als Benefizkonzert gedacht, um Hinterbliebenen von verstorbenen Musikern finanziell unter die Arme zu greifen. Reinhard Goebel leitet diese Konzerte jetzt seit 5 Jahren in der Semperoper. Dieses Mal wurde von der Sächsischen Staatskapelle Dresden und von dem Dresdner Kammerchor das Oratorium „Holder Friede, heilger Glaube“ und „Dettinger Te Deum“ aufgeführt. Vorher gab es vom Dirigenten eine ziemlich interessante Einführung zu den Stücken und Komponisten.
Georg Philipp Telemann
„Holder Friede, heil`ger Glaube“ ist ein Oratorium zum Andenken an den 200 jährigen Religionsfrieden und wurde von Telemann geschrieben. Dieses Jahr wurde es anlässlich seines 250. Todestages aufgeführt. Telemann hat über 3000 Musikstücke geschrieben, darunter 1600 Kantaten. Wenn man die Noten zählt, um so den Anspruch der Stücke mit denen von Johann Sebastian Bach zu vergleichen, wären es nur 208 Kantaten. Telemann schrieb viele Übungsstücke für Anfänger und für normale Bürger, um sie nach dem Krieg wieder an die Musik heran zu führen. Außerdem schrieb er Tafelmusiken, welche manchmal auch über 6 Stunden gehen konnten. So konnte man sich die Festmusik des Königshauses in die Bürgerliche Stube holen. Telemann schrieb auch Musik für Dresden, welche sehr virtuos war. Telemanns Werke sind unter den historischen Aspekten zu sehen und zu spielen, wegen musikalischer Besonderheiten würde man sie jetzt eher nicht aufführen.
Händel
Händel schrieb auch Staatsmusik. Die Instrumente und Musik symbolisieren den Krieg. Zum Beispiel Trompetenfanfaren als „Kommunikationsmittel aus der Handy-freien Vorzeit“. Er war musikalisch mit Bach verbunden und mit Telemann befreundet. Deshalb hat er auch Teile aus der Tafelmusik Telemanns verwendet, als er in einer Schaffenskrise steckte. In dem heutigen Werk werden die Arien vom Chor gesungen, da die Räumlichkeiten, in denen es damals gesungen wurde, für Solosänger zu groß gewesen wären. In den Chören wird ein winzig kleiner Textabschnitt immer wieder gesungen bis man meint, es müsse eigentlich jetzt gleich zu Ende sein – und dann dauert es aber noch sehr lang. Diese Stücke sollen die großen Engelschöre symbolisieren, welche sich singend vor Gott verbeugen.
Holder Friede, heil`ger Glaube
Den vier Solosängern wurden verschiedene Rollen zugeteilt. Die Religion wurde von Daniel Ochoa (Bariton) gesungen, der Friede von Sophie Karthäuser (Sopran), die Geschichte von Martin-Jan Nijhof (Bass) und Lothar Odinius (Tenor) sang die Andacht. Im kompletten Stück war die Begleitung eher ruhig und erhaben. Außerdem konnte man die Texte auch in der Musik hören. Wenn von Donner, Blitz und Gewalt gesungen wurde, wurde die Musik auch sehr aggressiv und man hat diese förmlich herausgehört. Der Abschluss war sehr pompös und es ging mit unglaublich viel Applaus in die Pause.
Dettinger Te Deum
Was mir als erstes auffiel, als die Musiker nach der Pause den Saal betraten, war, dass es mehr Trompeten gab als vorher. Die Musik war sehr pompös und erinnerte an einen Marsch. Der Chor sang englisch und ich war positiv von der guten Textverständlichkeit überrascht, was an der guten Aussprache des Chores lag. Beim Schlussstück haben die Solisten im Chorgesang mitgesungen und das ganze Orchester hat gespielt. Es war ein sehr würdiger und schöner Schluss des Abends.
Das Ende eines jeden Konzertabends bildet natürlich der Applaus der Zuhörer. Dieser ist auch dieses mal nicht gering ausgefallen. Es wurden noch einmal alle Solisten auf die Bühne geholt. Das Orchester und der Chor mussten oft aufstehen und sich verbeugen. Dann wurde auch noch Michael Käppler auf die Bühne geholt. Er hat das Abendprogramm mit dem Kammerchor einstudiert. Ich habe den ganzen Abend genossen und fand die Veranstaltung wunderschön.